An der dänischen Agromek, der grössten Landwirtschaftsmesse Nordeuropas, hat der Themenbereich Biogas heuer einen grossen Raum eingenommen. Nicht nur physisch mit einem eigenen Bereich, sondern auch in Sachen beigemessener Bedeutung. Biogas ist in Dänemark das Thema der Stunde – auch in der Landwirtschaft.
Weg von den Fossilen bis 2050
Dänemark verfolgt seit geraumer Zeit eine ehrgeizige Klimastrategie, in deren Rahmen Biogas eine wichtige Rolle spielt. Bereits jetzt stammen 40 Prozent des ins dänische Gasnetz eingespeisten Gases aus rund 50 grossen Biogasanlagen; damit hat sich dieser Wert im Vergleich zu 2021 bereits verdoppelt. Bis in zehn Jahren wollen die Dänen mit diesem Kurs nur noch «grünes» Gas verwerten und kein fossiles Gas mehr einsetzen. Dieses Bestreben erhält nicht zuletzt durch die aktuellen Entwicklungen auf dem weltweiten Gasmarkt Auftrieb.
Doch die Ambitionen Dänemarks reichen weit über die Gasversorgung hinaus: Bis 2050 will das Land komplett energieunabhängig sein und auf fossile Energieträger verzichten.
Guter «Business Case» für Biogas
«Für Landwirte hat Biogas viel Potenzial, denn die mögliche Wertschöpfung ist gross», sagt Steen Bitsch, Direktor der rund 4000 Mitglieder zählenden Agrar-Genossenschaft Vestjyllands Andel. Obwohl die Gaspreise in stetigem Auf und Ab seien, sei der «Business Case», also das Geschäftsszenario, vielversprechend. Entsprechend hat Vestjyllands Andel in diesem Sektor kräftig investiert und sich seit 2019 an insgesamt 8 Biogasanlagen beteiligt.
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Bauern könnten in mehrfacher Hinsicht von den Entwicklungen im Biogassektor profitieren, ist Bitsch überzeugt. Wer Hofdünger in eine Biogasanlage liefere, erziele damit grundsätzlich eine doppelte Wertschöpfung. Zum einen, indem man aus der Biomasse wertvolles Gas gewinne, und zum anderen biete sich das Abbauprodukt, der sogenannte Gärrest, dank seiner guten Pflanzenverfügbarkeit in den meisten Fällen als optimaler Dünger an.
Mit Biogas CO2-Kontingente abgelten?
Mit Blick in die nähere Zukunft bringt Bitsch noch einen weiteren Punkt ins Spiel. Dänemark hat in der jüngsten Vergangenheit mit der Umsetzung einer klimafreundlichen Steuerpolitik begonnen, von der auch die Landwirtschaft betroffen ist. Wie verschiedene Medien berichten, soll die dänische Landwirtschaft ihren Klimagas-Ausstoss bis 2030 um 55 % senken. Mögliche Massnahmen für den Agrar- und Ernährungssektor sind seit dem Herbst Gegenstand des politischen Tauziehens. Indessen hoffen viele dänische Landwirte darauf, dass mit der Produktion von Biogas CO2-Kontingente abgegolten werden könnten. Ob das eintreffen wird und in welcher Form die neue Gesetzgebung umgesetzt wird, werden die politischen Entwicklungen der kommenden Monate zeigen.