Sechs Mähdrescher in leicht versetzter Linie, deren Maisgebiss sich in die Reihen eines schier endlosen Feldes gräbt. Mit diesem Bild begann Michael Feitknecht seine Ausführungen am diesjährigen Maxi-Event der Fenaco. Der Leiter des Departements Pflanzenbau und designierter CEO der Agrargenossenschaft referierte zum Thema Regenerative Landwirtschaft. Der Standpunkt der Fenaco in dieser Sache ist demnach klar: In der Schweiz würden regenerative Praktiken bereits seit Jahren und flächendeckend umgesetzt.
Ein Gegensatz
[IMG 2]«Es ist sehr wichtig, die Regenerative Landwirtschaft aus Schweizer Perspektive in den Kontext zu setzen», betonte Michael Feitknecht. Das System stamme aus den USA, gab er zu bedenken, und stelle einen Gegensatz zu dem dar, was man als industrielle Landwirtschaft bezeichnen würde. Feitknecht nannte als typische Merkmale einer solchen Produktion unter anderem primär marktbezogene Entscheidungen des Betriebsleiters, Monokulturen oder einfache Fruchtfolgen, hauptsächlich Mineraldünger und chemischer Pflanzenschutz sowie herkömmliche Gentechnologie. Dies alles häufig mit dem Versprechen, «die Welt zu ernähren».
Auf der anderen Seite stehe die Regenerative Landwirtschaft mit einer breiten Fruchtfolge bzw. Mischkulturen, Massnahmen wie Gründüngungen und Hofdüngergaben für die Bodenfruchtbarkeit, modernen Methoden der Pflanzenzüchtung, integriertem Pflanzenschutz und langfristigen Investitionen in die Biodiversität. Anders als im Fall der oben beschriebenen industriellen Landwirtschaft wäre hier das Versprechen gleichsam, die Welt zu retten. «Die Regenerative Landwirtschaft ist im Moment bei praktisch allen grossen Lebensmittelkonzernen ein Thema», beobachtet Feitknecht. Da sei sicher viel Marketing dabei, es werde eine Menge angekündigt, und die Umsetzung sei dann schwierig.
Zeit zur Regeneration
Die Regenerative Landwirtschaft gebe der Natur Zeit, sich zu erholen, nachdem ihre Ressourcen für die Produktion von Lebensmitteln genutzt worden seien, fasste Michael Feitknecht das Prinzip aus seiner Sicht zusammen. «In der Schweiz ist das mit der guten landwirtschaftlichen Praxis bereits Realität.» Auch Tiere gehören hierzulande fest dazu, was von verschiedenen Seiten – bis hinauf zum Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft – immer wieder betont wird. Tiere helfen als Verwerter von Raufutter und Nebenprodukten sowie als Quelle für wertvollen Hofdünger dabei, Kreisläufe im Sinne der Regenerativen Landwirtschaft zu schliessen. «Die Tierhaltung ist in diesem Zusammenhang extrem wichtig», ergänzte der Agrarwissenschaftler, «das geht in der öffentlichen Debatte im Moment etwas vergessen.»
Der zukünftige Fenaco-CEO hat verschiedene Vorstellungen der Regenerativen Landwirtschaft, wie sie heute von diversen Unternehmen gefordert und gefördert wird, verglichen. «Die Grundidee der Regenerativen Landwirtschaft entspricht gemäss unserer Einschätzung weitgehend den ÖLN-Vorgaben in der Schweiz», so sein Fazit. Und damit arbeite man schliesslich schon seit dreissig Jahren.
Schwierig zu positionieren
Entsprechend werde es hierzulande schwieriger, die Regenerative Landwirtschaft als «neuen Produktionsstandard» im Sinne eines Mehrpreises zu positionieren. «Es ist nicht empfehlenswert, ein zusätzliches Label oder zusätzliche Vorschriften aufzubauen», hielt Michael Feitknecht fest. Das würde seiner Meinung nach nur den administrativen Aufwand vergrössern. Gleichzeitig sieht er die Fenaco mit verschiedenen Engagements auf dem richtigen Weg, die Regenerative Landwirtschaft in der Schweiz zu fördern. Als Beispiele nannte Feitknecht das Ufa-Angebot mit Wildblumen und Gründüngungen, aber auch das Agroline-Zentrum für nachhaltigen Pflanzenschutz, den Landor-Bodenprobenservice oder die Förderung technischer Innovationen.
«Es ist nicht empfehlenswert, ein zusätzliches Label aufzubauen»
Michael Feitknecht, Fenaco
Nicht ausspielen
Es solle nicht nur kein neues Label geben, die bestehenden sollten auch nicht gegeneinander ausgespielt werden, fuhr Michael Feitknecht fort. «Die Regenerative Landwirtschaft im Sinne einer guten landwirtschaftlichen Praxis ist die Basis, aber alle Produktionssysteme haben ihre Berechtigung», erklärte er. Egal ob Suisse Garantie, IP-Suisse, Bio Suisse oder Demeter, alle würden unterschiedliche Bedürfnisse bedienen und je nach Marktumfeld und Standort passen.
Das erklärte Ziel von Michael Feitknecht bzw. der Fenaco-Genossenschaft bestehe darin, dass die Schweizer Landwirtschaft als Ganzes nachhaltiger werde und gleichzeitig produktiv bleibe. Die omnipräsente Diskussion rund um die Regenerative Landwirtschaft will Michael Feitknecht aber dennoch als Chance beim Schopf packen: «Wir können den internationalen Schwung dieser Debatte nutzen, um den Konsument(innen) die ÖLN-Standards auf verständliche Weise zu vermitteln.»
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