In den letzten drei Jahrzehnten ist es gelungen, die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft zu senken. Der Agrarbericht 2024 zeigt dies in Zahlen, denn seit 30 Jahren werden die Auswirkungen der einheimischen Lebensmittelproduktion anhand diverser Indikatoren erfasst. Das Jubiläum lädt ein, Bilanz zu ziehen – und für das Erreichte Lob auszusprechen.
Fast drei Viertel weniger
Zu den Erfolgen gehört die Reduktion des Phosphorbilanzüberschusses, die das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) mit 74 % beziffert. Die Entwicklung (siehe Grafik rechts in der Mitte) verläuft in den ersten Jahren nach der Einführung der Direktzahlungen zur Abgeltung ökologischer Leistungen bemerkenswert steil. Damals, Anfang der 1990er-Jahre, sei der Einsatz von Mineraldünger bei fast gleichbleibenden Erträgen leicht zurückgegangen. «Die Tendenz verstärkte sich Mitte der 1990er mit der zunehmenden Beteiligung an der integrierten Produktion und der Ankündigung des ÖLN», so der Agrarbericht 2024. Die Ammoniakemissionen sind in den letzten 30 Jahren einigermassen kontinuierlich um insgesamt 23 % gesunken. «Es bleiben Herausforderungen bei den Verlusten von Stickstoff sowie bei den Treibhausgasemissionen», hält das BLW fest. «Die Entwicklung ist sehr positiv», resümiert BLW-Direktor Christian Hofer vor den Medien. In gewissen Bereichen sei die Geschwindigkeit der Fortschritte allerdings etwas verlangsamt – auch aus diesem Grund habe das Parlament die Absenkpfade beschlossen, und es gebe entsprechende Unterstützungsprogramme vonseiten Bund.
Dass Landwirte auf Signale aus der Politik nach wie vor reagieren, zeigt ihre hohe Beteiligung an den neuen Produktionssystembeiträgen (siehe Grafik). Das BLW münzt dies als Zeichen für die Bereitschaft der Basis, die Herausforderungen einer standortgerechten und nachhaltigen Produktionsweise anzunehmen.
Das Bundesamt ist sich aber auch der Schattenseiten der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln bewusst. Durch den Rückzug bestimmter Wirkstoffe sei der Schutz der Kulturen anspruchsvoller geworden. «Daran müssen wir sehr stark arbeiten. Sonst erreichen wir zwar die Umweltziele, müssen aber mehr importieren.», betonte Christian Hofer und wies die Medienschaffenden ausserdem auf den grossen Einfluss des Wetters hin, wenn es um die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln geht.
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Höhere Produktionskosten
Herausforderungen stellen indes nicht nur Umwelt und Politik dar, sondern auch der Markt. Insgesamt ist der Produzentenpreisindex nach Angaben des BLW 2023 um 1,5 % gestiegen. Lohnender waren demnach Milch und Schweinefleisch mit gestiegenen Produzentenpreisen, während sie beim übrigen Schlachtvieh und im Eiersektor sanken. Ölsaaten, Futtergetreide und gewisse Gemüsesorten wurden im vergangenen Jahr preislich weniger attraktiv, bei Kartoffeln und Kernobst seien positive Tendenzen zu beobachten gewesen. Aber es schleckt keine Geiss – und auch keine Milchkuh – weg: Die Preise für landwirtschaftliche Produktionsmittel sind um 1,8 % in die Höhe geklettert. Diese Zunahme übersteigt also die Steigerung des Produzentenpreisindex, «damit sind die Produktionskosten für die Landwirtschaft gestiegen», schlussfolgert das BLW.
Trotz allem zufriedener
Den Faktor Mensch darf man bei allen Indikatoren nicht vergessen. Eine Umfrage unter 262 Personen aus bäuerlichen Haushalten hat ergeben, dass diese Bevölkerungsgruppe ein leicht stärkeres Gefühl von Unsicherheit empfindet. Auch sind sie erschöpfter als der Durchschnittsschweizer oder die Bewohner ländlicher Vergleichshaushalte. Alles in allem zeigte sich die bäuerliche Bevölkerung aber insgesamt am zufriedensten mit ihrem «aktuellen Leben». Im Weiteren seien Bäuerliche politisch interessiert und beteiligten sich am häufigsten an Wahlen und Abstimmungen, wobei sie eine klar «rechtere» Haltung einnähmen als andere Gruppen, so der Agrarbericht.
Trend geht weiter
Auch wenn Landwirt(innen) mit ihrem Leben laut obiger Umfrage relativ zufrieden sind, werden nicht alle Betriebe weitergeführt. Wie schon in den letzten Jahren setzt sich auch 2023 der Rückgang der Anzahl Höfe fort, dieses Mal beläuft sich das Minus auf 625 Betriebe oder 1,3 %. Damit gibt es Stand 2023 noch 47 719 Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz, die durchschnittliche LN steigt um 28 Aren auf 21,8 ha. Mittlerweile werden 7,3 % aller Betriebe von einer Frau geleitet.
Die Biolandwirtschaft dehnt sich weiter aus und wird 2023 von 7896 Betrieben (+77 Höfe bzw. 30 %) auf 19 % der landwirtschaftlichen Flächen betrieben.
