Der Vorstand des Glarner Bauernverbands (GLBV) hat im Herbst 2021 die Fachkommission Grossraubtiere gegründet. Fritz Waldvogel, Präsident des GLBV und Kommissionsmitglied, spricht mit der BauernZeitung über den Sinn und Zweck der Kommission.
Fritz Waldvogel, der Glarner Bauernverband hat die Fachkommission Grossraubtiere gegründet. Weshalb brauchtes sie?
Fritz Waldvogel: Die Präsenz des Wolfs wirft viele Fragen auf, die wir vertieft diskutieren müssen. Wir setzten auch in anderen Themengebieten, die einen grossen Arbeitsbedarf mit sich bringen, Fachkommissionen ein.
Was sind die Schwerpunkte, in denen die Kommission vor allem tätig sein wird?
Einerseits wollen wir eine Drehscheibe für die Bauern sein. Wir wollen ihnen Wissen vermitteln und Leute miteinander vernetzten. Andererseits wollen wir die Bevölkerung aus Sicht der Landwirtschaft zum Wolf informieren. Bis anhin haben wir eher reagiert statt agiert und überliessen den Umweltverbänden das Feld. Was wir hingegen ganz klar nicht sind: eine Herdenschutzberatung.
Wir nehmen ebenfalls Stellung zu Verordnungspaketen oder zu Gutachten. Gerade liess der Kanton ein solches betreffend Sicherheit unserer Schafalpen erstellen. Wir werden es studieren und aus unserer Sicht kommentieren.
Wieso dieser Alleingang statt ein Zusammenschluss mit anderen Kantonen?
Der Bündner Bauernverbandhat seit zwei Jahren eine Fachkommission Grossraubtiere. Dort sind wir mit einem Mitglied vertreten. Wir wollen keinen Alleingang, im Gegenteil. Zuerst wollen wir jedoch wissen, wie die Befindlichkeit bei unserer Basis ist.
Ganz klar sehen wir eine Zusammenarbeit, wenn es darum geht, auf nationaler Ebene etwas zu bewegen oder von Erfahrungen zu lernen.
In der Stellungnahme zur geplanten Revision des Jagdgesetzes schreibt die Kommission, dass man dafür sorgen müsse, dass der Wolf nicht nur im Grossraum um die Städte reguliert werde. Wie kommen Sie auf diese Annahme?
Das steht so nirgends. Wir haben jedoch das Empfinden, dass der Alpenraum aus Sicht der Umweltverbände ein Naturpark werden soll. Mit der Aussage wollten wir darauf aufmerksam machen, dass wir hier wohnen und arbeiten und jetzt schon Betroffene sind.
In der gleichen Stellungnahme plädieren Sie für eine unabhängige eidgenössische Instanz. Können Sie das erläutern?
Bei Entscheidungsfragen rund um den Wolf prallen Meinungen von Befürwortern und Gegnern aufeinander. Die einen stören sich, dass die Zusatzkosten nicht gedeckt sind, den anderen ist der Herdenschutz zu ungenügend. Wir möchten, dass eine unabhängige Instanz, wie ein Gericht, Entscheide fällt.
Wie ist das Verhältnis der Kommission zu Natur- und Umweltverbänden?
Meiner Meinung nach zurzeit eher distanziert. Oft werden via Medien die Klingen gekreuzt. Das Ziel ist, dass wir aufeinander zugehen und einen Austausch auf Augenhöhe haben.
Soeben wurde ein Glarner Wolf mit einem Senderausgestattet. Ist das gutoder schlecht?
Da wir nie genau wissen, wo die Wölfe gerade sind, kann es helfen, wenn man eins zu eins Bewegungsdaten abrufen kann. Entscheidend ist aber, dass wir nicht nur Daten sammeln, sondern daraus ein Handeln ableiten.[IMG 2]
Die Kommission setzt sich aus sechs Landwirten und einer Juristin zusammen. Wieso sind Sie nicht breiterabgestützt?
Das ist bewusst so. Wir wollen das Thema intern diskutieren und versuchen, die unzähligen Fragen zu beantworten. Die psychische Belastung von Bäuerinnen und Bauern nach einem Wolfsriss ist enorm. Einige stellen sich die Frage, ob sie überhaupt noch weiter machen sollen. Da wollen wir z. B. Unterstützung bieten.
Der Alpsommer 2022 naht, was macht die Kommission konkret für die Bauern und ihre Tiere?
Auf der Website des GLBV schalten wir Informationen und Merkblätter auf für den Fall, dass es zu einem Wolfsriss kommt. Ebenfalls konnten wir die Polizei so einbinden, dass die Bauern nach einem Vorfall auch die 117 wählen können und ihnen weitergeholfen wird. Demnächst werden wir an Veranstaltungen der Herdenschutzbeauftragen die Kommission und ihre Arbeit vorstellen.
Mehr Infos
Weitere Informationen zur Glarner Fachkommission Grossraubtiere findet man hier: www.bvgl.ch
