«Ein gutes Datennetz wird für die Landwirtschaft immer wichtiger», betont Franzsepp Erni, Landwirt und Gemeindepräsident von Ruswil und Präsident des Projekts Prioris. Dieses will ultraschnelles Internet in jeden Haushalt bringen, nicht nur im Dorfzentrum, sondern auch in abgelegenen Regionen. Und zwar zu fairen Bedingungen, betont Erni. (siehe Artikel «Schnelles Internet auch für Höfe im Westen von Luzern»). Nicht nur für die jährliche Erhebung von Betriebsdaten brauche es schnelle Übertragungsraten, sondern auch wegen des vermehrten Einzugs von Elektronik wie Melk- und Fütterungsrobotern oder Solaranlagen auf den Bauernhöfen.
Für Erni ist es wichtig, dass unabhängig des Standortes die ganze Bevölkerung eine gute und zuverlässige Versorgung bekomme. «Das ist ein Wirtschaftsförderprojekt im ländlichen Raum, bedingt allerdings auch Solidarität, denn wir wollen Gleichbehandlung.»
Erfahrener Partner
Weil man mit Marktleader Swisscom bei Verhandlungen nicht weitergekommen sei beziehungsweise dieses Unternehmen prioritär auf Erschliessung von dichten Baugebieten fokussiere, suchten die 22 Landgemeinden der Region Luzern West selber nach einer Lösung. Und fanden die bei einem internationalen Partner, der bereits solche Projekte in ländlichen Regionen in Österreich realisierte, bald in Deutschland und mit dem Projekt im Luzerner Hinterland nun auch in der Schweiz aktiv werden will. Die entsprechenden Verträge seien ausgehandelt. Über den konkreten Partner soll in den nächsten Wochen informiert werden.
Vorteil der selber forcierten Lösung sei auch, dass das Netz nach 40 Jahren in den Besitz der Gemeinden geht und die Nutzung sehr flexibel und offen sei. Zudem liege die finanzielle Belastung durch das Projekt für die Gemeinden sehr im Rahmen, und die interessierten Nutzer kämen relativ kostengünstig und zeitnah zu einem modernen Datennetz. Das sei auch bei vermieteten Wohnungen im ländlichen Raum ein Vorteil, meint Erni.
Auch ohne Willisau
Im Rahmen einer Gesellschafterversammlung der beteiligten Gemeinden wurde Ende September beschlossen, das Projekt und die finanzielle Beteiligung im November und Dezember 2023 der Bevölkerung zu unterbreiten. Bei drei Gemeinden ist der Termin noch offen, und in Ufhusen ist das Netz bereits im Bau. Abgestimmt werde über den Beitritt, konkret über das Glasfaserreglement. Es sei jedem potenziellen Nutzer freigestellt, ob er nach Realisierung des Netzes auch den individuellen Anschluss mit den entsprechenden Gebühren wolle. Erni ist aber überzeugt vom Nutzen, gerade für die Landwirtschaft.
Weil Swisscom nun einen Glasfaserausbau in der Stadt Willisau forciert, ist diese Gemeinde kurzfristig aus dem Projekt Prioris ausgestiegen. Die Rahmenbedingungen seien dort eben anders als in ländlichen Gemeinden, bedauert Erni. Die übrigen Gemeinden seien aber weiterhin entschlossen, Prioris umzusetzen.
