Die etlichen vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) neu beschlossenen Massnahmen in der Direktzahlungsverordnung (DZV) werden bekanntlich von sehr vielen Landwirtschaftsbetrieben klar abgelehnt. Auch eine überwiegende Zahl von betroffenen Biobetrieben findet sie völlig unverhältnismässig, praxisfremd und nicht zielführend.

Als Co-Präsident einer Ostschweizer Bio-Organisation erhalte ich sehr viele Anrufe von Bäuerinnen und Bauern. Sie äussern ihr Unverständnis gegenüber den massiven, detaillierten Vorschriften, die beschlossen worden sind. Vor allem die 3,5 % Biodiversitätsförderflächen (BFF) auf Ackerflächen, der Weidebeitrag 70 % und die Schleppschlauchpflicht sind für viele unverhältnismässig und schlicht nicht praktikabel. Es herrscht Hilflosigkeit und sogar Wut gegenüber Behörden und Amtsstellen, welche willkürlich solche Verordnungen erlassen, wo der Nutzen nicht ersichtlich ist.

Viele sind verzweifelt ob der Flut von fraglichen Neuerungen, die nebst viel Mehrarbeit zusätzliche Kosten verursachen und wenn überhaupt nur minimale Einnahmen generieren. Bei Fragen an die zuständigen Ämter gibt es oft keine Antwort, da es schlicht noch nicht geregelt ist.

Die Belastung ist gross

Sehr oft höre ich den Wunsch, das DZV-System einfach zu verlassen und wieder unabhängig zu sein. Doch dies ist fast nicht möglich, weil man es sich finanziell gar nicht leisten kann. Dies alles belastet die Menschen sehr und eine aggressive Haltung gegen Behörden und Gremien breitet sich aus. Es wird von Boykott, Streik und Demonstrationen gesprochen. Und sehr schlimm, es wird leider auch wieder vermehrt über traurige Suizide von überforderten Betriebsleitern berichtet.

Grosse Hoffnungen setzte ich in die Motionen im Bundesparlament zur Abschaffung der 3,5 % BFF und zu Lockerungen der Schleppschlauchpflicht, die in der Dezembersession behandelt wurden. Doch sie wurden von Links-Grün und Teilen der FDP knapp abgelehnt. Ich war bestürzt und fassungslos, als ich beim Nachfragen feststellte, dass alle Labelorganisationen dagegen waren und dies den politischen Parteien so kommunizierten.

Nur der Schweizer Bauernverband war auf unserer Seite. Unsere Labelorganisationen betonen bei jeder Gelegenheit, dass sie Produzentenorganisationen sind. Sie geben hier jedoch eine Empfehlung ab, die keineswegs der Mehrheit in der Basis entspricht. Dieser Vertrauensbruch ist für mich absolut inakzeptabel und muss korrigiert werden.

Gerade wurden die neusten «Anpassungen» bei den Qualitätsanforderungen bei der Molkereimilch bekannt; sie sind ein weiteres Beispiel, wie es läuft. Es wird uns als «Bereinigung» verkauft, ist aber klar eine weitere Verschärfung der Anforderungen und erhöht den psychischen Druck ein weiteres Mal.

Die Verantwortung der Labelorganisationen

Darum mein Aufruf an die Menschen auf den Betrieben: Wehrt euch und sagt eure Meinung auf den Geschäftsstellen eurer Organisationen, den kantonalen Ämtern und den Bundesämtern. Dazu sind in nächster Zeit auch viele regionale Versammlungen, an denen ihr durch eure grosse Präsenz die Masse des Protestes sichtbar machen könnt.

Zuhanden der Labelorganisationen: Besinnt euch eurer Verantwortung gegenüber den Menschen auf den Betrieben. Hört auf eure Basis. Dazu hat SVP-Nationalrat Manuel Strupler zwei Motionen zu einer verträglichen Umsetzung der 3,5 % BFF eingereicht. Unterstützt wenigstens noch diese beiden Vorstösse im Parlament, damit die Umsetzung ein wenig erträglicher ist.

Ihr Labelorganisationen habt grossen Nachholbedarf, um das Vertrauen der Basis (eurer Arbeitgeber!) zurückzugewinnen.