Die Schweiz war gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts, gemessen an der Bevölkerung, das obstbaumreichste Land Europas. Vieles war dem Zufall überlassen, es gab weder einen geordneten Schnitt, noch konnte der Fruchtsaft konserviert werden. Die erste Reform endete in der Anpassung des Alkoholgesetztes 1932, welches bis anhin den Obstbrand ausschloss. Es galt nun, den Pflanzenschutz einzuführen, Tafelobst zu produzieren und Obst zu exportieren.

Alles begann mit der Luzerner Zentralstelle

Dadurch mussten auch die Luzerner reagieren. 1932 erfolgte die Gründung der Kantonalen Zentralstelle. Erster Leiter war Josef Jans, damals in Ballwil, später in Gelfingen. Am 13. Februar 1932 gründeten 17 Mitglieder den Baumwärterverein des Kantons Luzern. Der Mitgliederbeitrag war auf 5 Franken festgesetzt und wurde später reduziert auf 3 Franken. Der erste Vortrag diente der systematischen Kronenpflege. 1933 wurden erstmals Tarife festgelegt – für Baumpflegearbeiten mit Kost 1 Franken, ohne Kost Fr. 1.40.

Bei den Kursen wurde damals alles sehr genau genommen beim Aufbau einer Baumkrone mit strengen Winkeln und genauen Distanzen der Äste. Das zeigte Wirkung. Eine aktive Truppe von Baumwärtern und Lohnsüssmostern baute sich auf. In den Kriegsjahren geriet der Export ins Stocken. Daher galt es schon bald, erste Mostbirnenbäume zu fällen und die Apfelbäume einer systematischen Baumpflege zu unterziehen oder in geschlossene Bestände umzupflanzen. 1951 fand die erste Baumzählung statt. Diese wurde bis 1991 alle zehn Jahre wiederholt. Die Baumwärter dienten als verlässliche Zähler.

Baumwärter müssen Bäume fällen

Es mussten nun immer mehr Bäume gefällt werden. Das war für einen Baumpfleger keine schöne Aufgabe. Total fielen 240'000 Bäume mit einem finanziellen Aufwand des Bundes von 2,3 Millionen Franken. Das dieser gewaltige Eingriff in die Landschaft mit Geldern des Bundes auf wenig Widerstand stiess, ist aus heutiger Sicht nicht vorstellbar.

1961 wurde die erste Obstanlage erstellt, auf der Unterlage M 11 im Baumabstand von 4,5 auf 5 Meter. Es war die Kantonale Zentralstelle, die das injizierte. Im Oktober 1964 verstarb unerwartet Josef Jans an den Folgen eines Herzinfarktes. Er war damals nicht nur Leiter der Zentralstelle, sondern mittlerweile auch Präsident des Baumwärtervereins. Ihm bereitete mitunter Sorge, dass durch die Entstehung der Obstanlagen die Berufsbaumwärter ihre Aufgabe verlieren würden. Diese hatte er 30 Jahre lang aufgebaut, fachlich betreut und umsichtig geleitet.

Neuer Verein gegründet

1966 wurde Kaspar Müller zum neuen Präsidenten gewählt. Die Umwälzung in der Anbautechnik machte auch im Verein nicht halt. 1969 wurde zur Stärkung der Obstbranche die Arbeitsgemeinschaft Zentralschweizer Obstproduzenten (AZO) gegründet. Im Kanton Luzern kam man zum Schluss, 1969 auch den Baumwärterverein umzuwandeln in den Verein Luzerner Obstproduzenten und Baumwärter (VLOB), später LOV genannt.

Erster Präsident war Baumwärter Hans Stocker aus Neudorf. Vorerst behielten die Baumwärter die Mehrheit im neuen Verein. Da immer mehr Obstproduzenten auf Anlagen umstellten, bildete die Baumwärter später ihre eigene Sektion, erster Obmann war Friedolin Zemp aus Gelfingen, danach folgten Alois Gassmann, Sepp Egli und bis jetzt Kaspar Gassmann.

Der Pflanzenschutz erlebte nun seine Blütezeit, die Baumwärter nahmen sich dem an und wirkten als Lohnunternehmer. Die Mittel mussten regelmässig ausgetauscht werden, weil sie zu giftig waren, nicht abgebaut wurden oder Nützlinge abräumten. Dies war die Geburtsstunde der integrierten Produktion. Der Pflanzenschutz wurde High-Tech, auch hier machten die noch verbliebenen Baumwärter mit.

Umstellung erfolgte zaghaft

Die Obstkulturen wuchsen bis zu Beginn der 1980er-Jahre an. Eine Umstellung wie im Thurgau erfolgte im Kanton Luzern nicht, zu gross war die Skepsis gegenüber dem Klima, dem Regen und dem Hagel. Dafür weiteten sich Viehzucht und Schweinemast aus. Der Hochstammbestand ging bis Mitte der 1990er-Jahre stark zurück, als Direktzahlungen eingeführt wurden. Mit den Biodiversitätszahlungen wurde die Baumpflege Pflicht. 1987 trat als erst dritter Leiter Beat Felder die Nachfolge von Hans Brunner an, der in der Zwischenzeit die administrative Leitung der Zentralstelle übernommen hatte. Kaspar Müller amtete bis 1989 als fachlicher Leiter.

Nach dem ersten Befall durch Feuerbrand 1995 wurden die Baumwärter in vielen Gemeinden als Feuerbrandkotrolleure eingesetzt. Wie bei den Rodungen des Bundes war auch das nicht immer eine leichte Aufgabe. Vor drei Jahren konnte auch das ad acta gelegt werden.

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Und bald ist Schluss

Nach 90 Jahren scheint nun Schluss zu sein. Die Lücke in der Baumpflege konnte durch den Nachwuchs trotz Beiträgen des Bundes nicht geschlossen werden. Die Teilnehmer an der jährlichen Generalversammlung wurden immer älter und es kamen immer weniger. Daher wurde beschlossen, die Rückführung der Sektion Baumwärter in den LOV anzugehen.

Durch heutige Förderung von Spezialkulturen und speziellen Ackerkulturen durch den Kanton Luzern können sich die Baumwärter zugute führen, nichts falsch gemacht zu haben. Ihr Einsatz gehörte dem Obst, den Bäumen und der Landschaft.