Es sei ein sehr anspruchsvolles 2021 gewesen, meinte Vizepräsident Marc Binder an der von 90 Personen besuchten Generalversammlung von Swiss Tabac vergangene Woche unter Leitung von Fabrice Bersier. Dieses Jahr gastierte der Verband der Tabakproduzenten in der Zentralschweiz in Sursee, nicht weit weg von einer Produktionsstätte für Tabakwaren, der Japan Tobacco International (JTI) in Dagmersellen LU, wo täglich 53 Mio Zigaretten hergestellt und in 25 Länder exportiert werden.
27 Milliarden Zigaretten
Der Marktanteil von JCT liegt allerdings nur bei 18 Prozent. Grösster Zigarettenproduzent der Schweiz ist Philipp Morris, Neuenburg, mit einem Marktanteil von 43 Prozent vor British American Tobacco aus Boncourt JU mit 39 Prozent, gemäss Zahlen vor Jahren. Schweizweit wurden letztes Jahr rund 27,3 Mia Zigaretten produziert, davon 19,1 Mia exportiert. Der Selbstversorgungsgrad mit Inlandtabak liegt bei gut 9 Prozent.
Tiefe Erträge, gute Qualität
Noch nie in der Geschichte des Inlandtabaks sei die geerntete Menge so tief gewesen wie im Vorjahr. «Es war wohl das schlechteste Tabakjahr», meinte Binder. Durch die vorherrschenden Wetterbedingungen und die Hagelzüge fiel die Erntemenge im Jahr 2021 mit 588 Tonnen oder 1500 kg pro ha rund 40 Prozent tiefer aus im langjährigen Schnitt. Die Qualität erreichte jedoch ein erfreuliches Niveau, was dazu führte, dass ein ausbezahlter Durchschnittspreis über dem Zielpreis realisiert werden konnte, nämlich 16,32 Franken pro Kilo getrocknete Blätter. Die Mengenbeschränkung für das laufende Jahr wurde auf 2500 kg pro ha erhöht.
Schweizweit gibt es noch 134 Landwirte, welche auf rund 404 ha Tabak anbauen, 85 Prozent in der Westschweiz. Die Anzahl Produzenten ist seit vielen Jahren rückläufig, im vergangenen Jahr kehrte allerdings nur ein Bauer dem Anbau den Rücken. Ende des zweiten Weltkrieges gab es noch 6000 Pflanzer mit einer Anbaufläche von 1450 ha. Vor 20 Jahren wurden auf 329 Landwirtschaftsbetrieben noch rund 650 ha Tabak angepflanzt.
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Keine jungen Erntehelfer
Der Tabakanbau ist mit einem Bedarf von 1200 Arbeitsstunden pro Hektare eine sehr arbeitsintensive Kultur. Dadurch sind für die Betriebe saisonale Aushilfskräfte unumgänglich. Im März dieses Jahres wurde dem Verband von Seiten der Verarbeiter mitgeteilt, dass für die Saison 2022 keine Arbeitskräfte unter 15 Jahren eingesetzt werden dürfen. «Somit wird den Jugendlichen, die während der Sommerferien zu einem fairen Lohn in der Tabakernte mitgeholfen haben, der damit erhaltene Einblick in die Landwirtschaft verwehrt», bedauerte ein Landwirt aus der Versammlung.
Zehn Jahre Absatzgarantie
Der inländische Bedarf an Zigaretten ist im Jahr 2021 um knapp zwei Prozent zurückgegangen. Im Februar dieses Jahres wurde die Initiative für das Werbeverbot von Tabakwaren zum Schutz der Kinder und Jugendlichen angenommen. Und ein grosser Produzent, nämlich Philip Morris aus Neuenburg, hat im vergangenen Jahr den langfristigen Ausstieg aus der Zigarettenproduktion angekündigt. Gleichwohl sei die Abnahme des Inlandtabaks für mindestens zehn weitere Jahre garantiert, betonte Generalsekretär Francis Egger an der Generalversammlung.
Die Glückwünsche des Schweizer Bauernverbandes und ein Präsent zu dessen 125-Jahr-Jubiläum überbrachte Nationalrat Leo Müller, der auch über politische Aktualitäten berichtete. Im Anschluss an die Jahres-versammlung besuchten die Teilnehmer den Landwirtschafts-betrieb von Patrick Egli in Geuensee LU. Dort wird auf einer Fläche von 1,5 ha Burley-Tabak der Sorte Stella angebaut.