«Kannst du als Bauer ernsthaft sagen, Biodiversitätsverlust und Klimawandel seien unser grösstes Problem? Unser grösstes Problem sind die unsinnigen Massnahmen, die deswegen beschlossen werden!» Diese Worte brachte mir ein Landwirt mit spürbarer Verbitterung am Rande einer Bauernveranstaltung entgegen. Er bringt einen Konflikt auf den Punkt.

Ich glaube, ein grosser Teil von uns sieht die langfristigen Probleme mit dem Klimawandel kommen. Und sieht, dass das Zirpen und Blühen deutlich abgenommen hat. Nicht auf unseren künstlich angelegten Ökowiesen, aber dort, wo sich Distelnester neben Fichtenbepflanzungen in unseren Wäldern ausbreiten und regionenspezifische mittelintensive Grünflächen verschwinden.

Massnahmen bringen nur Frust und Ärger

Gleichzeitig aber erdrückt uns die Agrarpolitik mit Massnahmen und Ideen, die keinen Praxistest hinter sich haben und im Eiltempo eingeführt werden. Es geht vergessen, dass der wichtigste Faktor für eine gute Biodiversitätsförderung die Haltung des Bewirtschafters ist. Auch wenn ich überzeugt bin, dass wir mehr für die Biodiversitätsförderung tun müssen, sage auch ich: Die aktuelle Einführung von zwingend mindestens 3,5 Prozent Biodiversitätsförderflächen (BFF) im Ackerbau ist sehr schlecht gemacht. Ausser Frust und Ärger werden die Massnahmen in der Praxis viel zu wenig bringen.

Fehler von allen Seiten

Wie können wir es politisch in Zukunft besser machen? Wir können den Kopf in den Sand stecken oder schimpfend mit dem Finger auf linksgrüne Politik und unfähige Verwaltung zeigen … Aber damit ist weder für die Biodiversität noch für die Wirkung der Agrarpolitik etwas getan. Die 3,5 Prozent BFF auf Ackerfläche werden schlecht akzeptiert, weil sie im Eiltempo mit schlechter kommunikativer Begleitung und vielen systemischen Kinderkrankheiten und Unsicherheiten eingeführt werden. Dabei wurde die Massnahme bereits vor rund fünf Jahren vom Bund mit dem Bauernverband als Massnahmenvorschlag in der damaligen AP 22+ diskutiert. Da wurden von allen Seiten Fehler gemacht: Die Verwaltung hat trotz fehlender Praxisreife die Einführung der Massnahmen durchgedrückt. Der SBV andererseits hat alles daran gesetzt, die Massnahmen zu verhindern, anstatt sich für eine praxistaugliche Lösung einzusetzen.

Ich stehe dazu: Ich fordere besseren Klimaschutz und bessere Biodiversitätsförderung. Dazu braucht es eine starke Interessenvertretung für uns Bauern, die auf Dialog und Lösungen setzt.