Ich gebe mich heute mal ganz unbescheiden und stelle mich frech auf dieselbe Stufe, wie ein paar der höchsten Politiker in unserem Land. Zumindest was eine bestimmte Sache anbelangt. Denn der Res Aebi hat sie, seines Zeichens neuer Nationalratspräsident, Alex Kuprecht, neuer Ständeratspräsident, hat sie auch und sogar der neue Bundespräsident Guy Parmelin hat sie. Alle haben sie geschenkt bekommen von der SVP zum neuen Amt. Und ich habe sie eben auch, die Milchkannen-Laterne aus Indien. Riesig war meine Freude, als ich sie zum 40. Geburtstag geschenkt bekam. Nein, mir hat sie nicht die SVP geschenkt, sondern Freunde. Und das lieb gewonnene Dekoelement leuchtet mit der Lichterkette nicht nur zur Adventszeit schön. Ich finde die Kanne toll. Sogar so toll, dass ich ebenfalls ein Exemplar zu einem Geburtstag verschenkt habe. 

Auf das Marketing reinzufallen ärgert mich 

Dass die Kanne selbst keine echte Milchkanne ist, war von vornherein klar. Dass die Dinger aber in Indien produziert werden, da bin ich wie die Verantwortlichen der SVP bös auf das, zugegeben, gute Marketing der Firma reingefallen. Für mich ist dieser Kauf aber weitaus weniger peinlich, als für die Schweizerische Volkspartei. Mich ärgert es einfach ungemein. Die ganze Website des Start-ups, das die Kannen vertreibt, gaukelt Schweizer Tradition, Brauchtum und Handwerk vor. Zudem zieren die tollen Scherenschnitte von Esther Gerber die Kannen. Auf der Website des Start-ups heisst es auch: «Zudem setzen wir konsequent auf Hersteller und Partner, die wir persönlich kennen.» Ja gut, man kann Hersteller und Partner, die in Indien ansässig sind, auch kennen. Aber der Eindruck, der mit dieser Aussage in Verbindung mit den Bildern beim Kunden entsteht, ist ein anderer. Und daher fühle ich mich einfach nur verarscht. Für mich ist dies Etikettenschwindel.  

Ein Kandidat für den Etikettenschwindel des Jahres

A propos Etikettenschwindel. Da kommt mir grad der «Kassensturz» in den Sinn. Ob der auch Etikettenschwindel betreibt, soll jeder und jede für sich selbst entscheiden. Zumal das Konsumentenmagazin immer wieder auf einseitige Sicht und Weise die Schweizer Landwirtschaft durch den Dreck zieht. Aber darauf wollte ich nicht hinaus. Sondern darauf: Der «Kassensturz» kürt jährlich den Etikettenschwindel des Jahres. Diese, immer noch tollen, Milchkannen-Laternen würde ich sofort zum Jahressieger ernennen. Das Jahr ist zwar noch jung. Mal schauen, welche Produkte den Indien-Milchkannen den ersten Platz noch streitig machen können. Doch das wird schwer. 

Hierzulande produzieren wäre ein guter Vorsatz für das noch junge Jahr

Wie gesagt, das Jahr ist noch jung, die Neujahrsvorsätze vielleicht noch nicht gebrochen. Ich persönlich habe es aufgegeben, Vorsätze für das neue Jahr zu fassen. Denn erstens kommt es immer anders, als man zweitens denkt. Und seien wir doch mal ehrlich. Mit Abnehmen beginnen kann man auch an einem anderen Tag, als dem ersten Januar.  Und wer mit Rauchen aufhören will, soll das einfach tun. Egal welcher Tag ist. Auch ohne unsere, ach so guten, Vorsätze, wie wir unser Leben im neuen Jahr gestalten möchten, gibt es meist genug Veränderungen, die von selbst kommen. Was die Pandemie betrifft, hoffe ich das mal gaaanz stark.  Aber vielleicht könnten sich die Milch-Laternen-Verkäufer ja als Vorsatz vornehmen, die Produktion in die Schweiz zu verlegen. Das wäre mal ein guter Vorsatz. Jetzt muss er nur noch umgesetzt werden. Und daran wirds wohl scheitern, wie bei so vielen Vorsätzen auch.