Die Energiekrise hat auch die Preise von Co-Substraten für die Biogasproduktion auf Landwirtschaftsbetrieben explodieren lassen. In vielen Anlagen wird nämlich nicht nur Gülle und Mist vergärt, welche wenig Energiedichte aufweisen, sondern auch zugeführte Rohstoffe wie Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie oder Glycerin.
«Der Markt für Co-Substrate ist derzeit ausgereizt. Betreiber überlegen sich sehr gut, ob und wie viel teure Co-Substrate sie noch zukaufen wollen, weil diese zu teuer geworden sind.»
erklärt Rolf Lösch von der Genossenschaft Ökostrom Schweiz gegenüber der BauernZeitung.
Rund 40 Mitglieder dieses Fachverbandes der Biogasproduzenten trafen sich kürzlich zu einer Weiterbildungsveranstaltung im Murimoos.
Viel Unsicherheit
Dabei gaben auch die politischen Rahmenbedingungen und die grosse Unsicherheit viel zu diskutieren. Beim aktuellen Fördermodell seien Biogasanlagen ohne Co-Substrate kaum wirtschaftlich zu betreiben.
Ende 2022 läuft zudem das Einspeisevergütungssystem zur Förderung erneuerbarer Energien in der Schweiz aus. Um eine Förderlücke zu vermeiden, wurde vom Bund auch aufgrund von politischen Vorstössen eine neue Gesetzesgrundlage beschlossen. Und mit der Revision der Energieförderungsverordnung sollen die Förderinstrumente auch für Biomasseanlagen konkretisiert werden. Dazu lief im Sommer eine Vernehmlassung, zu der auch Ökostrom Schweiz Stellung bezog. Begrüsst wird, dass künftig Anreize mit Investitionsbeiträgen und Betriebskostenbeiträgen geschaffen werden sollen. Die Höhe ist allerdings noch offen, der Bund wird darüber im Dezember entscheiden.
KEV läuft aus
Viele bestehende Anlagen profitieren derzeit noch von der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV), bei einigen Pionieranlagen würden diese aber in den nächsten Jahren auslaufen. Ob diese dann auch ohne KEV noch wirtschaftlich betrieben werden können, hänge von den Marktpreisen für Strom ab, meinte Lösch. Ein künftiges Fördermodell müsse nach Ansicht von Ökostrom Schweiz auch die Situation solcher bestehender Anlagen berücksichtigen, damit diese ihre Produktion nicht einstellen müssen.
Hofdüngeranlagen im Fokus
Nötig sei künftig grundsätzlich ein zusätzlicher Bonus für landwirtschaftliche Biogasanlagen, welche ausschliesslich auf landwirtschaftliche Biomasse wie Hofdünger setzen. Nur so könne der angestrebte Zubau solcher Anlagen im Rahmen der Energiestrategie ermöglicht werden, heisst es in der Stellungnahme. Das Interesse von Bauern dafür wäre sehr gross, betont Rolf Lösch gegenüber der BauernZeitung. Von den rund 150 Mitgliedern von Ökostrom Schweiz betreiben 90 eine Biogasanlage, 50 sind in der Planungs- oder Realisierungsphase. Derzeit produzieren die Anlagen der Mitglieder 75 GWh Strom und 35 GWh extern genutzte Wärme. Die installierte Leistung liegt bei 12,5 MW.
Biogas zum Klimaschutz
Ob reine Hofdüngeranlagen künftig rentabel seien, hänge von der künftigen Förderung ab. Es brauche aufgrund der Kapitalintensität eine Investitionssicherheit, und zwar nicht nur bis 2030, wie das neue Fördermodell vorsieht, sagt Lösch. «Biogasanlagen werden für 20 und mehr Jahre gebaut.»
Das Potenzial für die Vergärung der Hofdünger wäre sehr hoch, derzeit würden erst fünf Prozent energetisch genutzt. Es könnten 4,3 TWh Biogas daraus hergestellt werden.
Bei Grüngut oder organischen Abfällen aus der Lebensmittelindustrie seien es 50 beziehungsweise 90 Prozent, die energetisch genutzt werden. Hingewiesen wird von Ökostrom Schweiz auf die Klimaschutzeffekte und die Minderung von Emissionen. Gemäss einer Studie der Carbotech könnten Biogasanlagen über das gesamte Hofdüngermanagement die Ammoniakemissionen um rund 30 Prozent reduzieren. «Die Nährstoffproblematik in tierintensiven Regionen könnte so entschärft werden.»
Festvergärung im Murimoos
An der Weiterbildung wurde auch der vielfältige Biobetrieb im Murimoos besichtigt, mit Landwirtschaft, Metzgerei, Hofladen, Schreinerei, Restauration. Auf besonderes Interesse stiess die Biogasanlage mit Kompostplatz. Die meisten Teilnehmenden arbeiten auf ihrer Anlage mit einer Flüssigvergärung. Im Murimoos bestand die seltene Gelegenheit, eine Festvergärungsanlage im Betrieb zu besichtigen. Peter Hofer berichtete über seine Erfahrungen im Zusammenspiel mit der Kompostierung. Murimoos legt grössten Wert auf die Befreiung des Kompostes von Plastik. Dazu konnte eine neuartige Windsichtungsanlage besichtigt werden.