Im Waadtländer Jura haben Wildhüter zwei Jungwölfe erlegt. Die beiden männlichen Tiere des Rudels vom Mont Tendre wurden am Montagabend auf dem Gemeindegebiet von Montricher abgeschossen. Der Bund hatte den Waadtländer Behörden den Abschuss von zwei Wolfswelpen in der vergangenen Woche genehmigt. Im vergangenen Frühjahr hatte sich ein Wolfspaar am Mont Tendre niedergelassen. Seither kam es zu rund einem Dutzend Angriffen auf Jungrinder, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Die BauernZeitung hat mit Claude Bähler, dem Waadtländer Bauernpräsidenten, über die Situation in seiner Region gesprochen.

Herr Bähler, wie ist die aktuelle Situation mit den Wölfen in Ihrer Region?

Claude Bähler: Die Lage ist schlecht, seit Anfang Juni wurden offiziell 12 Angriffe auf Rinder gezählt. Zusätzlich zu den Schäden, die an den Herden entstehen, beeinträchtigt dies die Moral und die Existenzberechtigung der Viehzüchter in erheblichem Masse.

«Ich begrüsse die schnelle Regulierung.»

Claude Bähler über den Abschuss zweier Wolfswelpen in der Waadt.

Wie ist die Situation mit dem Wolfsrudel auf dem Mont Tendre?

Dieses junge Rudel hat in diesem Sommer zahlreiche Angriffe auf Rinder verübt. Eine Entnahme von zwei Wolfswelpen wurde am 28. August vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) ausgestellt und die Abschussbewilligung vom Kanton bestätigt. In der Nacht auf den 4. September wurden zwei Welpen abgeschossen. Ich hoffe, dass diese Regulierung den Viehzüchtern und ihren Herden etwas Ruhe und Erholung bringen wird.

Sie erwähnen die Entnahme von zwei Wolfswelpen, wie stehen Sie dazu?

Ich begrüsse die sehr schnelle Regulierung durch die kantonalen Wildhüter und hoffe, dass der Rest des Rudels die Konsequenzen daraus zieht und sich künftig nicht mehr von Nutztieren ernährt.

Wie ist die aktuelle Gefühlslage bei den Landwirt(innen) und Schäfer(innen)?

Nach diesem Regulierungsakt werden die Landwirte und Schäfer das Gefühl haben, dass ihre Arbeit für die Gesellschaft anerkannt wird, und vor allem werden sie schätzen, dass die Gesetze zur Regulierung der Grossraubtiere umgesetzt werden und positive Ergebnisse für die Aufrechterhaltung der Weidewirtschaft bringen.

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Auf welche Herdenschutzmassnahmen setzen Sie und wie gut funktioniert der Herdenschutz?

Wölfe sind aussergewöhnlich anpassungsfähig und umgehen alle Formen des Schutzes. Ich habe von einer Herde gehört, die mehrere Nächte lang gestört wurde und schliesslich von der Stiftung OPAL geschützt wurde. In dieser Nacht war kein Wolf zu sehen, und am Morgen, als der Landwirt mit den Freiwilligen von OPAL beim Frühstück sass, kam es zu einem tödlichen Wolfsangriff. Derzeit werden in der Schweiz und in Frankreich zahlreiche Schutzmassnahmen getestet, aber keine einzige Massnahme bietet einen nennenswerten Schutz.

Der Kanton Waadt hat im Mai einen neuen Aktionsplan lanciert. Was haben die neuen Massnahmen gebracht?

Bis dahin wurde jedes vom Wolf gerissene Tier nach einer Tabelle entschädigt, die das Gewicht, das Alter und den genetischen Wert des Tieres berücksichtigte. Seit 2023 wird die Grundentschädigung durch eine Pauschale von 600 Franken ergänzt. Diese Pauschale wird nach jedem Angriff gezahlt, um die Kosten für die Suche nach dem gerissenen Tier, die zusätzlichen Verwaltungskosten und den Abtransport des Kadavers in ein spezialisiertes Zentrum zu entschädigen.

Wie gut funktioniert der Einsatz von Zivildienstleistenden?

Keine Massnahme allein funktioniert. Wenn es eine Wolfspräsenz gibt, kann nur eine Vielzahl von Massnahmen, die gemeinsam umgesetzt werden, die Wölfe aufhalten, aber keine ist ausschlaggebend. Es gab sogar schon Angriffe auf Schafe in Ställen.

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Was erwarten Sie von der Politik in den nächsten Jahren?

Eine klare Vorstellung von den quantitativen Zielen für Grossraubtiere. Sobald diese Ziele feststehen, müssen die Gesetze konsequent und ohne Umwege umgesetzt werden. Dies wird eine Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der Weidewirtschaft in unseren Alpenregionen sein.

Zur Person: Claude Bähler

Claude Bähler ist Landwirt in Villard-sur-Chamby VD und Präsident des Waadtländer Bauernverbands Prométerre. In dieser Funktion ist er auch Vorstandsmitglied beim Schweizer Bauernverband (SBV).