Das Vernetzungsprojekt im solothurnischen Leimental hat Modellcharakter: 28,2 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden als Biodiversitätsförderfläche (BFF) bewirtschaftet, davon gelten 86,4 % als ökologisch wertvoll (vgl. Kasten). «Das ist ein Spitzenwert», betont Chantal Büttiker vom begleitenden Ingenieurbüro.
Damit überschreitet das Projekt in den Gemeinden Metzerlen-Mariastein, Bättwil, Hofstetten-Flüh und Witterswil die kantonalen Vorgaben um ein Vielfaches. So liegen die gesetzlichen Vorgaben für vergleichbare Projekte bei einem BFF-Anteil von 12 bis 15 %. Die Hälfte davon muss als ökologisch wertvoll klassifiziert sein.
Das Projekt in Kürze
Projektperimeter: 915 Hektaren LN in den Gemeinden Metzerlen-Mariastein, Bättwil, Hofstetten-Flüh und Witterswil.
BFF-Anteil: 28,2 %. Davon gelten 86,4 % als ökologisch wertvoll. Diese Flächen müssen eine Vernetzung oder eine hohe Struktur- und Artenvielfalt aufweisen.
Anteil an vernetzter BFF: 84 %.
Beteiligte Landwirt(innen): 27 (Stand Juli 2023).
Seine Anfänge nahm das Projekt mit den Bestrebungen des Kantons Solothurn, die Artenvielfalt zu fördern und bedrohte Lebensräume zu erhalten. Ein grundlegendes Ziel war dabei die Vernetzung von BFF auf Landwirtschaftsland.
Daraus entstanden in den vier Gemeinden des hinteren Leimentals separate Förderprojekte, die 2017 zu einem umfassenden Vernetzungsprojekt fusionierten.
Freiwillige Massnahmen
Heute ist das Projekt bereits stark in der Region verankert, meint der Präsident der Arbeitsgruppe Rolf Gschwind. So setzen 27 Landwirt(innen) eine oder mehrere Massnahmen auf ihren Betrieben um. Die Teilnahme an diesem Programm ist jedoch freiwillig.
Nebst der persönlichen Überzeugung seien vor allem die monetären Entschädigungen ausschlaggebend für die Motivation der Landwirte, die entsprechenden Massnahmen umzusetzen, erklärt er. Diese Zahlungen von Bund und Kanton sollen die Ertragseinbussen kompensieren. Ausserdem werden die Flächen dem Betrieb als BFF angerechnet.
Extensiver Getreidebau ist beliebt
[IMG 2,3] Um die Beiträge auszulösen, muss auf den vernetzten Flächen eine Fördermassnahme erfüllt werden. Ein später Schnitt, das Anlegen von Rückzugsstreifen und Kleinstrukturen oder das Aufhängen von Nistkästen sind dabei einige der Möglichkeiten.
Besonders grossen Anklang finde die Massnahme «Dünngesätes Getreide», erklärt Chantal Büttiker. Dabei bleiben mindestens 40 % der Reihen im Getreidefeld ungesät, die Unkrautbekämpfung ist nur bedingt erlaubt. So können neue Lebensräume für den Feldhasen und die Feldlerche geschaffen werden.
Sichtbare Resultate
Nach acht Jahren Laufzeit werden die Massnahmen jeweils auf ihre Wirkung überprüft. Nur wenn die Zielvorgaben erreicht sind, können das Projekt und das dazugehörige Beitragssystem weiterbestehen.
«Die positiven Auswirkungen sind schnell sichtbar.»
Robert Dreier, Gründungsmitglied und Landwirt im Projektperimeter.
Laut ihm können heute deutlich mehr Wildtiere beobachtet werden als noch vor einigen Jahren. «Beim Dreschen einen Feldhasen zu sichten, motiviert auch die Bauern», meint er.
Auch bei der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung stosse das Vernetzungsprojekt auf grosses Interesse. Um diesem gerecht zu werden, wurde ein Vernetzungspfad erstellt und Informationstafeln an den Feldrändern angebracht. So profitiere auch der Tourismus.
Vernetzung bleibt national
Trotz diesen Erfolgen bleibt ein Wermutstropfen: Sämtliche Massnahmen enden an der nahegelegenen Grenze zu Frankreich. Dort brechen die Wildtierkorridore ab, die Strukturvielfalt auf den Landwirtschaftsflächen ist drastisch reduziert.
Eine Ausweitung des Projektes auf das angrenzende Elsass sei kaum möglich, meint Chantal Büttiker. Sie erklärt: «Denn die Landwirtschaft in Frankreich hat ganz andere Rahmenbedingungen.»
