Anfang Jahr lancierte der Kanton Luzern die «Offensive Spezialkulturen». Der Luzerner Landwirtschaft sollen neue Produktionsmöglichkeiten im pflanzlichen Bereich und mehr Wertschöpfung erschlossen werden (siehe auch BauernZeitung vom 3. Mai). Schon bei der Ausarbeitung der Offensive war allerdings klar, dass es mit Beratung und Förderung von Kulturen nicht getan sein wird. Oft hemmen raumplanerische Rahmenbedingungen den Einstieg in Spezialkulturen.

Auflagen seien zu lockern

Erkannt wurden beispielsweise Auflagen für den Witterungsschutz, Wasserspeicher, Unterkünfte für saisonale Arbeitskräfte, Kühl- und Lagerräume oder Verkaufs- und Degustationsräume. Nur teilweise konnten seither Lockerungen erreicht werden.

Nun gelangte der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) diese Woche an den Vorsteher des Luzerner Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartementes. Im Schreiben werden bessere Rahmenbedingungen für Spezialkulturen verlangt. Deren Förderung zeige Wirkung, viele Bauern seien interessiert, auf solche zu setzen. Damit diese Entwicklung aber weitergehen könne, brauche es Anpassungen in der Raumplanung.

So seien Verbesserungen für den Substratanbau beispielsweise von Erdbeeren nötig, zumal damit Nährstoffverluste und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden könnten. Derzeit würden nur 50 Aren in der Landwirtschaftszone bewilligt. Der LBV fordert eine rasche Umsetzung von Vorranggebieten für solche bodenunabhängige Kulturen.

Für Bauten für Wasserspeicher zur Bewässerung soll auf eine Kompensation von Fruchtfolgeflächen verzichtet werden, wenn dafür keine festen Fundamente erstellt werden müssen und solche Speicher im Bedarfsfall wieder rückbaubar sind. Derzeit kann für Bewässerungen kaum Grundwasser bezogen werden. Das sollte ermöglicht werden, wenn die Bewässerung möglichst verlustarm erfolge (Tropfenbewässerung). Und grundsätzlich sollten Wasserbezüge für die Bewässerung vereinfacht werden, so mit mehrjährigen Konzessionen.

Nicht als feste Bauten

Überdachungen für den Hagelschutz und Regenschutz sowie Einnetzung für den Insektenschutz sollten nicht mehr als feste Bauten beurteilt werden, zumal solche ja schnell auf- und abbaubar seien. Auch Agri-Photovoltaik in Kombination mit Spezialkulturen sollte integrierbar sein, erwartet der LBV.

Bisher wurden Spezialkulturen oft ohne Genehmigung erstellt, weil es dafür früher gar keine Bewilligung brauchte. Erwartet wird, dass für bestehende Anlagen eine Bestandes- und Entwicklungsgarantie erteilt wird. Zumal Neueinsteiger stark vom Wissen dieser Pioniere profitieren könnten.

Unterkunft für Saisonangestellte

Zu verbessern sei ferner die Wohnsituation von Saisonangestellten. Gemäss gängiger Praxis sind Wohncontainer nur möglich, wenn fremdvermietete Wohnungen auf einem Betrieb vorher geräumt und für Arbeitnehmende zur Verfügung gestellt werden. Neu sollten Arbeitnehmer, die weniger als sieben Monate beschäftigt würden, nicht unter diese Regelung fallen. Zumal ein mehrmonatiger Leerstand von Wohnungen nicht zumutbar sei.

Und es sollte auch möglich sein, dass leer stehende Räume wie Estrich oder nicht mehr benützte Ökonomiegebäude für solche saisonale Mitarbeitende entsprechend hergerichtet werden könnten.

Im Moment nur eine Nische
[IMG 2]
Kommentar von Josef Scherer

Die Transformation wird lange dauern. Und ob und wie die Luzerner Landwirtschaft umgekrempelt wird, von tierischer auf pflanzliche Produktion, soll nicht die Politik, sondern der Markt entscheiden.

Es geht wieder einmal um die Frage, ob die Nachfrage das Angebot bestimmt oder das Angebot die Nachfrage beeinflussen kann. Beides ist möglich, aber Ersteres dominiert.

Würden alle Linken, Grünen, Klimakleber und Weltverbesserer so nachhaltig konsumieren, wie sie Nachhaltigkeit fordern, so hätten wir eine ganz andere Nachfrage und somit auch ein anderes Angebot.

Der Fleischkonsum wird zwar aufgrund gesellschaftlicher Trends tendenziell sinken und pflanzliche Produkte bekommen einen höheren Stellenwert. Allerdings wird die Schweiz nicht zum Vegiland werden, die Marktanteile für Milch- und Fleischersatzprodukte wachsen sehr schwach, auf sehr tiefem Niveau. Fleisch- und Milchproduktion werden im Kanton Luzern auch in den nächsten Jahren dominieren und den Bauernbetrieben viel Wertschöpfung bringen.

Bei all den Zielen und Wünschen für mehr Spezialkulturen bleibt die aktuelle Marktrealität, dass bei einigen scheinbar so gefragten pflanzlichen Produkten wie Beeren, Obst und sogar bei einigen Getreiden und Nischenspezialitäten bereits Sättigungstendenzen spürbar sind. Wer zu rasch für eine nur in den Köpfen, nicht aber beim Einkaufen spürbare Nachfrage produziert, bleibt auf seinen Produkten sitzen. Und muss in der Konsequenz Preiseinbussen in Kauf nehmen. Da könnten die Produzenten einige Beispiele aus aktuellster Zeit auflisten.

Gleichwohl ist es richtig, lanciert der Kanton Luzern eine «Offensive Spezialkulturen». Die klimatischen Veränderungen werden auch das Produktangebot und die Produktionsweise der hiesigen Landwirtschaft verändern.

Gut, zeigt der Kanton Luzern auf, für welche pflanzlichen Produkte künftig eine gewisse Nachfrage vorhanden sein wird, wo diese angebaut werden können und dass dafür die Rahmenbedingungen vor allem in der Raumplanung zu verbessern sind.

Es ist aber auch wichtig, den Stellenwert zu sehen. Solche Spezialkulturen werden wohl noch lange Nischen bleiben. Aber auch solche sollen genutzt werden. j.scherer@bauernzeitung.ch