Politisch Interessierte haben den 12. März bereits dick in der Agenda notiert: Bundesratswahlen – dann entscheidet sich, wer auf Viola Amherd folgt und das krisengeschüttelte Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) übernimmt.
Auch an der Sitzung der Landwirtschaftskammer (LAKA) am Mittwoch, 26. Februar, waren die Wahlen ein grosses Thema, schliesslich ist der höchste Bauer der Schweiz, Markus Ritter, neben dem Zuger Regierungsrat Martin Pfister einer der beiden Kandidaten. Sollte Ritter Bundesrat werden, wählen die SBV-Delegierten im kommenden November eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten – und nicht, wie bisher erwartet, erst 2028.
Anne Challandes steht bereit
In diesem Fall würde Anne Challandes, die erste Vizepräsidentin, mit Unterstützung der beiden anderen Vizepräsidenten Alois Huber und Damien Humbert-Droz die Verbandsführung bis zur Delegiertenversammlung übernehmen.
Nach dem «sehr überraschenden Rücktritt» von Viola Amherd habe man schnell festgestellt, dass viele Favoritinnen und Favoriten innerhalb der Mitte-Partei abgesagt hätten, sagte Markus Ritter vor der LAKA. Probleme seien neben dem unerwarteten Rücktritt auch die «extrem engen Fristen» für eine Kandidatur gewesen. Nach fünf Tagen sei er erstmals gefragt worden, ob eine Kandidatur für ihn infrage käme. «Einen Tag später habe ich dann mit Martin Rufer darüber diskutiert. Als Landwirte sind wir da für unser Land, wann immer das nötig ist. Wir können Verantwortung übernehmen.»
Parlamentarier oder nicht?
Es sei ihm wichtig gewesen, dass seine Familie, der SBV und die Partei die Kandidatur unterstützten – und leicht gefallen sei ihm der Entscheid nicht, so Ritter, denn: «Ich bin mit Herzblut SBV-Präsident. Der schlagkräftige SBV ist wie ein Pferd, das zieht. Ein Pferdewechsel ist immer eine Herausforderung.»
Anfang nächster Woche stehen für Markus Ritter nun die «sehr entscheidenden» Hearings an. Wird Ritter Bundesrat, haben die SBV-Mitgliedorganisationen bis Ende Juni Zeit, Kandidaten für seine Nachfolge beim SBV zu nominieren. Das Anforderungsprofil für die Nachfolge, der Zeitplan sowie das Wahlverfahren wurden von der LAKA einstimmig angenommen. Klar ist, dass der neue Präsident oder die neue Präsidentin praktizierende Landwirtin oder praktizierender Landwirt sein muss.
Die Frage einer Mitgliedschaft im eidgenössischen Parlament als Voraussetzung habe im SBV-Vorstand zu Diskussionen geführt, sagte Direktor Martin Rufer. Man einigte sich darauf, dass eine solche Mitgliedschaft «ein grosser Vorteil, aber nicht zwingend» sei – es gebe ja noch die Möglichkeit, bei den nächsten nationalen Wahlen 2027 anzutreten. Eine Findungskommission, bestehend aus dem aktuellen SBV-Präsidium sowie dem Direktor, wird die Wahl administrativ managen. «Es gibt keine Vorselektion, und falls es aus dem Präsidium Kandidaten gibt, werden diese in den Ausstand treten», erklärte Rufer weiter.
Sitz für den abtrünnigen VSGP
Auch einer Statutenänderung zugunsten der Delegiertenversammlung stimmte die LAKA zu. Im SBV-Vorstand sollen zwei neue Sitze geschaffen werden, damit der Sitz des Präsidenten von der kantonalen Organisation losgelöst ist. Bislang konnte ein kantonaler Bauernpräsident nicht im Vorstand Einsitz nehmen, wenn der SBV-Präsident aus seinem Kanton stammte – das soll sich nun ändern. Der zweite neue Sitz ist für den Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) vorgesehen, falls dieser sich nach dem Austritt 2018 für eine Rückkehr in den SBV entscheidet.
Kein Gegenvorschlag erwünscht
Neben vielen weiteren Traktanden wie der Agrarpolitik 2030+, der Situation auf den Märkten und dem Stand von Digiflux fasste die LAKA auch die Nein-Parole zur «Vegi-Initiative» (Ernährungs-Initiative). Der neue Streich von Franziska Herren, Initiantin der Trinkwasser-Initiative, wird dieses Jahr im Parlament beraten und soll spätestens 2027 dem Volk vorgelegt werden. Aktuell geht der SBV aber von einem Abstimmungstermin im Juni oder September 2026 aus.
Bereits vergangenen November befasste sich der SBV-Vorstand mit der Initiative. Das Verdikt: Die Vegi-Initiative wolle eine staatlich verordnete Ernährung der Schweizer Bevölkerung, die weitgehend ohne tierische Produkte (Milch, Eier, Fleisch) auskommen müsse. Denn nur so lasse sich die Forderung nach einem Netto-Selbstversorgungsgrad von 70 % erreichen. Der SBV fordert zudem, dass Bundesrat und Parlament auf einen Gegenvorschlag verzichten. Ein solcher sei unnötig.
Sandra Helfenstein, Leiterin des SBV-Departements Kommunikation und Marketing, informierte über die Arbeiten zur Abstimmungskampagne, die längst angelaufen sind. Auch diesmal wolle man eine «starke Allianz» mit anderen Verbänden eingehen, denn es handle sich diesmal nicht um eine reine Landwirtschafts-Initiative, sondern um «eine Ernährungs-Initiative».
Viel Applaus für Ritter
Am Schluss der Sitzung schlug Anne Challandes nochmal den Bogen zu den anstehenden Bundesratswahlen, dankte Markus Ritter für seinen Einsatz und wünschte ihm viel Glück für die anstehenden Bundesratswahlen. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass es mal dazu kommen würde, dass sie den Verband interimistisch führen könnte, aber «ich bin bereit für diese grosse Chance und sicher, dass wir gute Arbeit abliefern können.»
Langer Applaus für Markus Ritter folgte. Wie es am 12. März auch herauskomme, er werde dem Schweizer Bauernverband zeit seines Lebens verbunden bleiben, hielt er abschliessend fest: «Wir sind es unseren Betrieben, Familien und Kindern schuldig, immer das Beste zu geben und uns dort einzusetzen, wo wir eine Chance haben.»