Versammlungen, die nun wieder stattfinden können, werden gut besucht. Die Menschen sind froh, dass wieder etwas von der alten Normalität eingekehrt und der gegenseitige Austausch möglich ist. Da macht auch die Landwirtschaftliche Organisation Seeland (LOS) keine Ausnahme. Mit etwas Mühe konnte der Präsident Daniel Weber am Mittwochabend, 6. April, die angeregten Gespräche unterbrechen, um die Versammlung  am Inforama Seeland in Ins zu starten. 

BLW-Hofer stellt keine Forderungen an die Seeländer

Als Gastreferent hatte die LOS den Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), Christian Hofer eingeladen. Die Los gab als Thema vor: «Welche Anforderungen stellt das BLW an einen Seeländern Betrieb im Jahre 2030?» Doch Christian Hofer musste die Anwesenden gleich zu Beginn enttäuschen, wie er erklärte. Denn das BLW stelle keine Anforderungen, machte er deutlich. Stattdessen zeigte er die agrarpolitischen Etappen seit 1992 auf. Das heutige Image der Bauern sei  im Vergleich zu den 70er und 80er Jahren hoch. Positiv bewertete er den Umstand, dass die gesamte Schweizer Landwirtschaft den Selbstversorgungsgrad in all den Jahren hat halten können, dies trotz steigender Bevölkerungszahlen. Dennoch bleiben Herausforderungen, wie etwas Biodiversität, Treibhausgasemissionen, Stickstoffbelastung und einige mehr. Auch das aktuelle politische Geschehen, etwa mit der Parlamentarischen Initiative (Pa.Iv) 19.475, die das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren will, beleuchtete Christian Hofer. 

Das Seeland im Mittelpunkt

Und dann stellte der BLW-Direktor doch noch den Fokus auf das Berner Seeland und die Zukunftsaussichten für Seeländer Bauernfamilien. Er habe festgestellt, dass die Betriebe im Seeland durchschnittlich 2,5 Hektaren grösser seien als andernorts. Dies sei eine gute Strukturgrösse. Immer wieder benutzte Hofer das Wort Piste in seiner Rede. Die pflanzliche Ernährung sei eine solche Piste, die momentan im Trend sei und sicher im Trend bleiben werde, die pflanzliche Ernährung werde weiter an Bedeutung gewinnen. «Produktion und Ökologie gehen hier Hand in Hand», ist er überzeugt. Das sei sicher eine Chance für das Seeland. Als herausfordernd sieht er dabei den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit auf den ehemaligen Moorböden sowie die hohe Abhängigkeit der Pflanzenproduktion vom Grenzschutz an. Eine weitere Chance sei die Nähe der Produzenten im Seeland zu den Konsumenten und den Tourismus. 

Herausforderungen meistern 

In seinem Fazit für Seeländer Betriebe im Jahre 2030 zeigte sich Christian Hofer überzeugt davon, dass die Betriebe die sich bietenden Chancen nutzen und die Herausforderungen meistern werden. Die Bauern sorgten für eine gute Be- und Entwässerung und nutzen Chancen zu alternativen Kulturen wie Nassreis. Auch würde der Trend in Richtung stärkere pflanzliche Ernährung und Bio genutzt. Dass die Kombination von ressourceneffizienter Produktion und Biotopen mittels Biotopverbund weitergeht, stimmt ihn zuversichtlich. Und nicht zuletzt werde im Seeland der Tourismus und die Nähe zu Konsumentinnen und Konsumenten weiter für Wertschöpfung am Markt sorgen, ist sich Christian Hofer sicher. So positiv er die Arbeit der Seeländer Bauernfamilien sieht, ist es andersrum nicht ganz dasselbe. Hofer sah sich in der anschliessenden Fragerunde mit kritischen Stimmen konfrontiert, die die Arbeit des BLW bemängelten. Dieses würde sich zuwenig für die Bauern einsetzen, wurde etwa bemängelt. 

Ehrung der Absolventinnen und Absolventen

Wie üblich ehrt die LOS jedes Jahr die Absolventinnen und Absolventen der Höheren Ausbildungsgänge. Heuer wurden mehrere Jahrgänge geehrt, da die beiden letzten Versammlungen nicht live durchgeführt werden konnten. Es sind dies: 

Betriebsleiter Landwirtschaft 2020: Reto Käch, Rapperswil
Betriebsleiter Landwirtschaft 2021: Lukas Fankhauser, Seedorf; Michael Egger, Schüpfen; Mathias Roth, Wiler b.Seedorf; Jan Ryser, Golaten

Meisterlandwirt(in) 2020: Reto Andres, Bargen und Nicole Clémencon, Kallnach
Meisterlandwirt(in) 2021: Fabian Feissli, Ins; Véronique Kilchhofer, Gurbrü; Daniel Schwab Lyss; Nicola Andrea Schär, Hindelbank

Agrotechniker 2021: Simon Tschannen, Mörigen und Patrick Jordi, Detligen. 

