Faire Märkte Schweiz (FMS) wurde im Mai 2023 von erfahrenen Markt- und Rechtsexperten gegründet. Begleitet von einer nationalen Informationskampagne starteten wir unsere Arbeit am 5. Juli. Viele positive Reaktionen gingen ein: Man sieht grossen Handlungsbedarf bei den Themen Fairness, Marktmacht und Wertschöpfungsverteilung. Und man traut FMS zu, in diesen Themen etwas bewirken zu können.
Viele Organisationen setzen sich in den Bereichen Ökologie, Tier- und Konsumentenschutz für Nachhaltigkeit ein. In der sozialen Dimension fehlt eine Plattform, die sich für Fairness stark macht. Dies, obwohl die Landwirtschaft vermehrt unter den übermächtigen Marktpartnern und den verschiedenen Formen des Marktversagens leidet.
Es geht um eine gleichwertige Verteilung
Dabei geht es nicht nur um Lieferbeziehungen auf Augenhöhe und funktionierenden Wettbewerb, sondern auch um eine gleichwertige Verteilung der Wertschöpfung. Heute sind die Marktbedingungen wegen der Marktmacht der beiden Grossverteiler verzerrt.
Mit ihrer Marktposition können sie den Wettbewerb ausschalten. Wir müssen umdenken: Es braucht mehr Markttransparenz und Kostenwahrheit und ein anderes Verständnis von Markt. Die Preise sollen dort hoch sein, wo die Kosten anfallen, und nicht dort, wo man durch Ausnutzen von Marktmacht höhere Preise durchsetzen kann, als dies bei einem funktionierenden Wettbewerb der Fall wäre.
Die Nachhaltigkeit kommt unter Druck
Nicht nur Produzentenpreise und Wertschöpfungsanteile der Landwirtschaft kommen immer mehr unter Druck. Auch die Nachhaltigkeit, mit der sich die Landwirtschaft gegenüber den Importen abheben kann, wird arg sabotiert. Die hohen Margen, mit denen der Handel kalkuliert, bremsen die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit aus.
Dies haben diverse Studien des Schweizer Tierschutzes bestätigt. Die unter anderem mit aggressiven Aktionspreisen künstlich hoch gehaltenen Preisdifferenzen zwischen konventioneller Standardproduktion und den Labelsortimenten übersteigen die Zahlungsbereitschaft der Mehrheit der Konsumierenden.
Der Staat hat eine zentrale Verantwortung
Hier hat der Staat als Regulator eine zentrale Verantwortung. Er muss die kleinen Anbieter gegenüber den marktbeherrschenden Abnehmern oder Lieferanten besser schützen, weil sie in einem schwierigen Abhängigkeitsverhältnis sind.
FMS setzt sich in Markt und Politik dafür ein und hat eine kostenlose Melde- und Beratungsstelle eingerichtet. Anonym können dort Bäuerinnen und Bauern Verdachtsfälle melden. Bereits sind viele Fälle eingegangen, die von den Wettbewerbsexperten auf Missbrauch geprüft werden. Aktuell kämpfen wir zudem gegen die einseitige Senkung der Milchpreise durch die Migros-Molkerei Elsa.
FMS ist auch auf Unterstützung angewiesen. Nicht nur über eine Mitgliedschaft von Verbänden und Produzentenorganisationen.
Auch alle Bäuerinnen und Bauern sind eingeladen, für 50 Franken Mitglied zu werden. Wir setzen uns mit voller Kraft für ihre Rechte und die Fairness im Markt ein und freuen uns auf ihre Kontaktaufnahme.
Zur Person
Stefan Flückiger ist Geschäftsführender Präsident von Faire Märkte Schweiz