Rechtzeitig mit der ersten Hitzewelle wartete die Eawag– das Wasserinstitut der ETH – mit einer neuen Studie zur Auswirkung des Klimawandels auf die Gewässer auf, welche sie im Auftrag des Bafu erstellt hat. Wie immer, wenn die Eawag etwas zu berichten hat, waren auch diesmal die Medien nicht weit.

Nur 2 % der LN beregnet

Für eine sichere Wasserversorgung So will der Bund mit steigendem Bewässerungsbedarf umgehen Wednesday, 18. May 2022 Die Eawag identifiziert die Landwirtschaft als einen der Haupttreiber der Gewässer-Übernutzung. Entsprechend einseitig fallen ihre Lösungsvorschläge aus, z. B. bewässerungsbedürftige Kulturen nicht mit Direktzahlungen zu fördern und den Anbau trockenheitsresistenter Kulturen ausdehnen. Dabei bleibt offen, was unter einer trockenheitsresistenten Kultur zu verstehen ist.

Machen wir den Faktencheck: Gemäss einem Bafu-Bericht von 2021 beträgt die jährliche Wassernutzung von Industrie und Gewerbe rund 1120 Mio m3, jene der öffentlichen Wasserversorgung 950 Mio m3 und die Landwirtschaft braucht 410 Mio m3 – davon 140 Mio m3 zum Bewässern. In einem Normaljahr kommen 95 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen ohne Bewässerung aus. Nur rund 34 000 ha werden regelmässig beregnet, was rund 2 % der LN entspricht.

Viele Produktionsländer kämpfen mit Trockenheit

Richtig ist, dass diese Fläche zunimmt. Mit gutem Grund: Die Bäuerinnen und Bauern richten sich nach dem Markt und dieser fordert mehr Gemüse, Obst und Beeren in Top-Qualität. Wer Verarbeitungsgemüse anbauen will, bekommt einen Anbauvertrag nur, wenn er die Kultur bewässert. Nicht selten fordern die Verarbeiter ihre Produzenten aktiv auf, mit dem Bewässern zu beginnen, denn auch sie müssen dem Detailhandel höchste Qualität und Liefersicherheit garantieren.

Gerade die stark wasserabhängigen Kulturen gelten als besonders gesund. Würden wir nun den Eawag-Empfehlungen folgen und nur anbauen, was auch bei Trockenheit funktioniert, dürfte unsere Ernährung ziemlich leiden. Die Differenz würde also importiert. Viele wichtige Produktionsländer kämpfen aber mit konstanter Trockenheit und müssen intensiv bewässern. Nicht selten mit dramatischen Folgen für ihre lokalen Ökosysteme. Ein Beispiel ist Kalifornien, einer der weltweit grössten Mandel- und Nussproduzenten.

75 % des ökologischen Fussabdrucks im Ausland

Bereits heute fallen über 75 % unseres konsumbedingten ökologischen Fussabdrucks im Ausland an. Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, wie die Eawag in Sachen Bewässerung und Landwirtschaft kommuniziert. Es gibt keine trockenheitsresistenten Sorten am Markt, Gemüse ist gesund – gemäss Lebensmittelpyramide werden täglich fünf Portionen empfohlen und der Anbau funktioniert nicht ohne Beregnung.

Es ist schade, dass die Eawag dermassen einseitig und schlussendlich realitätsfern unterwegs ist. Global betrachtet hätte sie schreiben müssen, dass wir die Importe besonders bewässerungsbedürftiger Kulturen reduzieren sollten. Das ist zwar weniger medienwirksam, dafür ehrlich. Der Klimawandel fordert uns alle. Es ist nicht «die Landwirtschaft» die «verbraucht» – es ist der Konsum der Gesellschaft. Nur die Landwirtschaft regulieren zu wollen, greift zu kurz. Hier gibt es noch viel zu tun, auch für unsere Forschenden. Ihre Hilfe wird bei der Lösungsfindung dringend gebraucht!