Ende April schloss der Verband der Getreidesammelstellen der Schweiz (VGS) mit der Generalversammlung in Schüpfheim LU und anschliessender Besichtigung der ortsansässigen Wicki Mühle AG sein Geschäftsjahr 2023 offiziell ab. Zurückgeblickt wurde von Präsidentin Corinne Mühlebach auf eine «mengenmässig ausreichende, wenn auch ertragsmässig unterdurchschnittliche Ernte».
Gespart beim Verband
Eingebracht bei den Mitgliedern wurden 384 000 Tonnen backfähiges Brotgetreide und 385 000 Tonnen Futtergetreide. Die GV-Geschäfte wurden ohne Gegenstimme genehmigt und die VGS-Geschäftsstelle entlastet. Geschäftsführer Christian Oesch freute sich, dass die Rechnung, nach rigorosem Sparprogramm, wieder positiv daherkommt. Die Mitgliederbeiträge gaben keinen Anlass zur Diskussion, diese beziehen sich auf den Umsatz in Tonnen der Mitglieder. Dass der Aufwand einige Jahre höher war als budgetiert, hatte auch mit vielen Projekten und Arbeitsgruppen zu tun und entsprechend mehr Spesen. Herausfordernde Zeiten für den Schweizer Getreideanbau sorgten für Mehraufwand.
Lukrative Ökologie
So war dann auch die Agrarpolitik des Bundes immer wieder Diskussionsthema bei den Versammlungsteilnehmern. Die privaten Sammelstellen befürchten, dass inländische Getreidemengen weiter abnehmen. Zu lukrativ sei für einige Produzenten die Ökologisierung, zu aufwendig der Anbau, etwa rund um den Pflanzenschutz. Sich in der Schweiz mit weniger Ertrag zufrieden zu geben, dafür mehr zu importieren, sei doch eine gewisse Doppelmoral. Und die Ökologisierung habe eben auch weitreichende Auswirkungen auf die Qualität. Direktsaat ist ein riesiges Thema bei den Getreide-Fachleuten. Die Höchstgehalte beim Mutterkorn (beim Weizen 200 mg/ kg) seien einzuhalten, auszuzählen und zu dokumentieren. Eine Reinigung in der Mühle sei kaum wirtschaftlich.
Probleme nach Mais
Aufgefallen sind einem Votanten sehr hohe Mutterkörner in einzelnen Bio-Böden. «Mit Direktsaat gibt es klar mehr Probleme mit Mykotoxinen und Mutterkorn», sagte ein anderer. Werde nach Mais pfluglos angebaut, wisse er jeweils bereits, was es geschlagen habe. Auch schon hätten Produzenten mit hohen DON-Werten das Getreide dann den Tieren verfüttert. Mit der Konsequenz, dass keine Kuh mehr trächtig wurde. Da empfehle er eher die Biogasanlage.
2023 kam man aber glimpflich davon. In den insgesamt 102 analysierten Mustern von Mahlweizen lag der Gehalt an Deoxynivalenol (DON) immer unterhalb der Nachweisgrenze von 0,2 mg/kg, teilte Swiss Granum mit. Die Branchenorganisation überwacht in Zusammenarbeit mit Agroscope und der HAFL das Risiko der Mykotoxin-Belastung beim Schweizer Getreide.
Befallsrisiko senken
Empfehlungen von Swiss Granum, um das Befallsrisiko für Mykotoxine zu reduzieren:
- Fruchtfolge mit zu hohem Getreide- und insbesondere Mais-Anteil vermeiden.
- Ernterückstände fein mulchen und in den Boden einarbeiten (bei Pflug nicht zu tief, da sonst der Abbau der Ernterückstände verlangsamt wird).
- Bei Bodenbearbeitung ohne Einarbeitung der Ernterückstände: Weizen, Triticale oder Gerste nach Mais oder Triticale nach Weizen vermeiden.
- Wenig anfällige Sorte und zertifiziertes Saatgut wählen.
Verband mit 40 Mitgliedern
Der Verband der Getreidesammelstellen Schweiz fungiert als Schnittstelle zwischen Produzenten und Verarbeitern. Er vertritt die Interessen der privaten Sammelstellenunternehmen gegenüber Bund und der Öffentlichkeit und setzt sich für einen «offenen, unabhängigen Markt und eine nachhaltige inländische Getreideproduktion in der Schweiz ein». Gegen 40 «private» Sammelstellen/Mühlen sind angeschlossen. Die Mitglieder arbeiten in vielen Organisationen und Kommissionen der Branche mit.