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Ob Tierhalter oder nicht, die Massentierhaltungsinitiative geht alle an

Im statutarischen Teil war unter anderem die Massentierhaltungsinitiative (MTI) Thema. Mit  dem Kampf gegen MTI, die wohl im Herbst zur Abstimmung vors Volk kommen wird, wird auch der Vorstand der LOS heuer gut zu tun haben. Daher passt es, dass der vakante Sitz im Vorstand nun neu besetzt werden konnte. Markus Stähli aus Ziemlisberg, Gemeinde Rapperswil, vervollständigt den Vorstand nun. Den Lead des Nein-Komitees gegen die MTI führt Vizepräsidentin Fabienne Wyder, aus Büren a. Aare. Daniel Weber forderte bereits jetzt alle Landwirtinnen, Landwirte und Bäuerinnen auf, sich im Kampf gegen die MTI einzusetzen. Denn diese Initiative betreffe nicht nur  die Viehhaltungsbetriebe. Bei einer Annahme der MTI gelten die Bio-Richtlinien zur Tierhaltung. «Ihr könnt euch nun selbst ausrechnen, wie lange es dauert, bis auch im Pflanzenbau ausschliesslich Bio-Richtlinien gelten sollen», gab  Daniel Weber zu bedenken. Daher: «Bitte engagiert euch, auch wenn ihr keine Tiere habt!», forderte er vehement. 

Achtung Mindestabstände bei Flächen, die unter Schutz stehen

Daniel Weber informierte im Laufe des Abends weiter darüber, dass er festgestellt habe, dass Kantone und Organisationen vermehrt Flächen unter Schutz stellen wollen. Dies einfach gewähren zu lassen sei aber gefährlich. Aus dieser Schutzstellung heraus, könne dann Änderungen an Mindestabständen für die benachbarten Parzellen gelten. Damit dies nicht passiere, müsse unbedingt dem unter Schutz stellen entgegengewirkt werden. 

Das Geld wird nicht einfach angehäuft

Die LOS verzeichnete für das Jahr 2020 einen Gewinn von etwas über 10 000 Franken. Dies resultierte aus den wenigen Aktivitäten und dem geringen Aufwand wegen der Pandemie. Anders sieht die Rechnung vom Jahr 2021 aus. Da schloss die Rechnung mit einem Minus von 24 000 Franken, erklärte Käthi Tschannen. Der Präsident präzisierte, dass der Eine oder die Sndere über dieses Minus etwas erstaunt sein könne. Der Verlust komme jedoch daher, dass einerseits im 2021 keine Mitgliederbeiträge erhoben wurden. Andererseits wurde die Rückvergütung, die es jeweils vom Berner Bauernverband gebe, sogleich zurückgeschickt. Dies geschah als Spende vonseiten der LOS zur Unterstützung der Abstimmungskampagne gegen die Trinkwasserinitiativen. «Unsere Aufgabe ist es nicht, Geld zu horten, daher ist dieses Minus vertretbar», betonte Daniel Weber. Für das laufende Jahr ist ein Minus von rund 12 000 Franken vorgesehen. 

Brand folgt auf Gutknecht

Lorenz Gutknecht hatte bislang als Vertreter der Gemüseproduzentenvereinigung der Kantone Bern und Freiburg (GVBF) Einsitz im LOS-Vorstand. Da Gutknecht bei der GVBF zurückgetreten ist, übernimmt sein Sitz bei der LOS künftig Hans Ulrich Brandt. Aber nicht nur die Arbeit von Lorenz Gutknecht sondern auch diejenige des langjährigen Präsidenten der Pro Acricultura Seeland (PAC), Peter Thomet, wurde vom LOS-Vorstand verdankt. Thomet hatte das Präsidium im März nach zehn Jahren an Jakob Etter, Treiten, weitergegeben. Daniel Weber würdigte die Arbeit von Thomet, der es geschafft habe, «viele Projekte zu gründen, von denen wir alle langfristig profitieren können.» [IMG 3]