«Hä?», war die Zusammenfassung meiner Eindrücke zur AP 22+, mit der ich vor drei Jahren Bekanntschaft gemacht habe. Mittlerweile verstehe ich den Inhalt und weiss auch, wie sie entstanden ist. Darauf folgten weitere Schriften wie der Massnahmenplan für sauberes Wasser und die jährlichen landwirtschaftlichen Verordnungspakete (LVP). Der Berner Bauernverband (BBV) verfasste zu allen Vorlagen eine ausführliche, breit abgestützte Stellungnahme. Ob sich dieser Aufwand gelohnt hat, wage ich zu bezweifeln.
Der Zeitaufwand ist gigantisch
Nun liegt das LVP 2023 vor. Weitere 291 Seiten müssen gelesen, verstanden und beurteilt werden. Die Meinungen von Gremien, Teilregionen und Fachorganisationen sind wichtig. Sie müssen abgeholt und eingebunden werden. Der Zeitaufwand für die jeweils rund 50-seitigen Stellungnahmen ist gigantisch. Ein vom Bundesamt für Landwirtschaft genanntes Hauptziel ist die Reduktion des administrativen Aufwands. Der BBV geht nun mit gutem Bespiel voran: Wir schreiben nur eine einzige Seite zum LVP und verwenden die gesparte Zeit stattdessen für ein zielführendes Berner Umwelt-, Ernährungs- und Klimaprojekt.
Darin widerspiegelt sich unsere Vorstellung einer nachhaltigen Landwirtschaft. Betriebsleitende ermitteln den Ist-Zustand. Durch Weiterbildung mit Experten, im Arbeitskreis oder durch gezielte Beratung erarbeiten sie sich Fachwissen. Anschliessend bestimmen sie selbst, mit welchen Massnahmen sie ihre definierten Ziele erreichen wollen. Diese Vorgehensweise ermöglicht, Kreisläufe zu schliessen, Zielkonflikte vor Ort zu lösen und einen echten Mehrwert zu generieren.
Pflanzenschutzprojekt zeigt Möglichkeiten auf
Das Berner Pflanzenschutzprojekt hat gezeigt, dass die Landwirt(innen) PSM-Einträge ins Gewässer reduzieren können, ohne Ertragseinbussen. Das nötige Fachwissen haben sie sich angeeignet, Schächte abgedeckt, Waschplätze gebaut, Pufferstreifen angelegt. Sie wissen auch, auf welchen Parzellen ganz auf PSM verzichtet werden kann und auf welchen nur teilweise.
Der BBV begrüsst alle Anstrengungen, die den administrativen Aufwand in der Landwirtschaft reduzieren und den Bauernfamilien Mitbestimmung und Selbstverantwortung zur Zielerreichung geben. Wir können eine Kehrtwende in der Agrarpolitik schaffen. Gemeinsam, in ganz kleinen Schritten, in Richtung einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft.