«Wir wollen weiterhin Dienstleistungen für Landwirtschaftsbetriebe anbieten, damit unsere Mitglieder profitieren können», sagt Hans Baumgartner vom Stumpen, Cham. Er war bis 2022 langjähriger Präsident der «Buuregnossi Cham» und leitet nun deren Projekte für Photovoltaik. Den Betrieb hat der Landwirt Anfang Jahr an den Sohn übergeben, der diesen noch im Nebenerwerb führt. Vor Jahren sei wegen der Umfahrung Cham-Hünenberg viel Land verloren gegangen, derzeit sind es noch 25 ha mit Grünland und Ackerbau, gehalten werden 30 Mutterkühe. Früher wurde auf dem Betrieb Stumpen intensiv Obstbau mit Direktvermarktung betrieben.
Mieterträge für Solardächer
Derzeit investiert die Genossenschaft aus den Erträgen ihrer zahlreichen Immobilien sowie mit aufgenommenem Fremdkapital in den Bau von PV-Anlagen auf den Scheunendächern der Mitglieder. Dies im Rahmen des sogenannten PV-Projekts 2. Generation. Schon vor über zehn Jahren wurden im PV-Projekt 1. Generation zehn Anlagen erstellt, mit einer Leistung von insgesamt 540 kW. Der Strom dieser Anlagen wurde ausschliesslich ins Netz eingespeist, Eigenverbrauch sei damals noch kein Thema gewesen, so Baumgartner. Für die Vermarktung sorgte die Genossenschaft als Bauherrin, ebenso war sie für Unterhalt und Reinigung der Anlagen zuständig. Den Landwirten wurde eine grosszügige Dachmiete ausbezahlt.
Sehr grosses Interesse
Im aktuellen, 2022 beschlossenen Projekt, fokussiert auf den Eigenverbrauch, sollen weitere, möglichst grosse Anlagen gebaut werden, welche allerdings wirtschaftlich umsetzbar sein sollen.
Eine ausserordentliche Generalversammlung bewilligte 2022 dafür einen Kredit von 2,4 Mio Franken. Geplant waren damals 30 Anlagen mit einer Leistung von durchschnittlich 70 kWp. «Das Interesse der Mitglieder nahm aber seither laufend zu, wohl auch wegen des veränderten Umfeldes», sagt Baumgartner. So musste im Herbst 2023 der Generalversammlung ein zweiter Kredit beantragt werden, nochmals 3,1 Mio Franken.
Denn inzwischen sind 38 Anlagen mit einer durchschnittlichen Leistung von 130 kWp geplant. Brutto investiert die Buuregnossi somit fast 8 Mio Franken, nach Abzug der erwarteten Förderbeiträge seien es netto noch rund 5,5 Mio Franken.
Die richtigen Partner
Die bestehenden Solaranlagen wurden für den Eigenverbrauch umgerüstet, mit Produktions- und Austauschmessung versehen und teils auch erweitert. Für die Installation der Module auf den Dächern wird wie schon beim Projekt 1. Generation mit der bäuerlichen MBR Solar zusammengearbeitet, für die nun viel anspruchsvollere Projektentwicklung zusätzlich mit Fleco Power als Partner. Diese Firma half bei der Entwicklung des Modells, bei den Verträgen, bei der rechtlichen Klärung und gab Tipps zur Vermarktung.
Werke Bauen Netz aus
Vermarktet wird der Strom durch die Buuregnossi selber, derzeit an die beiden regionalen Energieunternehmen Wasserwerke Zug (WWZ) und Elektrogenossenschaft Hünenberg (EGH). Zwar weist das Stromnetz in der Region bereits eine hohe Kapazität aus, dennoch sei aufgrund der Dimensionen der neuen Stromproduktion ein Ausbau nötig. So müssen sieben neue Trafostationen gebaut oder erweitert werden. Mit den Energieunternehmen hat die Gnossi dazu Absichtserklärungen abgeschlossen, weil die Werke sicher sein wollen, dass effektiv so viel Strom geliefert werde.
Die ersten Anlagen wurden letztes Jahr gebaut, aktuell sind bereits zehn in Betrieb, die übrigen sollen in den nächsten zwei Jahren realisiert werden. Derzeit sei das Projekt allerdings etwas ins Stocken gekommen, weil die Energieunternehmen mit dem Ausbau der Trafostationen in Verzug seien.
Günstiger Eigenstrom
«Alle Mitglieder können beliebig viel produzierten Strom selber nutzen, auch für Mieter im Rahmen eines eigenen Zusammenschlusses für den Eigenverbrauch (ZEV).» Das sei sehr lukrativ, erklärt Baumgartner.
Die Gestehungskosten liegen bei rund 5 Rappen, diesen Preis haben die Landwirte der Gnossi für den bezogenen Strom zu zahlen. «Es macht gar nicht so viel aus, ob eine grosse oder kleine Anlage», betont Baumgartner. «Das ist eine Win-win-Situation für die Bauern, zumal sie mit der Anlage nichts zu tun haben, weder mit Unterhalt, Überwachung, Abrechnung noch mit Reinigung.»
Vorbild für andere
Solarprojekte wie jenes der Buuregnossi Cham könnten durchaus auch eine Möglichkeit für andere (Käserei-)Genossenschaften sein, die zum Teil ihre Aufgaben verlieren würden, findet Baumgartner. Die Voraussetzungen müssten einfach stimmen, sodass nicht bereits viele Mitglieder von der Landwirtschaft entfernt seien und gar kein Interesse an solchen Investitionen mehr hätten.
Geschichte der «Buuregnossi Cham»
Die «Buuregnossi Cham» entstand aus der Fusion von zwei bäuerlichen Chamer Genossenschaften, die beide in den 1890er-Jahren gegründet wurden. Einerseits die Landwirtschaftliche Genossenschaft, für gemeinsame Beschaffung von Hilfsmitteln und Vermarktung der Produkte. Aufgrund der Strukturveränderungen wurde die klassische Geschäftstätigkeit aber im Jahr 2000 aufgegeben.
Andererseits die Käsereigenossenschaft, welche früher den Bauern eine alternative Milchverarbeitung mit besserem Milchpreis bot als der von der nahen Milchsiederei von Nestlé in Cham. Gekäst wurde allerdings nicht lange, bis 1983 diente das Gebäude als Milchsammelstelle. Seither konzentrierte sich die Genossenschaft auf Immobilien.
2009 wurden die beiden traditionellen Genossenschaften mit fast identischen Mitgliedern zur «Landwirtschaftlichen und Käsereigenossenschaft Cham» fusioniert, diese tritt heute als «Buuregnossi Cham» auf. Damals zählte diese noch rund 100 Mitglieder, davon rund 60 aktive Landwirte. Die neue Genossenschaft realisierte mehrere grössere Bauprojekte und konnte im Verlaufe der Jahre auch weitere Liegenschaften zukaufen und überbauen. Ziel blieb aber, aus den lukrativen Erträgen der Immobilien weiterhin landwirtschaftliche Dienstleistungen für die Mitglieder anzubieten, eine Liquidation kam nicht infrage. Die Mitgliedschaft ist beschränkt auf das Wirtschaftsgebiet, aktive und ehemalige Landwirte sowie Landeigentümer, welche das Land Bauern verpachten.