Auf dem Sonnhaldenhof von Familie Grüter in St. Urban LU präsentierte Bio Suisse am Dienstag, 6. Mai, im Rahmen der Jahresmedienkonferenz die neusten Zahlen und Aussichten. Demnach betrug der Bio-Anteil 18,2 Prozent der Nutzfläche und blieb damit unverändert. Dies trotz eines Rückganges um 90 Knospe-Betriebe auf neu 7272.

Balz Strasser, Geschäftsführer Bio Suisse, begründete die Kündigungsgründe mit dem Strukturwandel: «Auch bei uns werden kleinere Betriebe aufgegeben, andere hingegen werden grösser.»

Im Schnitt 4,5 Hektaren mehr

Es gibt aber auch Betriebe, die zum konventionellen Anbau wechseln. Die strengeren Richtlinien bei der Fütterung können einige Tierhaltungsbetriebe nicht mehr mit ihrer Zuchtstrategie vereinen. «Letztlich bleibt es ein unternehmerischer Entscheid», so Strasser. Die Anzahl der Biobetriebe hat von 2014 bis 2024 um rund 21 Prozent zugenommen, die von diesen bewirtschaftete Fläche aber um 46 Prozent. Im Durchschnitt bewirtschaftet ein Biobetrieb heute 4,5 Hektaren mehr als noch vor zehn Jahren.

Der Schweizer Biomarkt hat sich 2024 stabil entwickelt. Der Marktanteil liege weiterhin bei 12,3 Prozent; die Branche habe einen Umsatz von 4,1 Milliarden Franken erwirtschaftet. Die wichtigsten Absatzkanäle waren demnach Coop (42,5 %) und Migros (32,5 %), dahinter der übrige Detailhandel, zu dem auch der Discount gehöre.

Ausblick mit Ambitionen

Bio Suisse präsentierte auch ihre neue Strategie. Der Verband geht in seiner Prognose davon aus, dass die gesamte Landwirtschaft in Zukunft noch nachhaltiger wird. Schon heute übernimmt die konventionelle Landwirtschaft immer mehr Praktiken aus dem Biolandbau, wie zum Beispiel den Striegel im Ackerbau.

Andererseits würde die Konsumforschung zeigen, dass die Menschen noch stärker aufs Geld schauen. «Dies ist ein enormes Spannungsfeld», sagte Carole Nordmann, Projektleiterin bei der neuen Strategie von Bio Suisse. Mit der neuen Strategie wolle der Verband den Produzentinnen und Produzenten mehr betriebliche Individualität ermöglichen, und auch die Wirtschaftlichkeit soll stets sichergestellt sein.

«Bis 2040 sollen 10 000 Produzentinnen und Produzenten Mitglied bei Bio Suisse sein. Diese bewirtschaften 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Und der Marktanteil der Bioprodukte beträgt dann 20 Prozent», sagte Nordmann. 21 strategische Ziele hat die Projektgruppe in den letzten 15 Monaten erarbeitet. Auch 350 Produzentinnen und Produzenten aus dem Verband haben an der Strategie mitgewirkt. Bereits bis 2030 will der Verband seinen Marktanteil auf 15 Prozent steigern, und die Fläche soll schweizweit um 3 Prozent wachsen. Wie will Bio Suisse das erreichen?

Diskussionen unvermeidlich

Urs Brändli, Präsident Bio Suisse, erklärte, dass auch die Agrarpolitik 2030 dabei eine Rolle spiele. Er betonte die Notwendigkeit, dass die Leistungen der Biobetriebe anerkannt und abgegolten werden müssten. «Es braucht Vereinfachungen», forderte er und schlug als möglichen Lösungsweg eine moderate Verschärfung der ÖLN-Anforderungen vor – damit könnten zahlreiche Einzelmassnahmen entfallen.

Zwischen der Sorge der Konsumenten um eine intakte Umwelt und ihrem tatsächlichen Kaufverhalten gibt es eine grosse Kluft. Dazu sagte Brändli: «Wir können die Diskussion über die wahren Kosten nicht länger vermeiden – diese trägt derzeit die Allgemeinheit.» Als einen ersten Schritt schlug er vor, Bioprodukte von der Mehrwertsteuer zu befreien. Dies würde sie preislich attraktiver machen und ein umweltgerechtes Konsumverhalten fördern.

Als vierfacher Grossvater betonte er: «Ich möchte auch in Zukunft meinen Enkelkindern mit gutem Gewissen in die Augen schauen können.»