Erst knapp 40 Prozent des Budgets haben die Zuger Bauern genutzt, welches ihnen der Kanton für Förderbeiträge zur Umsetzung des Massnahmenplans Ammoniak zur Verfügung gestellt hat. Dieser läuft seit 2016, der Zuger Kantonsrat bewilligte dafür damals 3,8 Millionen Franken. Eingeführt wurde der Mass­nahmenplan, nachdem Projekte früher, so auch das von 2010 bis 2016 laufende Zentralschweizer Ressourcenprojekt Ammoniak, nicht die erwünschte Reduktion der Emissionen brachten.

Geld nur bis Ende 2021

Finanzielle Unterstützung gibt es für die Zuger Landwirtinnen aber nur mehr bis Ende 2021. Bis dann sind die Massnahmen freiwillig, danach werden sie obligatorisch, und es gibt kein Geld mehr.

Das gilt sowohl für die emissionsarme Ausbringtechnik, wo Zug neben dem Bundesbeitrag den Schleppschuh- und -drilleinsatz beim Güllen noch mit 30 Franken pro ha zusätzlich finanziert. Auch die Abdeckung der Güllelager wird ab 2022 obligatorisch, derzeit leistet Zug ­daran noch einen Beitrag bis 75 Franken pro m2.

2022 werden auch Massnahmen im Stall obligatorisch

Ab 2022 sollen auch Massnahmen zur Reduktion von Ammoniakverlusten in Ställen und Laufhöfen obligatorisch werden, konkret der «rasche Harnabfluss» in Rindviehställen, falls sich das System in der Praxis bewähre. Zug leistet daran aktuell noch bis 60 Franken pro m2 gereinigte Fläche in Rindviehställen. Bis 50 000 Franken pro Projekt gibt es noch bis Ende nächsten Jahres, wenn grössere Schweine- und Legehennenställe die Abluft reinigen. Danach ist auch mit dieser Unterstützung, Schluss und solche Vorkehrungen werden für bewilligungspflichtige Bauten obligatorisch.

Nur etwa die Hälfte der Betriebe hat profitiert

Bis Anfang 2020 hätten erst 200 Betriebe im Kanton Massnahmen gegen übermässige Ammoniakemissionen verwirklicht und dabei von der finanziellen Unterstützung profitiert, heisst es im aktuellen Newsletter des Zuger Amts für Landwirtschaft. «Es gibt also noch freie finanzielle Mittel bis Ende 2021 für Projekte, welche helfen, die Ammoniakemissionen zu verringern», werden die Bauern aufgerufen.

Stephan Rohrer vom Amt für Landwirtschaft schätzt, dass es insgesamt wohl gegen 400 Tierhalterbetriebe im Kanton gibt.

«Die Bauern stehen derzeit bezüglich Investitionen eher auf der Bremse.»

Roger Bisig, Leiter Zuger Landwirtschaftsamt

Meiste Gruben abgedeckt

Wieso wurden denn diese Millionensummen an Fördergeldern von den Zuger Bauern bisher nicht abgeholt? Gerade bei der Abdeckung von Güllelagern, eine der wirkungsvollsten Massnahmen, bestehe eben im Kanton Zug nur mehr geringer Handlungsbedarf, erklärt Roger Bisig, Leiter Landwirtschaftsamt. Dies, weil eben die meisten Gruben schon abgedeckt sind. Das habe man schon vor 2016 im Kanton Zug stark forciert, im Rahmen des vorher laufenden Zentralschweizer Projekts zur Reduktion von Ammoniak, mit Unterstützung durch Bundesmittel.

Im Kanton Luzern hingegen gibt es schätzungsweise noch 1200 offene Güllelager, die bis 2030 nun abzudecken sind. Dies ist eine der forcierten Massnahmen des von der Luzerner Regierung auf Juli 2020 in Kraft gesetzten Programms (siehe auch BauernZeitung vom 26. Juni). Beiträge gibt es in Luzern allerdings für die Abdeckung von Güllelagern schon seit einigen Jahren keine mehr.

Schleppschuh nicht gefragt

Bei der emissionsarmen Gülleausbringtechnik ortet Roger Bisig vom Landwirtschaftsamt das geringe Interesse für die zusätzliche Zuger Förderung bei der Technik. Schleppschuh und Schleppdrill seien im Gegensatz zum Schleppschlauch eben wenig verbreitet. «Der Investitionsbedarf ist gering, viele haben ­bereits einen Schleppschlauchverteiler.»

Und in der Praxis umstritten sei eine weitere von Zug noch geförderte, bauliche Massnahme. Nämlich der rasche Harnabfluss in Laufställen und -höfen. Über Wirkung und Nebenwirkung gingen die Meinungen weit auseinander, stellt Bisig fest. Argumentiert werde, dass mechanische Schieber bei seitlichen Gefälle des Bodens in eine Harnrinne nicht mehr einsetzbar seien. Und von Bauern höre er, dass zu trockene Böden der Tiergesundheit schaden und Klauenprobleme zunehmen würden. «Es bräuchte diesbezüglich mehr Praxiserfahrung», findet Bisig. Diese Erfahrungen erhofft er sich künftig seitens der von der Zentralschweiz forcierten neuen Versuchsstation der Agroscope in Sursee.

Zu unsicher für Investitionen

Dass die Zuger Bauern derzeit eher weniger in Ställe investieren, und somit auch die baulichen Fördermassnahmen zur Ammoniakreduktion wenig genutzt werden, hänge auch mit der Unsicherheit der Agrarpolitik und der Situation auf dem Milchmarkt zusammen. «Die Bauern stehen bezüglich Investitionen derzeit eher auf der Bremse, vor allem im Rindviehbereich», stellt Bisig fest. «Wir können die Bauern zwar aufrufen, die Fördermassnahmen zu nutzen, aber ich habe Verständnis, wenn sie nicht investieren wollen, es gibt ja keinen Zwang.» So ist davon auszugehen, dass ein ansehnlicher Teil der Zuger Fördergelder zur Ammoniakreduktion, auch bis Ende 2021 nicht ausgeschöpft sein wird und somit verfällt.