Zum Podium zur Massentierhaltungs-Initiative (MTI) auf dem Mauritiushof in Schötz hatte die SVP-Landwirtschaftskommission des Kantons Luzern eingeladen. Es diskutierten Philipp Ryf, Kampagnenleiter der MTI, und Kantonsrätin Laura Spring im Pro Lager gegen die beiden SVP-Nationalräte Mike Egger und Martin Haab. Jürg Vollmer, Chefredaktor der landwirtschaftlichen Fachzeitschrift «die Grüne», moderierte das Gespräch.

Bio-Vorschriften gewünscht

Beide Seiten hatten rund 15 Minuten Zeit, ihre Position in einem Kurzreferat darzulegen. In seinem Referat ging Philipp Ryf besonders auf die Schweine- und Geflügelhaltung ein. Beim Rindvieh sieht auch er keinen grossen Handlungsbedarf. Die Initiative hat fünf Forderungen, welche sich an den Bio-Suisse-Richtlinien orientieren. Nebst Zugang ins Freie beinhaltet dies auch die Forderung nach limitierten Gruppengrössen, Importvorschriften und noch mehr Platz für die Tiere.

Gründe für Nutztiere

Das Kurzreferat der Contra-Seite von Nationalrat Martin Haab zeigte die Vorteile der Nutztierhaltung im Grasland Schweiz. 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Gras und die Alpen sind hier noch gar nicht eingerechnet. Tiere sind auch Food-Waste-Reduzierer, werden doch 365 000 Tonnen Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie durch Tiere zu wertvollem Eiweiss verwertet. Ebenfalls sieht Haab grosse Probleme bei der Umsetzung. Bereits heute ist das Bauen in Landwirtschaftszonen schwierig. Der Platzbedarf pro Tier würde noch grösser, und so müsste für die gleiche Anzahl Tiere eine viel grössere Fläche verbaut werden, auch weil die Gruppengrösse limitiert würde. Anstelle eines Stalls mit 18 000 Tieren müssten neun Ställe für 2000 Tiere gebaut werden. Beim heutigen Raumplanungsgesetz wäre dies unmöglich. «Die Schweiz ist das einzige Land weltweit, das überhaupt Höchstbestände kennt, und in punkto Tierwohl sind wir Weltklasse», liess Martin Haab das Publikum wissen.

Danach begann die Podiumsdiskussion. Die erste Frage des Moderators Jürg Vollmer regte bereits zum Nachdenken an. «Was ist denn eigentlich Massentierhaltung? Ab wie vielen Tieren ist es Massentierhaltung?», wollte er direkt vom Kampagnenleiter Philipp Ryf wissen. Gemäss Ryf handelt es sich um Massentierhaltung, sobald die Tierhaltung einen industriellen Charakter bekommt und das Tierwohl systematisch verletzt wird. Die Gegner sehen in der Schweiz keine Massentierhaltung und befürchten die Tierhaltung der Schweiz durch die Initiative stark bedroht.

Das Ausland lockt

Auch der Importdruck wurde rege diskutiert. Gemäss Mike Egger haben 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung weniger als eine halbe Stunde in ein europäisches Nachbarland. Es liegt also nahe, dass der Einkaufstourismus mit einem aktuellen Volumen von rund 10 Milliarden Franken noch viel stärker ansteigen würde, wenn die Preise für tierische Produkte wie Milch und Fleisch nur in der Schweiz erhöht würden.

Heikle Prognose

Jürg Vollmer wollte von den Podiumsteilnehmenden zum Schluss eine Prognose in Stimmenprozent wissen. Niemand mochte eine Zahl nennen. Beide Seiten sind sich aber sicher, mit ihren Argumenten zu überzeugen und die Abstimmung zu gewinnen.

So wagte der Moderator gleich selbst eine Prognose abzugeben. 62 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer würden Nein stimmen, sagte er voraus.