«Wenn wir weiterhin Arbeitskräfte für die Landwirtschaft wollen, müssen die Arbeitsbedingungen besser werden», erklärt Katrin Hürlimann, Aktuarin der Arbeitsgemeinschaft Berufsverbände landwirtschaftlicher Angestellter (Abla). Die Generalversammlung unter dem Präsidium von Paul Sommer aus Riniken AG fand am 1. April  mit knapp zwei Dutzend Teilnehmenden statt.

Aktuell in Zürich und Bern

Grosses Thema waren die Totalrevisionen der Normalarbeitsverträge Landwirtschaft (NAV), die laufen derzeit in den Kantonen Bern und Zürich. Bereits angepasst wurden die nicht mehr zeitgemässen Vertragswerke, für welche die Kantone zuständig sind, unter anderem in St. Gallen, Luzern oder Nidwalden.

Die Unterschiede je nach Kanton bei der Wochenarbeitszeit und bei den bezahlten Feiertagen sind beträchtlich. 45 Stunden haben Angestellte in Genf zu arbeiten, Ausreisser nach oben sei Glarus mit 66 Stunden im Sommer und 60 Stunden im Winter pro Woche, erklärt Hürlimann. «Föderalismus eben. Wir würden uns aber schon wünschen, dass es einen gesamtschweizerischen Arbeitsvertrag geben würde.» Aber das sei sehr schwierig. Die Abla sei bei Vertragsverhandlungen in den Kantonen jeweils bestrebt, die St. Galler Lösung als guten und auch gut ausformulierten NAV zu propagieren. Dort gilt eine Wochenarbeitszeit von 49,5 Stunden.

Mindestlohn erhöht

Attraktiver müsse aber nicht nur die Arbeitszeit werden, sondern auch der Lohn. Die letzten Verhandlungen zwischen Abla, Schweizer Bauernverband und Schweizerischem Bäuerinnen- und Landfrauenverband fanden Ende 2022 statt. Dabei einigte man sich auf eine leichte Erhöhung des Mindestlohns auf 3385 Franken pro Monat.

Gut gefragt seien Rechtsauskünfte der Abla, vor allem von Arbeitgebern. Die Palette reiche von Fragen zur Berechnung bei Arbeitszeit mit Minusstunden, Ferienguthaben bei unterjährigem Arbeitsstart, Lohnfragen, bis zum Vorgehen bei Streitigkeiten, erklärt Hürlimann. Sie weist darauf hin, dass diese Dienstleistung für Mitglieder gratis oder stark vergünstigt angeboten wird.

Lohnabzug für Gewerkschaft

Die Abla zählt derzeit noch 85 Mitglieder, kämpft mit Überalterung und Mitgliederschwund. Gesucht sind deshalb wieder mehr junge Mitglieder, damit die Interessenvertretung und Dienstleistungen aufrecht erhalten werden können. Hürlimann könnte sich auch vorstellen, dass über eine Globalversicherungein Abzug vom Lohn eingeführt werden könnte, um die gewerkschaftlichen Tätigkeiten der Abla zu finanzieren. «Der zeitintensive Einsatz für Verbesserungen beim NAV oder für bessere Lohnbedingungen zeigt, dass es die Abla braucht.»