Bei den regionalen Bauernverbänden kommt die Abstimmungskampagne gegen die Biodiversitäts-Initiative in Schwung. Wir sprachen darüber mit Hella Schnider, Flühli, Kampagnenleiterin beim Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV).

Wie beurteilen Sie die Stimmung in der Landwirtschaft und der Bevölkerung zu dieser Initiative?

Hella Schnider: Die Stimmung in der Landwirtschaft ist im Moment noch verhalten. Wir haben in kurzer Zeit jetzt den dritten Abstimmungskampf vor uns, da ist das sehr verständlich. Leider ändert es nichts an der Tatsache, dass für die Landwirtschaft wieder viel auf dem Spiel steht und wir uns mit aller Kraft engagieren müssen. In der Bevölkerung ist das Thema eher noch weit weg und man befasst sich erst langsam damit.

An einigen Orten, so an Hausfassaden oder Gartenzäunen, hängen bereits gelbe Fahnen, die für ein «Ja zur Biodiversität» werben. Auf Bauernhöfen ist noch wenig von der Nein-Kampagne zu sehen. Sind die Gegner da etwas in Verzug?

Ich kann da nur für den Kanton Luzern sprechen und weiss nicht, wie es in anderen Kantonen mit der Sichtbarkeit ausschaut. Wir hatten bei der letzten Abstimmung ja einige Kontakte mit der Polizei betreffend der Abstimmungsfahnen an den Gebäuden, die zu früh und dem kantonalen Gesetz widersprechend aufgehängt wurden. Wir halten uns derzeit mit Aufrufen, Plakate aufzuhängen, noch zurück, um unsere Betriebe nicht in problematische Situationen zu bringen. Im Kanton Luzern dürfen Plakate erst sechs Wochen vor der Abstimmung platziert werden. Die Fahnen können bei uns bezogen und freiwillig sowie im Bewusstsein möglicher Konsequenzen aufgehängt werden. Dies wurde auch im «Buure-Info» und an diversen Treffen so kommuniziert. Ich hoffe, dass auch bei den Ja-Fahnen nun genau hingeschaut wird. Aus diesem Grund scheinen wir noch nicht so präsent. Trotzdem können die Bauernfamilien jetzt schon mit anderen Massnahmen aktiv werden, beispielsweise die Autokleber verwenden und Infotafeln «Wussten Sie, dass …» aufhängen.

Wie anspruchsvoll ist es, die Bauernfamilien zu motivieren, wieder Abstimmungsmaterial zu beziehen und zu platzieren? Ist eine gewisse Sättigung spürbar?

Es ist sehr anspruchsvoll und braucht viel Einsatz aller Beteiligten. Ich würde allerdings nicht von Sättigung, sondern von Müdigkeit oder Zermürbung sprechen. Die letzten beiden Abstimmungen waren bereits sehr intensiv und nun kommt in Kürze die nächste. Immer müssen sich die Bauernfamilien erklären und rechtfertigen, das zermürbt. Daher wird es sehr anspruchsvoll, die Motivation zu erhöhen und ein ähnliches Engagement wie bei den letzten Abstimmungen zu erreichen. Ich bin aber überzeugt, dass die Betroffenheit als hoch eingeschätzt wird und auch die Komponenten der Baukultur, der Beeinträchtigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Infrastrukturen im Tourismus weitere Themen sind, die die Landwirtschaft betreffen. Es liegt nun an uns und den Sektionen, die Bauernfamilien abzuholen und ein weiteres Mal zu mobilisieren.

Die Landwirtschaft sagt Ja zu Biodiversität, aber Nein zur Biodiversitäts-Initiative. Wie schwierig wird das zu erklären sein?

Genau das ist die Krux und das Erklären wird schwierig, denn auf den ersten Blick erscheint die Initiative sehr anziehend und es scheint dort einen Widerspruch zu geben. Dass es sich dabei um eine Mogelpackung handelt, sieht man erst auf den zweiten Blick, wenn man sich mit dem Inhalt beschäftigt. Biodiversität ist für die Landwirtschaft existenziell und wir setzen uns dafür ein. Aber nicht so extrem und mit solchen einschneidenden Konsequenzen, wie es die Initiative fordert. Wir müssen aufzeigen, was die Landwirtschaft schon alles macht und wo wir Verbesserungspotenzial sehen, nämlich bei Qualität statt Quantität. Also eine Verbesserung auf den bereits stehenden Flächen.

Wie stufen Sie grundsätzlich den Zustand der Biodiversität im Kanton Luzern ein?

Wir sind im Kanton Luzern auf einem sehr guten Weg und haben schon viel für die Biodiversität getan. Auf den Betrieben ist man sich der Wichtigkeit bewusst. Sicher gibt es noch Verbesserungspotenzial, das auch genutzt werden muss. Ein Beispiel für die Bemühungen sind die Vernetzungsprojekte im ganzen Kanton, die regelmässig evaluiert und angepasst werden.

Was sind die nächsten Aktivitäten des regionalen Komitees im Rahmen der Nein-Kampagne?

Wir bereiten intern alles für die Materialverteilung sowie das Stellen der Sujets im ganzen Kanton vor. Die «Wussten Sie …»-Infotafeln und die Vorlagen für die Gemeindeflyer sind erstellt, das Vorgehen diesbezüglich an die Sektionen und die Bauernfamilien ist kommuniziert. Am 19. August wird es eine gemeinsame Medienkonferenz des Nein-Komitees der Kantone Luzern, Uri, Ob- und Nidwalden geben. Wir müssen unsere Sichtbarkeit sukzessive erhöhen und die Bauernfamilien sensibilisieren und mobilisieren.