Für so manches Umweltproblem gerät die Landwirtschaft in den Fokus. Nicht immer zu Recht. Beim Stickstoff gibt es aber keine Ausreden, stellte Peter Spring von der HAFL klar. Der Stickstoffkreislauf sei das Business der Landwirtschaft. «Hier können wir und hier wollen wir besser werden», sagte der Dozent für Schweineernährung den Kunden der Landis rund um Sursee kürzlich an einem Seminar. Das Einsparen von Protein sei auch wirtschaftlich interessant für den Tierhalter und weniger Soja-Importe zudem gut fürs Image.

Mutig sein

Grundsätzlich gehe es darum, Stickstoff nicht zu verlieren, weder in der Fütterung noch später in der Düngung. Stickstoff geht vor allem in die Luft. «Die Fütterung ist interessant, jedes Kilo, das wir nicht in den Kreislauf bringen, kann auch nicht verloren gehen», so Peter Spring. Bei den Schweinen ist der Urin wichtiger als Kot, wenn es um Verluste geht. Das Programm Absenkpfad Nährstoffe wird bekanntlich irgendwann Pflicht. Mutig sein und vorangehen, gibt Spring als Motto voraus. Damit verhindere man weitere Auflagen.

Protein verteilen

In der Schweinehaltung sind beim Absenkpfad Obergrenzen angedacht, welche die Menge Protein, die in einem Zucht- oder Mastbetrieb eingesetzt werden dürfen, limitieren. Für die Mast werden es gemäss Peter Spring wohl 10,5 g Rohprotein/MJ verdauliche Energie werden. Für ein Standard-Mastfutter würde dies rund 145 g Rohprotein/kg ergeben. Für junge Mastschweine sei dies zu wenig. «Sie können damit ihr Leistungspotenzial nicht ausschöpfen», so Spring. Es gelte also, das Protein geschickt über die Mast zu verteilen.

Bei einem Durchmastfutter mit den neuen Gehaltsempfehlungen komme es erst zu einer Unterversorgung, dann zu einer Überversorgung mit Protein. Grundsätzlich brauche das Tier jede Woche weniger Rohprotein. Die jungen Tiere werden in einer Phasenfütterung via Vormastfutter gut und die älteren Tiere via Ausmastfutter knapp versorgt. Mehrphasenfütterung ist dann machbar, wenn mehrere Silos stehen, die eine Grösse aufweisen, dass sie mit einer Fuhr befüllt werden könnten. Natürlich dürfe das Futter nicht zu lange in den Silos bleiben.

Vorsicht wegen MFA

Nicht aus den Augen verlieren bei der vielerorts längst etablierten Phasenfütterung in der Mast dürfe der Magerfleischanteil (MFA). Tiere wägen und die Abrechnungen genau anschauen, gab Peter Spring als Tipp an die Landi-Kunden. Allein für ideale MFA erzielen die besten Betriebe sechs Franken Zustupf pro Tier, den schlechtesten dagegen wird ein Franken abgezogen. Grössere Betriebe mit tiefem MFA könnten unter Umständen die geschlechtergetrennte Mast in Erwägung ziehen. Kastraten können zum Ende der Mast weniger intensiv gefüttert werden. Auch bei der Schweinemast sei die Gesundheit das Wichtigste. «Gesunde Tiere machen aus Rohprotein Muskeln, kranke bilden Immunzellen».

Potenzial bei den Galtsauen

Der Absenkpfad werde vor allem dank der Phasenfütterung in der Mast erreicht, da hier die grössten Futtermengen eingesetzt werden. Zuchtsauen stehen weniger im Fokus, da etwa die Fruchtbarkeit rasch leiden könnte, beispielsweise bei einer Proteinunterversorgung rund ums Säugen. Aber die Galt-sauen, so Peter Spring, «werden in fünf Jahren wohl nicht mehr gleich gefüttert wie heute». Damit meint er eine gezieltere Fütterung. Je nach Alter und Trächtigkeitsdauer haben die Galtsauen einen sehr unterschiedlichen Proteinbedarf. 13 Prozent Eiweiss brauche es nur in den letzten Trächtigkeitswochen.

Zur individuell proteinangepassten Phasenfütterung läuft aktuell an der HAFL in Zusammenarbeit mit der Swiss Future Farm in Tänikon TG ein entsprechender Versuch. Spring machte Hoffnung: Erste Daten zeigen, dass in der Galtphase gegen 30 Prozent an Rohprotein eingespart werden könnte, ohne dass die Tiere gesundheitliche und damit Leistungseinbussen verzeichneten. Dies sei durchaus eine Option für Betriebe und biete mehr Spielraum als Einsparungen bei den säugenden Sauen und den Ferkeln. Aber noch immer liege das ganz grosse Einsparpotenzial in der Mast. «Durchmastfutter ist nicht mehr zeitgemäss», so das Schlusswort von Peter Spring.