Ja, die Landwirtschaft habe noch grosse ungenutzte Potenziale zur Produktion von erneuerbaren Energien, bestätigte Martin Rufer, Direktor des Schweizer Bauernverbandes (SBV). So bei Biogas, Holz und Photovoltaik (PV). Ein forcierter Zubau dürfe aber nicht zu einer Schwächung der Lebensmittelproduktion führen. «Wir dürfen das Energieproblem nicht zu einem Ernährungsproblem machen.»

Kein Thema seien für den SBV PV-Anlagen in der freien Landschaft, denkbar hingegen Agri-PV-Anlagen ergänzend zur Lebensmittelproduktion, so beispielsweise über Spezialkulturen. Und er warnte grundsätzlich vor allzu idealistischen Vorstellungen zum Landwirt als Energiewirt. Derzeit liege der Produktionswert von erneuerbaren Energien vom Bauernhof bei lediglich rund 100 Millionen Franken vom Gesamtwert von rund 12 Milliarden Franken, Tendenz zwar steigend.

Hürden und Hemmnisse

Es gebe rund 10'000 PV-Anlagen auf Gebäuden, realistisch möglich wären wohl 50'000 in der Landwirtschaft. Und bei Biogas werden derzeit 5 Prozent der Hofdünger vergärt, realistisch wären wohl 20 Prozent. Das brächte dann 300 GWh Strom und 250 GWh Wärme. Es gebe eben noch viele Hürden und Hemmnisse. Rufer nannte die fehlenden Netzkapazitäten für Solarstrom aus dezentraler Produktion sowie Auflagen der Raumplanung und des Denkmalschutzes. Und der Ausbau von Biogas werde gehemmt durch die hohen Betriebskosten, die Raumplanung und Umweltauflagen.

Rufer sprach am Informationsabend des Energie-Hubs Buttisholz LU vor rund 120 Interessierten, vorwiegend Bauern.

PV-Strom speichern

Etwas euphorischer sieht dessen Präsident und Gemeinderat Oscar Küng die Rolle der Landwirte als Energiewirte. Mit Strom von Scheunendächern und aus Hofdünger könnten schweizweit 8000 GWh Strom erzeugt werden, das entspreche einem Drittel der Stromproduktion aller AKW oder der Hälfte des Produktionswertes der Schweizer Milchwirtschaft. Allein die ländliche Luzerner Gemeinde Buttisholz importiere jährlich Energie für 25 Millionen Franken. «Die Hälfte davon könnten wir selber produzieren und so regionale Wertschöpfung schaffen», meinte Küng.

Benjamin Lerch, Leiter Technik bei Agrola, sieht Möglichkeiten bei Energiespeichern und übergeordneten Steuereinheiten, sogenannten Microgrids, damit Bauernhöfe mehr Solarstrom selber nutzen und so auf teuren Netzausbau verzichten könnten. Und gegen einen Stromausfall dienten Zapfwellengeneratoren, zumal dann in der Regel auch die netzgekoppelten PV-Anlagen noch nicht für die unabhängige Versorgung einsetzbar seien.

Biogas aus Hofdünger

Ohne markante Förderung sei Strom aus Biogasanlagen nicht wirtschaftlich, machte Simon Bolli von Ökostrom Schweiz klar. Die Organisation setzt sich für bessere Rahmenbedingungen und die Vermarktung des Stromes der rund 180 landwirtschaftlichen Betreiber von Biogasanlagen ein. Diese setzen knapp 1 Mio t Hofdünger und rund 95 000 t Co-Substrate ein, um rund 170 GWh Strom aus Biogas zu produzieren. Das sei nicht nur eine klimafreundliche Energie, sondern die Vergärung reduziere auch die Methan- und Geruchsemissionen, und Gärmist erhöhe den Humusgehalt und den Anteil an verfügbarem Stickstoff.

Weil der Markt für Co-Substrate ausgeschöpft sei, soll künftig vermehrt auf Hofdünger gesetzt werden. Das zusätzlich nutzbare Biomethanpotenzial wird auf bis zu 4,3 TWh geschätzt. Allerdings sei es schwierig, nur auf Gülle zu setzen, sondern es brauche Feststoffe wie Mist oder Nebenprodukte vom Betrieb, wie Feldabgänge.

Buttisholz und die tierdichte Region liege inmitten des Biogas-Hotspots der Schweiz und da bestehe noch Potenzial für Einsteiger. Allerdings seien wohl je nach Betrieb 100 GVE nötig, gemeinsame Anlagen somit sinnvoll. Raumplanerische Auflagen erleichtern solche allerdings nicht.

Bessere Bedingungen

Regierungsrat Fabian Peter freute sich ob der grossen Teilnehmerzahl, denn Interesse sei der erste Schritt zur nötigen Transformation. Zur Rolle der Landwirtschaft in der Energiewende wies er darauf hin, dass diese ein Teil der Lösung sei, um die Versorgungssicherheit zu verbessern. Eine energieautarke Schweiz sei allerdings zu teuer. Einsetzen wolle sich der Kanton für bessere Rahmenbedingungen, so bei den Netzkosten für Strom oder für Biogasanlagen auf Bauernhöfen. Er versprach auch Besserung beim bürokratischen Aufwand, zumal dieser einen ansehnlichen Teil der Förderbeiträge für Anlagen für erneuerbare Energien wegfresse, wie in der Diskussion kritisiert wurde.