Strahlender Sonnenschein und eine beeindruckende Aussicht begleiteten die Mitglieder der Kleinbauern-Vereinigung an ihrer Jahresversammlung vom Samstag, 26. April. Sie trafen sich im Gemeindesaal von Rivaz VD, einem kleinen Winzerdorf am Genfersee – mitten im Unesco-Welterbe Lavaux. Dort besprachen sie die künftige Entwicklung des Vereins und das Vorjahr.
Autobahnausbau gestoppt
Laut Kilian Baumann, Präsident der Vereinigung zum Schutze der kleinen und mittleren Bauern (VKMB), waren die Kleinbauern im 2024 erfolgreich. Im Sinne des Vereinszwecks – der Förderung einer vielfältigen, ökologischen und sozialen Landwirtschaft – habe man sich politisch engagiert und unter anderem die Autobahnvorlage zu Fall gebracht. Die politische Arbeit sei jedoch nicht einfacher geworden.
In Umweltfragen ist man laut Baumann wieder bei agrarpolitischen Rezepten angelangt, die schon vor dreissig Jahren nicht funktioniert hätten. Dies liege daran, dass der Schweizer Bauernverband vorwiegend mit den führenden Wirtschaftsverbänden zusammenarbeite.
Auch in Zukunft wolle sich die VKMB in politische Prozesse einbringen. Dazu zählen laut Baumann die Agrarpolitik 2030+, die Teilrevision des bäuerlichen Bodenrechts, Gesetze zur Gentechnik sowie parlamentarische Vorstösse zu Pestiziden und zum Gewässerschutz.
Hofübergabe stärken
Neben der politischen Arbeit will die VKMB verstärkt die Hofübergabe fördern. In diesem Bereich wurde personell aufgestockt: Sophie Hodel und Delphine Piccot leiten das Projekt. Laut Piccot will man künftig die Kontaktaufnahme zwischen jenen, die einen Hof suchen, und jenen, die einen anbieten, erleichtern. Damit diese schneller zueinander finden, habe man die vereinseigene digitale Plattform seit dem letzten Jahr ausgebaut. Aktuell seien dort 220 Interessenten und 61 Hofabtreter registriert. Im nächsten Schritt folge ein Ausbau des Beratungsangebots.
Ein weiteres Projekt ist laut Piccot das «Hofnetzwerk», eine Internetplattform, auf der Mitgliederbetriebe vorgestellt werden. Ziel sei es, die Mitglieder untereinander sowie mit den Konsumenten besser zu vernetzen.
Diskussion um «Kleinbauern»
Auch über den Namen der Vereinigung wurde diskutiert. «Wir wollen eine Debatte anstossen», sagte Geschäftsführerin Patricia Mariani. Konkret geht es um die Bezeichnung «Kleinbauern-Vereinigung», die zunehmend hinterfragt werde. Laut Mariani sind etwa die folgenden Fragen offen: Was bedeutet «klein»? Bezieht der Name auch die Konsumenten mit ein, die rund ein Drittel bis die Hälfte der 5100 Mitglieder ausmachen? Und fühlen sich auch die Frauen angesprochen? Per Handy konnten die 53 Stimmberechtigten und Gäste an einem Stimmungsbarometer teilnehmen. Für 55 Prozent stimmt der Name, für 45 Prozent nicht. Eine Mehrheit würde es begrüssen, wenn der Begriff Kleinbauer/Kleinbäuerin vorkäme und der Name beide Geschlechter ansprechen würde.
Gehölze im Rebberg
Zum Abschluss lockten eine Weinverkostung und eine Begehung der Reben von André Bélard und seinem Weingut Les Dryades. Die Bewirtschaftung folgt agrarökologischen Grundsätzen. Das heisst: biologisch und unter Einbezug von Elementen der Permakultur. Seit seiner Übernahme vor fünf Jahren hat Bélard über 500 Bäume und Sträucher in den Rebberg gepflanzt und begonnen, Pflanzenmischungen als Unterwuchs zu säen. Das Zusammenspiel der Pflanzengruppen und die höhere Biodiversität sollen der Rebe bekommen, sie ist laut Bélard widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten. Den Weinen scheint dies zu bekommen, der Chasselas schmeckt sommerlich frisch.