Die landwirtschaftlichen Einkommen der Urner Bauern kommen nicht vom Fleck. Während sowohl im Schweizer Talgebiet wie auch im übrigen Berggebiet in den vergangenen Jahren laufend mehr verdient wurde, stagnieren die Einkommen der Urner über die vergangenen fünf Jahre auf tiefem Niveau, sie sind im Vorjahr sogar noch leicht gesunken. Das ist dem Lagebericht zur wirtschaftlichen Situation der Urner Landwirtschaftsbetriebe 2020 zu entnehmen, der von der Agro-Treuhand erstellt wurde. An einem vom Bauernverband Uri organisierten Treffen für bäuerliche Organisationen und Landwirte wurde dieser auf dem Bielenhof in Erstfeld vorgestellt.
Agrarpolitik beibehalten
Die Situation sei zur Kenntnis genommen worden und es habe kaum Diskussionen gegeben, erklärt Präsident Wendelin Loretz gegenüber der BauernZeitung. Offensichtlich sei es schwierig, etwas zu verändern. Zumindest versprachen die Landräte, sich für bessere Rahmenbedingungen einzusetzen. So etwa, indem dem vorgesehenen Kredit von 100 000 Franken im Budget 2022 für die Förderung des Einsatz des Schleppschlauches beim Güllen auch in Hanglagen zugestimmt werden soll. Und auf nationaler Ebene hofft der Bauernverband auf keine grossen Veränderungen bei der Weiterentwicklung der Agrarpolitik. «Denn das würde wohl ohnehin zu Lasten des Berggebietes gehen», meint Loretz.
Kaum Extensivierung
Erwünscht wären mehr Mittel für die Landschaftsqualität, in diesem Bereich könnten die Urner Bauern am ehesten profitieren. Die Direktzahlungen sind im Bergkanton sehr bedeutsam, machen seit Jahren mehr aus, als die Erlöse aus der Rindviehhaltung. Die politisch geförderte Extensivierung wirke sich im Urnerland weniger aus. «Wenn wenig Fläche vorhanden ist, werden sich Betriebsleiter weniger für eine Extensivierung entscheiden», heisst es im Bericht.
«Grösse ist nicht alles, entscheidend ist die Fähigkeit des Betriebsleiters.»
Wendelin Loretz weist auf Management-Kompetenzen hin.
Kaum Strukturwandel
Die Strukturen hingegen würden sich künftig kaum stark verändern, ist Wendelin Loretz überzeugt. In den vergangenen zehn Jahren sind zwar 100 Urner Betriebe verschwunden, derzeit gibt es noch 540. Im Talboden werde künftig weiterhin tierintensiv produziert, dort würden kaum Flächen frei. In abgelegenen Randregionen könnten Bauern eher frei werdende Flächen übernehmen. Die würden dann auch extensiviert und die Tierbestände gingen dort zurück. Weil abgelegen, müssten solche Flächen aber gleichwohl aufwendig bewirtschaftet werden.
Im Kanton Uri sind die Betriebe im Schnitt 15,7 ha gross, gehalten werden rund 16 GVE. Allerdings ist die Bedeutung der Alpung im Urnerland überdurchschnittlich, die Sömmerungsflächen zählen nicht zur LN, verbessern aber die Futtergrundlage. Im übrigen Schweizer Berggebiet liegt die Landnutzung im Schnitt bei 25,6 ha, die Betriebe halten 28 GVE, der Einsatz von Arbeitskräften ist hier aber nicht höher als bei den viel kleineren Urner Betrieben. Dies ist mit ein Grund für die tiefen landwirtschaftlichen Einkommen (LE) in Uri, welche 2020 bei knapp 39 000 Franken lagen. Im übrigen Berggebiet sind es 57 600 Franken.
Die Urner Bauern hätten von der Covid-bedingten höheren Nachfrage nach Schweizer Lebensmitteln und der guten Marktlage in der Schweinehaltung wenig profitieren können.
Verbreitete Kälbermast
Positiv waren die stabilen Preise bei Milch und Nutzvieh, während der Einbruch bei den Kälberpreisen einschenkte. In Uri gebe es vor allem in den Seitentälern viele spezialisierte Kälbermastbetriebe, weil die Verkehrsmilchproduktion schwierig sei. Zwar profitieren viele dieser Betriebe im Sommer von der guten Wertschöpfung für verkäste Alpmilch, im Winter bleibe aber nur Kälbermast. Und diese Betriebe könnten im Gegensatz zu Verkehrsmilchproduzenten mit Gelegenheitsmast nicht ausweichen, seien den Markteinflüssen ausgesetzt, erklärt Wendelin Loretz. Viele Urner Bauern würden aber nicht auf die Milchproduktion verzichten, auch wegen der hohen Bedeutung der Viehzucht.
Betroffen gemacht habe ihn die zunehmende Spannbreite der landwirtschaftlichen Einkommen, meint Loretz. Die besten Betriebe unter 10 ha verdienen wie schon in Vorjahren deutlich mehr als die schlechteren Betriebe über 20 ha. «Grösse ist nicht alles, matchentscheidend ist die Fähigkeit des Betriebsleiters.» Und sehr wichtig seien auch die gute Ausbildung und ständige Weiterbildung.
Nebeneinkommen belasten
Je nach Betriebsgrösse ist das Nebeneinkommen für Urner Bauern bedeutsam, es macht bei Betrieben unter 10 ha sogar mehr aus als das LE. Das Nebeneinkommen führe aber zu einer Doppelbelastung, im beruflichen wie im familiären Bereich, heisst es im Lagebericht. Insgesamt erreichten die Urner Betriebe ein Gesamteinkommen von rund 62 000 Franken, auch dieses ist über die Jahre sehr konstant.