Beim Thema Klimaanpassung und Klimaschutz bestehe in der AP 30+ noch eine grosse Lücke, stellt die Agrarallianz fest. Nach ihren Positionspapieren zu konsumseitigen Massnahmen hat sie sich mit Klima, standortangepasster Produktion und der Weiterentwicklung der Biodiversitätsförderung befasst. Die jeweiligen Positionspapiere enthalten Vorschläge für die weiteren Arbeiten an der AP 30 + (siehe Kasten).

Nicht die Augen vor weiteren Herausforderungen verschliessen

«Die aktuelle Debatte um die AP 30 + ist geprägt von zwei Schlagworten: administrative Vereinfachung und landwirtschaftliches Einkommen», beobachtet Jonas Schälle, Projektleiter Landwirtschaft bei Birdlife und Co-Präsident der Agrarallianz. Man anerkenne hier den Handlungsbedarf und unterstütze pragmatische Lösungen. «Wir warnen aber davor, die Augen vor den weiteren Herausforderungen zu verschliessen.» So sei das Thema Klima durch Starkregen, Hitzeperioden und neue Schädlinge in der Praxis allgegenwärtig. «Hier braucht es eine konstruktive Debatte und konkrete Lösungen.»

Unbestritten hätten es Umweltthemen aktuell politisch schwer, fährt Schälle fort. «Die Agrarallianz ist aber überzeugt, dass ein Ausspielen von Umwelt und Klimaschutz gegen Vereinfachung und Einkommen nicht zielführend ist.» Er gibt zu bedenken, dass Engagement für die Biodiversität gerade für die Berglandwirtschaft ein wichtiger Einkommensteil sei. Um mit der AP 30 + eine ausgewogene Vorlage zu schaffen, müssten Klima und Biodiversität ebenso grosse Schwerpunkte sein wie Vereinfachung und Einkommen.

Allianz erwartet «mehr Mut vom Bundesamt»

Das helfe nicht zuletzt den Landwirt(innen): «Betriebe, die sich mit innovativen Ansätzen wie Wasserretention, Agroforst und gezielter Biodiversitätsförderung auf die Klimaveränderung ausrichten, brauchen agrarpolitische Unterstützung», betont Schälle. Hier erwarte die Agrarallianz mehr Mut vom Bundesamt für Landwirtschaft, um die Weichen der AP 30 + klar in Richtung klimafreundlicher Landwirtschaft zu stellen. Entsprechende Massnahmen wegen möglichem politischem Widerstand auszuklammern, sei nicht im Sinn der vielen Landwirt(innen), die sich auf die Zukunft ausrichten möchten.

Konkurrenz reduzieren

Politisch hätten es neue Anreize leichter, als das Umlenken bzw. Reduzieren bestehender Beiträge. «Für den nötigen Aufbau eines nachhaltigen Ernährungssystems reichen neue Ansätze aber nicht», ist Jonas Schälle überzeugt. V. a. braucht es aus Sicht der Agrarallianz eine Reduktion der Konkurrenz zwischen Nahrungs- und Futtermittelproduktion. Die klare Ausrichtung der AP auf umweltverträgliche Produktion werde ressourcenintensive Branchen nicht begeistern, so der Co-Präsident. «Die Agrarallianz fordert daher, nebst der Landwirtschaft auch Verarbeitung, Handel und Konsum in die Verantwortung zu nehmen und den Betrieben dadurch eine wirtschaftliche Perspektive zu bieten.» Zudem brauche es flankierende Massnahmen, damit sich die Betriebe in Richtung klimafreundliche, ressourcenschonende und damit zukunftsfähige Landwirtschaft entwickeln können.

Bekannte Punkte
Im Wesentlichen enthalten die neuen Positionspapiere der Agrarallianz bekannte Punkte. Für Klimaschutz und -anpassung stützt sie sich auf die Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung (KSLE). Diese sieht u. a. eine Ausrichtung der Absatzförderung auf nachhaltige Ernährung oder mehr Beratung und Weiterbildung für ressourcenschonende Produktion vor. Die Allianz ergänzt etwa die Förderung des Wassermanagements oder baulichen Pflanzenschutzes.

Für eine standortangepasste – und klimaresiliente – Produktion sei Zweierlei entscheidend: Pflanzenbau für die direkte menschliche Ernährung und graslandbasierte Tierhaltung. Den hohen Anteil Wiesen- und Weidefutter gelte es – auch fürs Tierwohl – «unbedingt zu erhalten».

Bei der Biodiversitätsförderung brauche es eine «konsequente Qualitätsstrategie mit Wirkungsorientierung, gezielter Ausbildung und Beratung.» Stärkere Anreize für hochwertige Acker-BFF, ein neuer Beitrag für Steinhaufen, Buschgruppen usw. auf botanisch unvorteilhaften Flächen sowie die Förderung gesamtbetrieblicher Beratung führten zu effizienterem Mitteleinsatz und höherem landwirtschaftlichem Einkommen.