Knapp neun Kilometer Gewässer wurden im Kanton Baselland im Zeitraum von 2015 bis 2022 revitalisiert. Dabei handelte es sich vor allem um kleinere Projekte und Ausdolungen, wie die Bau- und Umweltschutzdirektion auf Anfrage der BauernZeitung mitteilte. Die grössten Arbeiten fanden in dieser Zeit an der Birs, der Vorderen Frenke und am Schöntalbach statt.
Langfristiges Ziel sei es, auf einer Gewässerstrecke von rund 80 Kilometern Hochwasserschutzmassnahmen zu realisieren. Auf weiteren 60 Kilometern sollen Revitalisierungsprojekte umgesetzt werden. Dafür will der Kanton in zwei Jahren die strategische Revitalisierungsplanung überarbeiten.
Pacht statt Eigentum
Gesamtmeliorationen sind dann eine Möglichkeit, wenn bei grösseren Revitalisierungen, Bachausdolungen oder Hochwasserschutzprojekten verschiedene Anliegen aufeinandertreffen.
Die betroffenen Eigentümer werden in einer frühen Phase über das Projekt informiert, erklärt Simon Pascal vom Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung. An einer gemeinsamen Veranstaltung werden dann die Optionen für die weitere Bewirtschaftung besprochen. «Im Eigentum möchten die Landwirte meist keine Flächen, die von einer Revitalisierung oder Bachausdolung betroffen sind», meint er.
Nach Punkten entschädigt
Grund dafür sei die Pflicht zur extensiven Bewirtschaftung entlang der revitalisierten Gewässer. Deshalb werde das betroffene Land in den meisten Fällen den Gemeinden oder dem Kanton zugewiesen und anschliessend an die Bewirtschafter zurückverpachtet. Dort können Biodiversitätsförderflächen angelegt und ein Naturschutzvertrag abgeschlossen werden.
Ein Punktesystem, mit welchem das Kulturland bonitiert und objektiv bewertet wird, sorge zudem dafür, dass die betroffenen Flächen angemessen kompensiert werden.
Den «Rank» finden
Pascal Simon ist es wichtig, dass die Landwirte nebst den formellen Rahmenbedingungen auch über das Ziel dieser Ökologisierung informiert werden. «Die Fliessgewässer sind ideale Vernetzungsachsen. Wenn man die Biodiversität fördern will, sollte man solche auch nutzen.»
Ausserdem werden mit solchen Gesamtmeliorationen auch andere Arbeiten umgesetzt: So wird das Wegnetz ausgebaut, Parzellen werden arrondiert, Drainagen saniert und Bäche mit einer hohen Gefährdung für Hochwasser tiefer gelegt.
Dank dieser Berücksichtigung von verschiedenen Interessen und guter Kommunikation gelinge es meistens, dass die Meliorationsprojekte von allen Seiten getragen werden. So meint Simon: «Wenn wir auch die Eigentümer von Anfang an miteinbeziehen, finden wir meistens den Rank.»
Umstrittene Gewässerräume
Grösserer Widerstand vonseiten der Landwirtschaft gab es bei der Ausscheidung der Gewässerräume. Denn viele Bäche verlaufen entlang von Äckern und Wiesen, erklärt Simon. Wird die Gewässerraumausscheidung rechtskräftig, können diese Flächen innerhalb des Gewässerraums nur noch extensiv bewirtschaftet werden.
«Rund 200 Hektaren Kulturland sind betroffen», schätzt er das Ausmass dieser Einschränkungen im Kanton Basel-Landschaft ab. Damit die Landwirte diese Massnahmen tragen könnten, mache der Kanton ein spezielles Angebot: Nach der Anlegung der BFF innerhalb des Gewässerraums können die Landwirte aus anderen Verträgen zur Biodiversitätsförderung aussteigen – ohne die Übergangsfrist von acht Jahren einhalten zu müssen.
Erste verbindliche Ausscheidungen in den Frenkentälern
Die Nutzungspläne und somit die Ausscheidung der Gewässerräume werden im Kanton Baselland gestaffelt umgesetzt. Dafür wurde der Kanton in fünf Lose eingeteilt.
Im Los 1 – in den Frenkentälern – ist die Ausscheidung der Gewässerräume seit dem 31. Mai rechtskräftig. Die Betroffenen werden direkt über die Umsetzung informiert.
