Aus Aargauer Hofdüngern soll mehr Biogas gewonnen und dieses ins Gasnetz eingespiesen werden. Das wollen der Bauernverband Aargau (BVA), Ökostrom Schweiz als Fachverband der landwirtschaftlichen Biogasanlagen und die sechs städtischen Aargauer Gasversorger Aarau, Baden, Brugg, Lenzburg, Wohlen und Zofingen. Ziel ist der Bau von rund zehn Anlagen mit einer eingespeisten Biogasproduktion von insgesamt 50 GWh pro Jahr. Damit könnten 5000 Haushalte mit Wärme versorgt werden.

Gasbranche will Biogas

Hintergrund ist die Nachfrage der Gasbranche, welche verstärkt auf erneuerbares Gas setze, wie es in einer gemeinsamen Medienmitteilung heisst. Die Schweizer Landwirtschaft ver-füge mit den Hofdüngern Gülle und Mist über das grösste noch ungenutzte Biomassepotenzial für die Produktion von Biogas. Andere heimische Biomasse sei begrenzt oder werde bereits weitgehend genutzt.

Biogas für das Netz

Demnächst sollen Standorte für hofdüngerbasierte Biogas-anlagen im Kanton Aargau identifiziert und solche Anlagen zusammen mit den Betriebs-leitenden realisiert werden. Schwerpunkt seien Anlagen, die das gewonnene Biogas direkt in das bestehende Gasnetz einspeisen können, was die Nähe zu einer Gasleitung bedingt. Die Partner gehen davon aus, dass in den nächsten sieben Jahren rund zehn hofdünger-basierte Biogasanlagen realisierbar sind.

Es wird darauf hingewiesen, dass bei herkömmlicher Mist- und Güllelagerung Methan in die Atmosphäre entweicht. In einer Biogasanlage werde das Methan aber aufgefangen und zu Energie umgewandelt. Die landwirtschaftliche Biogasproduktion trage somit über zwei Wirkungspfade zur Reduktion von klimarelevanten Gasen bei. Einerseits über die Substitution fossiler Treib- und Brennstoffe und andererseits durch die Reduktion von Methanemissionen aus der Hofdüngerlagerung.

Sinnvoll für Grossanlagen

Simon Bolli von Ökostrom Schweiz bestätigt das grosse Interesse der Gasversorger, vermehrt Biogas ins Netz einzuspeisen. Die Gasindustrie führe auch einen Biogasfonds und leiste Investitions- und Einspeisebeiträge. «Grundsätzlich ist die Wirtschaftlichkeit abhängig von der Zahlungsbereitschaft der Gasabnehmer.» Auch wegen der fehlenden Förderung durch den Bund sowie der kosten­intensiven notwendigen Aufbereitung von Rohbiogas zu netztauglichem Biomethan (vor allem Entschwefelung, Gas­trocknung und CO2-Abtrennung) würden zur Gewährleistung der Wirtschaftlichkeit aktuell eher grössere überbetriebliche Anlagen mit einem jährlichen Energieoutput von mindestens 5 GWh angestrebt. Das entspricht einem Hofdüngerbedarf von gegen 25 000 t, somit von mehreren hundert GVE.