Eine grosszügige Gönnerin, welche anonym bleiben will, hat 100 000 Franken zur Verfügung gestellt, und zwar für 20 Projekte im Bereich Sicherung, Ausbau oder Erstellung von Quellwasserfassungen. Auch Gesuche von Bauernfamilien aus der Region, welche aufgrund der letztjährigen Trockenheit in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, durften geprüft werden. Mit der Abwicklung wurde im Mandat die Luzerner Kontrollorganisation Qualinova beauftragt, welche auch in der Innerschweiz tätig ist.
Im April wurde die Aktion ausgeschrieben, offenbar war diese sehr erfolgreich. Eingegangen seien 211 Gesuche aus fünf Kantonen, teilte Qualinova auf ihrer Website kürzlich mit. Berücksichtigt werden konnten somit nur knapp zehn Prozent der eingereichten Gesuche.
Dass die Qualinova nun auch noch Spenden verteile, hat zu einigen Reaktionen geführt. Wir befragten deshalb Geschäftsführer Stephan Furrer.
Wie kommt Qualinova dazu, ein solches Projekt durchzuführen? Sonst machen das doch Organisationen wie Berghilfe oder Solidaritätsfonds Bergbevölkerung.
Stephan Furrer: Die Qualinova AG ist gemäss Statuten nicht nur auf eine Kontrollorganisation zu reduzieren. Sie bezweckt auch die Erbringung von Dienstleistungen im ländlichen Raum im Auftrag von natürlichen, juristischen und öffentlich-rechtlichen Personen. Die Gönnerin ist auf uns zugekommen. Das Mandat haben wir angenommen, da es mit unserem Zweckartikel problemlos vereinbar war. Mit der Ausschreibung wollten wir bewusst auch Nicht-Qualinova Kunden erreichen.
Gab es spezielle Auflagen für die Gesuche?
In erster Linie sollte das Geld, maximal 5000 Franken pro Empfänger, unbürokratisch, schnell und diskret an die Bedürftigen verteilt werden. Die Ursache für die Notlage musste in der Trockenheit des vergangenen Produktionsjahres liegen. Uns war zu Beginn klar, dass wir mehr als 20 Gesuche erhalten werden. Im Gespräch haben wir dann die Kriterien für die "Auswahl" gemeinsam erarbeitet.
Wer stellte das Geld zur Verfügung und wurde alles ausgeschüttet?
Die Gönnerin möchte nach wie vor ungenannt bleiben. Es wurden nachweislich 100 000 Franken ausbezahlt. Für die Bearbeitung und den administrativen Aufwand wurde nichts abgezweigt.
Offenbar gingen viele Gesuche ein, welche nichts mit Wasser zu tun haben. Und überhaupt überrascht die hohe Gesuchszahl, hört man doch von Spenderorganisationen immer wieder, es stehe mehr Geld zur Verfügung als verteilt werden könne?
23 Gesuche, welche nur andere Beweggründe für ein Gesuch angegeben haben, sind eingegangen. Wir konnten diese folglich nicht berücksichtigen. Das heisst aber nicht, dass die finanzielle Not nicht auch gegeben wäre.
Ich kann nur mutmassen, wieso sich Betriebsleiter bei «bekannten» Stellen nicht melden: Die Befürchtung, dass der administrative Aufwand nicht zu bewältigen ist (Projektbeschrieb, Betriebskonzept, Nachfolgeregelung, Buchhaltung, usw.), Unwissenheit oder Vorurteile bezüglich den Anforderungen (Grösse des Betriebes, SAK, Alter, Bildung, usw.), die Angst vor Demütigung (in der Öffentlichkeit/Branche wird die Notlage bekannt), aber auch das eigene Empfinden, versagt zu haben, können Beweggründe sein, von diesen Bittgängen abzusehen.
Dies fällt mir auch vermehrt bei Landwirten auf, die bewusst auf Fürsorgegelder verzichten, um die empfundene Demütigung nicht in Kauf nehmen zu müssen. Eine unkomplizierte, diskrete Abwicklung wäre für mich eine von möglichen Erfolgsfaktoren. Hier könnte ein mandatierter Auftrag ein Lösungsansatz darstellen. Auch eine öffentliche Übersicht mit allen "Kässeli" von Organisationen und Stiftungen, inklusive deren Zweck und Kriterien würde vermutlich zu mehr Gesuchen führen.