Auf grosses Interesse stiessen die beiden online durchgeführten Informationsveranstaltungen der Bäuerinnen- und Bauernverbände von Uri, Nidwalden, Obwalden und Luzern Anfang April. Mehrere Hundert Teilnehmer liessen sich die Nachteile der beiden Pflanzenschutz-Initiativen erklären, und konnten Fragen stellen. Monika Lussi, Präsidentin des Bäuerinnenverbands Nidwalden, betonte einleitend, dass längst nicht nur die Landwirtschaft betroffen sei, sondern beispielsweise auch Gärtner oder Lebensmittelverarbeiter. Und konkret zur Trinkwasser-Initiative fragte sie sich, ob denn das Wasser wirklich besser werde, wenn Bauern vom Nachbarn keine Heuballe mehr zukaufen dürften.

Reinigungsmittel betroffen

Wendelin Loretz, Präsident des Bauernverbands Uri, erläuterte die Pestizidverbots-Initiative. Vom Verbot für synthetische Pestizide betroffen wären auch die Pflege von Grünanlagen oder private Gärten. Und zu den Pestiziden zählten eben nicht nur Pflanzenschutzmittel, sondern auch Biozide wie Melkmaschinenreiniger, Katzenhalsbänder oder Insektensprays, erläuterte Loretz. Per Definition dazu gehören auch Pökelsalz, Schwefel für Biowein, Konservierungsmittel oder Keimhemmer bei Kartoffeln. Loretz wies darauf hin, dass die Bauern sehr wohl Sorge zur Umwelt tragen, es würden immer weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt, immer bedeutender würden natürliche Massnahmen wie Nützlinge oder Innovationen mit Drohnen.

Kein Futter auf Alpen

Mehr zu argumentieren und diskutieren gab die Trinkwasser-Initiative, die von Simon Niederberger, Präsident des Bauernverbands Obwalden, erläutert wurde. Er wies vor alllem darauf hin, dass es dabei nicht nur um Pestizide, sondern auch um Futtermittel gehe. Wenn Direktzahlungsbezüger nur mehr so viel Tiere halten dürften, wie Futter auf dem eigenen Betrieb produziert werden könne, sei wohl die Haltung von Hühnern und Schweinen vielerorts nicht mehr möglich. Er müsste wohl auf seinem Biobetrieb auch auf die Poulethaltung verzichten. Niederberger kritisierte die Verharmlosung der Initianten und selbst in Medien, es sei ja nur Importfutter betroffen. «Der Initiativtext ist klar, es geht generell um Futterzukäufe.» Selbst die Zufuhr von Heu auf Alpen, beispielsweise bei Schlechtwetterperioden, wäre nicht mehr möglich, wenn dies verschiedene Betriebe seien, meinte Niederberger. Und es sei ökologisch fragwürdig, wenn selbst Nebenprodukte aus Molkereien, Getreidemühlen oder Brauereien nicht mehr als Futter zugekauft werden dürften. Zum Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung wies Niederberger darauf hin, dass dieser in den vergangenen zehn Jahren halbiert wurde und prophylaktisch ohnehin schon lange verboten und zudem streng kontrolliert sei. Kaum geredet werde hingegen vom Antibiotikaeinsatz bei Heimtieren. Zum Thema sauberes Trinkwasser betonte Niederberger, dass dieses in der Schweiz, im Vergleich zu vielen anderen Ländern, bedenkenlos aus dem Hahn konsumiert werden könne.

Viele Fremdstoffe im Wasser

Es habe zwar Rückstände in Gewässern und im Grundwasser, im Verhältnis zu anderen Stoffen seien aber nur wenige von Pflanzenschutzmitteln. Simon Niederberger wies auf Gifte aus dem Verkehr, von Hausfassaden, und in den Abwasserreinigungsanlagen nicht ausgeschiedene Stoffe wie Medikamente, Hormone und mehr hin. «Das sind alles auch synthetisch hergestellte Stoffe.» Markus Kretz, Präsident des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands, ergänzte zum Thema, dass vor Jahren eben auch Grenzwerte für Stoffe im Wasser massiv gesenkt wurden. «Viele Stoffe sind nachweisbar, aber nicht zwingend toxisch. Viele Leute meinen aber, was messbar sei, ist auch giftig.»

Bauernfamilien gefordert

Viele der Informationen und Antworten aus der von Regula Bucheli von den Luzerner Bäuerinnen geleiteten Diskussionen seien den Bauernfamilien wohl bekannt. Es gehe nun aber darum, die übrige Bevölkerung über die Folgen der Pflanzenschutz-Initiativen aufzuklären. Es herrsche die Meinung vor, die Landwirtschaft müsse sich endlich bewegen, wenn sie schon von Milliarden Direktzahlungen profitiere. Und schliesslich würden ja die Biobauern beweisen, dass sie alles im Griff hätten und eine Produktion ohne Pestizide möglich sei. Monika Lussi rief abschliessend dazu auf, auch die Websites und Social-Media-Plattformen der Befürworter zu konsultieren. Es sei erschreckend, welche Behauptungen da aufgestellt würden. Es liege an den Bauernfamilien, mit guten Argumenten die Leute für zweimal Nein zu diesen extremen Initiativen zu überzeugen.