Lokale Energieproduktion unter den Vorzeichen des neuen Stromgesetzes, zu diesem Thema referierten kürzlich Fachleute des Energie-Hub Buttisholz an einem auch von Bauern gut besuchten Anlass bei Tschopp Holzindustrie. Die Luzerner Gemeinde will die Energiewende vorantreiben und schon 2035 CO2-neutral sein. Dank viel Industrie und Landwirtschaft gebe es viele grosse Energieproduzenten und -verbraucher. Vorgestellt wurden konkrete lokale Projekte wie das bestehende Blockheizkraftwerk Schweikhüsern von Landwirt Georg Hodel (BauernZeitung Juli) der laufende Ausbau des Fernwärmenetzes im Dorf oder der schon hohe Anteil PV-Anlagen.

Potenzial Biogas nutzen

Daniel Tschopp von der gleichnamigen Holzindustrie AG wies auf ein für 2028 geplantes zusätzliches Holzheizkraftwerk hin. Darin sollen jährlich 30 000 t Altholz, Rinde und Waldabfälle verbrannt werden. Das Werk liefere Strom und Wärme nicht nur für den Betrieb, sondern auch für das Dorf Buttisholz.

Aufgrund des revidierten Raumplanungsgesetzes seien die Bedingungen für Biogasanlagen künftig deutlich besser, erklärte Nationalrat Leo Müller. So sind Bauten und Anlagen für Energie aus Biomasse auf einem Landwirtschaftsbetrieb zonenkonform, wenn die Biomasse einen engen Bezug zur Land- und Forstwirtschaft hat und nicht mehr als 45 000 t Substrate verarbeitet werden. Müller wies auch auf die harmonisierten Abnahmevergütungen für Solarstrom im Mantelerlass hin sowie auf die Möglichkeiten zur Bildung von lokalen Elektrizitätsgemeinschaften (LEG). Diese seien für die Landwirtschaft aufgrund der vielen grossen Dachflächen eine grosse Chance. Neben der Selbstversorgung könne so Strom unter Nutzung des bestehenden Netzes an die Nachbarschaft vermarktet werden, zu besseren Konditionen als bei den aktuellen Einspeisetarifen ins öffentliche Netz.

Dorfstrom AG in Gründung

Darauf will künftig auch Buttisholz setzen, wie der Präsident des Energie-Hub und Gemeinderat Oscar Küng erklärte. Demnächst soll eine Dorfstrom AG gegründet werden, für die Stromproduktion, den Stromhandel, aber auch Speicherung und Transformation. «Wir wollen Strom lokal produzieren und nutzen und damit möglichst autark werden», meinte Küng. Mit LEG könnten erneuerbare Energien gefördert und gemeinsam lokal genutzt werden. Das mache unabhängiger, entlaste das schweizerische Netz und trage zu besserer Versorgungssicherheit bei. Denkbar seien künftig auch lokal-dynamische Tarife. Damit sollen Anreize geschaffen werden, Strom dann zu verbrauchen, wenn dieser vor Ort produziert wird.

Lokaler Strommarkt

Bereits werden in Buttisholz Interessierte für die Dorfstrom AG gesucht, die Strom liefern oder beziehen möchten oder als Partner für Investitionen wie Speicher oder andere Energieanlagen. Für die Administration des Stromhandels soll mit der Fleco Power AG zusammengearbeitet werden. Darüber informierte Martin Schmöcker. Das Unternehmen ist in den Händen von Energieproduzenten und produzentennahen Organisationen wie MBRsolar und Ökostrom Schweiz. Fördermassnahmen und Rahmenbedingungen zur Energiewende sollen bestmöglich unterstützt werden, so bei der Stromvermarktung oder dem Anlagenmanagement. Bereits wurden Verträge für die Unterstützung in Buttisholz unterzeichnet und die Zugänge seien vorbereitet. Ende dieses Jahres soll mit virtuellen Zusammenschlüssen für den Eigenverbrauch (vZEV) gestartet werden.

vZEV und LEG

Bei virtuellen Zusammenschlüssen für den Eigenverbrauch (vZEV) können bestehende Stromleitungen in unmittelbarer Nähe mit verschiedenen Häusern auf verschiedenen Grundstücken, aber einem gemeinsamen Anschlusspunkt genutzt werden. Somit fallen keine Netzentgelte für die lokale Übertragung an. Die Netzbetreiber werden verpflichtet, Messsysteme zur internen Abrechnung zur Verfügung zu stellen. Die Produktionsleistung des Zusammenschlusses muss mindestens 10 Prozent der gesamten Anschlussleistung betragen.

Lokale Elektrizitätsgemeinschaften (LEG) nutzen hingegen auch das öffentliche Netz, sodass Strom in einem grösseren Raum, in einem ganzen Quartier oder sogar innerhalb einer ganzen Gemeinde vermarktet werden kann. Daran beteiligt können neben Stromproduzenten und -konsumenten auch Energieversorger oder Betreiber von Speichern sein. Die Leistung der Produktionsanlagen innerhalb einer LEG muss mindestens 20 Prozent der Anschlussleistung aller Endverbraucher betragen. Der in der LEG selbst erzeugte und gehandelte Strom profitiert von einem reduzierten Netznutzungstarif. Noch sind die Verordnungen zu den Rahmenbedingungen von vZEV und LEG nicht verabschiedet. Rechtlich möglich sind vZEV dem Vernehmen nach bereits ab dem Jahr 2025, LEG hingegen erst ab 2026.