Über das Referat des Muotathaler Wetterschmöckers sei am «Buureträff» des Bäuerinnen- und Bauernvereins unteres Seetal Anfang Januar  viel mehr diskutiert worden als über die Fernsehsendung von SRF-Dok von Mitte Dezember, sagt Präsident Heinz Schmid. Im TV-Beitrag wurde die Güllewirtschaft im Seetal als «tolerierte Umweltverschmutzung» dargestellt (Kritik an Fernsehsendung). Das führte in der Folge zu Kritik von bäuerlichen Verbänden und Leserbriefen in den Zeitungen.

Bericht nicht überbewerten

«Wenn eine Sendung auf so tiefem Niveau daher kommt, sollte das nicht so ernst genommen und überbewertet werden», findet Heinz Schmid. Offensichtlich seien für den Beitrag gezielt Leute ausgewählt worden, welche reisserische Aussagen machten, während andere gar nicht zu Wort kamen, und so Fakten unerwähnt blieben. Die komplexe Thematik bedinge eine differenziertere Diskussion.

Eine aufgeheizte Stimmung im Seetal stellt er wegen diesem einseitigen Fernsehbeitrag aber nicht fest. Es bringe auch wenig, bäuerlicherseits nun auf gleichem Niveau zu reagieren, das zerschlage nur mehr Geschirr. «Es liegt an uns, uns besser zu positionieren.»

«Eine TV-Sendung auf so tiefem Niveau sollte nicht überbewertet werden.»

Heinz Schmid, Gelfingen, Präsident Bäuerinnen- und Bauernverein unteres Seetal.

Argumentarium mit Fakten

Position bezogen haben der Schweizer Bauernverband und der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV). In einem zehnseitigen Argumentarium wurden Aussagen im TV-Beitrag hinterfragt und Fakten zur Tierhaltung, Güllewirtschaft, Ammoniak und bisherigen Massnahmen und Zustand des Sees gelistet. Etwa, dass die Bauern seit über 20 Jahren eine ausgeglichene Nährstoffbilanz vorweisen müssen, bei Futtermittelzufuhren die Import-Export-Bilanz und im Einzugsgebiet der Mittellandseen die kantonale Phosphorverordnung mit reduzierter Düngung gilt.

Diskussion um Tierzahlen

Gemäss Agroscope eigne sich eine Begrenzung der Tierzahlen wenig zur Regelung des Phosphor-Inputs. Betont wird auch, dass die P-Gehalte in den Seen drastisch zurückgingen, weitere Verbesserungen gleichwohl in Umsetzung sind, Altlasten aber nicht nur von der Landwirtschaft stammen. Im übrigen entweicht Ammoniak aus der Landwirtschaft vor allem aus der Rindviehhaltung, nur wenig aus der Schweinehaltung. Dieses Argumentarium soll den Bauern bei Gesprächen mit der übrigen Bevölkerung als Diskussionsgrundlage dienen. Noch im Januar finde mit den Verantwortlichen von SRF eine Aussprache statt, wegen der «nicht ausgewogenen Berichterstattung», erklärt LBV-Geschäftsführer Raphael Felder.

Geruchsbelastung sinkend

Raphael Felder ist auch Projektleiter des Ressourcenprojekts Ammoniak und Geruch Zentralschweiz. Die schon lange bestehende und emotional behaftete Geruchsproblematik in der Pilotgemeinde Hohenrain werde mit diesem Projekt wissenschaftlich aufgearbeitet und setze auf freiwillige Massnahmen. «In einem Ressourcenprojekt können keine Massnahmen verordnet werden», so Felder.

Er ist überzeugt, dass die Vielfalt von freiwilligen Massnahmen sehr wohl zu einer Verbesserung der Geruchssituationen führe. Das werde nach Umsetzung der freiwilligen Massnahmen dieses Jahr erneut mit einer Geruchserhebung gemessen. «Gerüche aus der Landwirtschaft werden aber nie verschwinden, das sollten Leute, die mit Blick ins Grüne wohnen, wissen.» Dank der Vorreiterrolle der Gemeinde Hohenrain soll ein Leitfaden entstehen, der auch anderen Gemeinden mit Geruchsproblemen helfen könne, sagt Felder.

Auch die am Projekt beteiligte Agrofutura bedauert in einer Stellungnahme die Aussagen einzelner Exponenten im Beitrag, dass das Projekt nichts bringe und nur koste. Das entspreche nicht den Tatsachen.

Nicht sanierte Anlage gezeigt

So seien inzwischen beispielsweise auch vier von fünf Abluftreinigungsanlagen auf Betrieben in Hohenrain saniert und würden die Anforderungen zur Geruchsreduktion erfüllen. «Im SRF-Beitrag wurde auf die eine nicht sanierte Anlage fokussiert», schreibt Agrofutura weiter. Die Projektträgerschaft betrachte das Geruchsprojekt auf Kurs, das Ressourcenprojekt dauert noch bis 2026. Kommenden März soll ein Zwischenbericht vorliegen.