Man weiss es, das Bundesamt für Landwirtschaft ist nicht zufrieden mit den Beiträgen für die grasbasierte Milch- und Fleischproduktion (GMF). Der Kraftfutteranteil sinke nicht, sondern stagniere nur, die N- und P-Kreisläufe seien ungenügend geschlossen, die Eintrittskriterien seien zu niedrig und es sei schlecht zu kontrollieren.
So wurde ein revidiertes GMF im Rahmen der parlamentarischen Initiative 19.475 zusammen mit Agroscope aufgegleist. Vorgesehen war eine Limitierung des Rohproteingehalts von 18, 12 und 0 %. Letzteres wäre einem Verbot von Kraftfutter gleichgekommen, aber hätte dafür 360 Franken bekommen.
Der Bundesrat lehnte den Vorschlag ab. Seit April nun sucht das Bundesamt für Landwirtschaft zusammen mit der Branche weitere Lösungen.
Deckel mit Rohproteinlimite
Einen neuen Vorschlag des BLWs evaluierte Agroscope. Der Vorschlag besteht aus zwei Bedingungen: erstens eine Rohprotein-Limite für Kraftfutter mit 18 und 12 % und zweitens einem Kraftfutterdeckel von einem Kilo Frischsubstanz pro Kuh und Tag beziehungsweise zwei Kilo Frischsubstanz/Kuh/Tag. Agroscope-Forscherin Gabriele Mack wird diesen Vorschlag mit ihren Kollegen in den nächsten Tagen der Branche vorlegen.
Folgen für die Produktion
Beteiligt ist neben ihr Oliver Huguenin. Er untersuchte, ob sich die Rohproteinzufuhr durch optimiertes Graslandmanagement erhöhen liesse. Resultat: Im bescheidenem Ausmass ist es möglich, den Rohproteinanteil im Tal von 3,1 auf 3,6 %, in der Hügelregion von 2,5 auf 3,1 % und im Berggebiet von 1,5 auf 2,1 % zu erhöhen. Zudem berechnete Fredi Schori beitragskonforme Grund- und Kraftfutterrationen.
Die Betriebe, die heute mehr als ein Kilo Kraftfutter verfüttern, müssten mengenmässig den Anteil stark reduzieren. Sie dürften auch kein Proteinkonzentrat mehr füttern, damit sie die Rohproteinlimite einhalten können.
Die Milchleistung würde sinken. Ausgehend von einer 7000er-Kuh im Talgebiet und Dürrfutter auf 6875 kg bei 18 % Rohprotein und bei 12 % Rohprotein auf 6600 kg. Bei Silage wäre der Rückgang noch höher. Ein Kilo Kraftfutter würde laut Gabriele Mack eine Intensivierung des Grünlands auf Kosten der Biodiversitätsförderfläche bewirken und hätte aufgrund des Rückgangs der Milchproduktion tendenziell negative Effekte auf die Nahrungsmittelproduktion. Aber werden die Stickstoffüberschüsse sinken?
- Kraftfutterdeckel 1 kg: −3,5 bis −3,9 % pro Jahr
- Kraftfutterdeckel 2 kg: +0,3 bis +0,5 % pro Jahr
Letzteres würde punkto Stickstoffüberschuss nichts bringen.
Fazit des Vizedirektors: Effizienz steigern
[IMG 2] «Ja, wir diskutieren diesen Vorschlag mit der Branche», sagt Bernard Belk, Vizedirektor des Bundesamts für Landwirtschaft, und fährt fort: «Ich bin überzeugt, dass es noch Verbesserungspotenzial gibt. Für die Branche muss es nicht zu einschränkend sein.» Die Idee der Branche sei vielmehr, die Rohproteineffizienz zu steigern. Das würde Betrieben mit ihren jeweiligen Stalldurchschnitten zwischen 6000 und 9000 kg mehr Spielraum geben.
Was meint Martin Hübscher zum Vorschlag: «N-Überschuss sinkt kaum»
Ein klares Nein zu Rohproteinlimite und Kraftfutterdeckel kommt von Martin Hübscher, Präsident der Mooh-Genossenschaft. Er kritisiert, dass der Stickstoffüberschuss nur minim gesenkt würde und in keinem Verhältnis zum Aufwand stehe. Zumal die Branche dadurch effizienzmässig geschwächt würde. Das könne nicht die Lösung sein. Auch würden sich neue Zielkonflikte eröffnen.
[IMG 3] «Mit der 1-kg-Deckelung würde ein Rückgang der Biodiversitätsfläche einhergehen, was entgegen zur Forderung von 3,5 % Ökofläche auf dem Acker steht. Zumal die Fütterung aus proteinreichen Nebenprodukten wie Rapsschrot oder Malz einheimisch, nachhaltig und sinnvoll ist. Ausserdem stehen mit den verschiedenen Labels bereits heute Wahlmöglichkeiten zur Verfügung.