In der Landwirtschaft würden vermehrt Projekte durchgeführt mit «bedenklich hohem Investitionsbedarf». Auch komme es vermehrt zu Kreditablösungen bei der Kreditkasse, diese würden mit Bankkrediten gedeckt. Dies sei auf die anhaltend tiefen Kreditzinsen zurückzuführen und den lockereren Vorschriften sowie Rückzahlungsmodalitäten bei den Banken. Das wurde an einer kürzlichen Sitzung des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV) mit Vertretern von Luzerner Treuhandstellen und der Landwirtschaftlichen Kreditkasse festgehalten.
Hohe Baukosten
Wendelin Emmenegger, selber Treuhänder in Schüpfheim und im Vorstand des LBV, war überrascht von diesen Aussagen und stellt diesen Trend zumindest für das Entlebuch nicht fest. Die mit den höhern Ertragswerten gestiegene Belehnungsgrenze könne zwar schon zu mehr Bankkrediten und einer Ablösung von Agrarkrediten bei der Kreditkasse verlocken. Zumal das Tilgungsregime bei der Kreditkasse doch recht straff sei und die Rückzahlungsraten hoch sein könnten. Und er stelle fest, dass bei der Kreditkasse der «Mut zum Risiko etwas fehle.» Investitionen aber lediglich über Banken ohne zinslose Darlehen zu finanzieren, bedinge aber schon finanziell sehr starke Betriebe, meint Emmenegger. Er verweist im Übrigen auf die stark gestiegenen Baukosten, welche eben zu teuren Investitionen führten.
David Küng von der Agro-Treuhand Aargau stellt fest, dass wegen des günstigen Geldes viele «grosszügige Bauten», vor allem im Wohnbereich, geplant würden, wo bei wenig Eigenmitteln die Tragbarkeit kaum gegeben sei. Und es gebe schon Kunden, die lieber mit Banken als mit Kreditkassen zusammenarbeiten würden, weil Letztere die Vorhaben kritischer unter die Lupe nehmen und auf der Amortisation der zinslosen Darlehen beharren.
Trend zu Kreditablösung
Christoph Beyeler von der Agro-Treuhand Sursee bestätigt, dass Banken sehr aktiv Geld platzieren wollen und teils auf Ablösungen von Agrarkrediten drängen, wovor er allerdings die Kunden warne. Tilgungsverzicht sei gefährlich. Offenbar seien Luzerner Bauern aber kritischer geworden gegenüber scheinbaren Abhängigkeiten seitens Kreditkasse und wollen freier investieren können. Er dränge aber jeweils auf die Zusammenarbeit mit der Kreditkasse, denn dies böte mehr Sicherheiten dank der seriöseren und wohl auch strengeren Prüfung der Tragbarkeit. Beyeler stellt fest, dass eben teils schon unvernünftig teuer geplant werde. Da brauche es Begrenzungen, damit nicht schliesslich nur wegen günstigen Geldes auch unvernünftig investiert werde.
«Bauern sollten sich schon vor der Planung ein Kostendach setzen.»
Markus Gfeller, Geschäftsführer Aargauer Landw. Kreditkasse
Amortisieren ist sinnvoll
Markus Gfeller, Geschäftsführer der Aargauischen Landwirtschaftlichen Kreditkasse (ALK) beobachtet, dass der Trend zum Verzicht auf Agrarkredite im Aargau weniger ausgeprägt sei als im Kanton Luzern. Aber in der Tat würden Banken aktiv die Ablösung von Agrarkrediten anbieten. Er versuche jeweils bei Kunden, auf die Risiken hinzuweisen. Banken würden bei Krediten unter der Belastungsgrenze keine Tilgung verlangen und dies wie bei Einfamilienhäusern als unvergängliche Werte betrachten. Bei landwirtschaftlichen Produktionsanlagen sei dies aber falsch, solche Kredite sollten abbezahlt werden, mahnt Gfeller. Überhaupt lohnten sich Amortisationen. «So lässt sich am meisten Geld sparen.» Die Vorstellung, dass sich Schulden machen lohne, sei längst überholt und eine fatale Fehlstrategie. Die ALK prüfe jeweils das Verhältnis zwischen Gesamtverschuldung und Gesamttilgung. Wenn mindestens jährlich drei Prozent abbezahlt werden könnten, sei dies ein guter Wert.
Wunschkatalog beim Planen
Markus Gfeller stellt fest, dass im Aargau vor allem die Milchbauern derzeit wieder mehr investieren. Der Trend zum Ersatz von Arbeit durch Kapital halte an, sei aber nicht immer wirtschaftlich. Bedenklich sei, dass viele Bauern ohne ein Kostendach planen und sehr viele Komfort- und Qualitätsansprüche verwirklichen wollten. Oft würden sie dann zwar über die hohen Kosten erschrecken, diese aber einfach als gegeben hinnehmen. Viel vernünftiger wäre, zuerst die maximalen und tragbaren Kosten zu definieren, und dann entsprechend zu planen, findet Gfeller. Er nennt als Beispiel Remisen mit betonierten Böden, isoliertem Dach und allenfalls noch vier Wänden, wovon eine Seite mit elektrischen Toren. Das sei schon sehr fraglich, lediglich für einen Abstellraum ohne Produktionsnutzen.
«Wenn amortisiert wird, ist das Geld heute am besten angelegt.»
Samuel Brunner, Geschäftsführer Luzerner Landw. Kreditkasse
Raumplanung als Hemmer
Samuel Brunner, Geschäftsführer der Luzerner Landwirtschaftlichen Kreditkasse, weiss, dass die Banken froh sind, wenn die Kreditkassen in Investitionsprojekte involviert sind und die fachlichen Abklärungen machen. Dies vermindere die Risiken bei deren Kreditvergaben. Er stellt allerdings auch fest, dass die Banken interessiert seien, Kredite bei guten Betrieben zu platzieren. Und im Rahmen von Pfandbereinigungen komme es vor, dass kleinere Restanzen von Agrarkrediten durch Bankkredite abgelöst würden.
Banken würden bei der Tragbarkeitsprüfung meist mit kalkulierten Zinsen von fünf Prozent rechnen, die Kreditkasse mit vier Prozent, dafür mit Amortisationsverpflichtung. Auch Brunner mahnt zu Kredittilgungen. «Das ist am besten angelegtes Geld.» Bauern sollten diesbezüglich mehr rechnen und langfristig über Generationen denken, statt sich wegen günstiger Zinsen zu hoher Verschuldung verlocken zu lassen.
Nach wie vor sei die Kreditkasse bei den meisten Bauprojekten involviert. Der Rückgang bei den Gesuchen für Agrarkredite im Kanton Luzern sei vielmehr auf die raumplanerischen Hürden gegen innere Aufstockung zurückzuführen als auf die Amortisationsverpflichtung bei den zinslosen Darlehen.
Sich Zeit nehmen für Planung
Vor einem Bauprojekt sollten sich Landwirte unbedingt genügend Zeit für die Planung nehmen, betont Samuel Brunner von der Landwirtschaftlichen Kreditkasse Luzern. So lasse sich viel Geld sparen. «Während der hektischen Bauphase will sich niemand mehr um die Finanzierung kümmern.» Eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit Kreditinstituten sei sehr zu empfehlen. Weitere Tipps vor Investitionen:
- Ist ein Markt vorhanden?
- Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit und Lebensqualität prüfen
- Betriebskonzept und Vollkostenrechnung erstellen
- Raumprogramm – was ist möglich?
- Buchhaltung à jour halten
- Finanzierung vor Baueingabe regeln