Der «Einfluss der kantonalen und nationalen Politik auf die Landwirtschaft» interessierte viele Bäuerinnen und Bauern, auch zahlreiche Junge. Am kürzlichen Politanlass des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV) meinte Präsident Markus Kretz einleitend, dass ihm selber auch nicht bewusst gewesen sei, welch grosser Einfluss die Politik habe, als er vor zwei Jahren als Präsident startete. Deshalb sei es wichtig, mehr Leute für die Politik zu begeistern und auch junge bäuerliche Politiker aufzubauen.

Zu viele Laien reden mit

Markus Ritter, Nationalrat und Präsident des Schweizer Bauernverbandes, wies darauf hin, dass alle von der Bundespolitik betroffen seien, die Landwirtschaft aber besonders, auch aufgrund des grossen Interesses der Gesellschaft. «Alle wollen mitreden, alle haben eine Meinung zu den Bauern.»

Einzelkämpfer hätten in der Politik aber keine Chance. «Erfolg hat nur, wer Mehrheiten findet. Und Betroffene müssen zu Beteiligten gemacht werden.» Dazu brauche es Fachwissen, Erfahrung, ein Netzwerk, Überzeugungskraft und eine gute Strategie, nannte Ritter einige Voraussetzungen für angehende Politiker in seinem feurigen Referat, gespickt mit Erlebnissen aus dem Bundeshaus.

Mehr agieren

Obwohl viel auf Bundesebene geregelt sei, bestehe durchaus noch Spielraum für den Vollzug in den Kantonen, meinte Nationalrat Leo Müller. «Der Ermessensspielraum wird aber unterschiedlich genutzt.» Möglichst frühe Einflussnahme bedinge Kenntnis des politischen Handwerks. «Wer eigene Interessen vor einer Vernehmlassung einbringen kann, ist im Vorteil.» Müller bedauert, dass die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und betroffenen Branchen etwas gelitten habe. «So entstehen weltfremde Vorlagen, welche die Branche eben bekämpfen muss.» Er bedauert auch, dass die Regierung teils zu wenig Einfluss auf die Verwaltung nehme und diese allzu einseitig entscheide, so beim Bauen in der Landwirtschaft.

Betrieb nach Herz

In einem Podium äusserten sich Politikerinnen und Politiker zur Frage, wie sich denn Junglandwirte ausrichten sollten, welche vor der Betriebsübergabe und Investitionen stehen. Für Vroni Thalmann, Bäuerin und Kantonsrätin SVP, ist Mut und Leidenschaft wichtig, und die Produktion soll standortangepasst sein. Von der Politik erwartet sie dafür verlässliche Rahmenbedingungen.

Laura Spring, Agronomin und Kantonsrätin Grüne, rät, Betriebe widerstandsfähig gegen Krisen zu gestalten, sei es bezüglich Klima und Umwelt. Zur Ressource Boden sei Sorge zu tragen und auf Wertschöpfung zu setzen.

Martin Birrer, Landwirt und FDP-Kantonsrat, empfiehlt, den Betrieb nicht nach der Politik, sondern nach dem Herz auszurichten. Denn die Politik sei zu widersprüchlich und habe zu unterschiedliche Vorstellungen. Jungen rät er allerdings auch, ehrlich, selbstkritisch und unternehmerisch zu sein.

Claudia Huser, Kantonsrätin GLP, erwartet Unternehmergeist und existenzsichernde Investitionen, welche auch die persönliche soziale Absicherung berücksichtigen. Sie persönlich würde in den Weinbau investieren, weil dies ein Wachstumsmarkt sei.

Hanspeter Bucheli, Landwirt und Kantonsrat Mitte, erwartet, dass Investitionen wirtschaftlich sind, dies beinhalte auch soziale Absicherung. Er rät, sich nicht in zu grosse Abhängigkeit von Direktzahlungen zu bringen. Bauern seien sicherer am Markt als am Gängelband der Politik.

Colette Basler, SP-Grossrätin und im Vorstand des Bauernverbands Aargau, bedauert die Entfremdung der Gesellschaft von der Landwirtschaft und erwartet deshalb wieder mehr Respekt und Verständnis. Sie rät Jungbauern deshalb zu einem Angebot für Lehrpersonen, das sei eine gute Investition in die Zukunft.

Zu viel Verhinderungspolitik

In der anschliessenden Diskussion plädierte Markus Kretz für den Erhalt der Wertschöpfung, und diese stamme im Kanton Luzern derzeit eben vor allem aus der Tierhaltung. Alternativen seien allerdings derzeit nicht einfach, auch aufgrund der aktuellen politischen Rahmenbedingungen. «Wir brauchen eine Bewilligungsbehörde, nicht eine Verhinderungsbehörde», meinte dazu Vroni Thalmann. Kritisiert wurde auch der angestrebte Abbau von Tierbeständen, ohne Alternativen zu bieten. Und wer innovativ sein wolle, dem würden behördliche Hürden in den Weg gelegt.

Tenor und Fazit: Die Bauern haben es satt, Sündenbock für alles zu sein. Deshalb der Appell von Markus Kretz: «Engagiert euch in der Politik.»