Anne Challandes, wie sieht Ihre Bilanz nach der Frauensession aus?
Anne Challandes: Es war eine unglaubliche und unvergessliche Erfahrung. Die Arbeit war intensiv, aber wir haben auch realisiert, auf wie vielen Gebietenes noch etwas zu verbessern gibt. Die Frauensession gabdazu starke Impulse. Wir Frauenhaben uns gegenseitig gestärkt.
Was nehmen Sie mit aus der Frauensession?
Ich habe viel gelernt, auch über Fragestellungen, die über unsere üblichen Themen hinausgehen wie zum Beispiel «Gewalt an Frauen», «Frauen und Digitali-sierung» oder «Frauen undWissenschaft».
Was hat Sie persönlich am stärksten beeindruckt?
Das unglaubliche Engagement und die seriöse Arbeit der Frauen. Was mich persönlich tief berührt hat, war, als zwei Teilnehmerinnen am Redepult über Femizid sprachen. Sie haben auf Deutsch und Fran-zösisch nur ruhig von eins bis 30 gezählt. Es war sehr still im Saal. Jede Zahl stand für eine getötete Frau.
Der SBLV war Mitorganisator der Frauensession. Warum?
Es war wichtig, dass der SBLV als eine der fünf grossenFrauenorganisationen mitdabei war. Und es war wichtig, dass die Frauen vom Land und ihre Anliegen an der Frauensession sichtbar waren. Dahinter stecken rund anderthalb Jahre Arbeit.
Weshalb brauchte es eine spezielle Kommission fürdie Landwirtschaft?
Unsere Anliegen sind zum einen so spezifisch und betreffen zum anderen so viele verschiedene Themengebiete. Sie konnten nicht auf andere Kommissionen verteilt werden.
Wie konnten Sie dieAnliegen der Frauen aufdem Land einbringen?
Drei unserer vier Forderungen betrafen direkt die Frauen in der Landwirtschaft. Sie wurden alle mit grosser Unterstützung angenommen. Das Postulat,das wir erarbeitet hatten, betrifft alle Frauen in der Schweiz. Auch das fand Anklang.
Wie kam die Sicht derLandwirtschaft bei denTeilnehmerinnen aus anderen Kommissionen an?
Da ich zu den Mitorganisatorinnen gehörte und das Sekretariat der Kommission für Landwirtschaft führte, war ich ziemlich beschäftigt. Aber während der Stehlunchs an beiden Tagen merkte ich beim Diskutieren, dass viele «unserer» Themen alle Frauen betreffen, zum Beispiel die Care-Arbeit.
Aber auch zu Stichworten wie Klimawandel konnte ich die Sicht der Landwirtschaft einbringen. Dabei erlebte ich bei den teilnehmenden Frauen viel Offenheit und Toleranz.