Seit 2009 ermittelt Agroscope im Auftrag des Bundesamts für Landwirtschaft mit dem Betriebsnetz «Zentrale Auswertung von Agrarumweltindikatoren» (ZA-AUI) die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt. Erhoben wurden beispielsweise Applikationen von Pflanzenschutzmitteln.
Letztmals wurden 2022 Daten erhoben, deren Auswertungen werden aber erst 2024 im Agrarbericht des BLW publiziert. Bald neigt sich also die ZA-AUI-Ära dem Ende zu.
Indikatoren kommen dazu
Jetzt gleist Agroscope das Monitoring des Agrarumweltsystems Schweiz (abgekürzt MAUS) auf. Silvio Blaser von der Forschungsgruppe «Integrative Agrarökologie» stellte das Konzept von MAUS an der Agrarökonomie-Tagung vor. Zu den bisherigen Indikatoren wie zum Beispiel Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und deren Risiken, Ammoniakemissionen etc. werden in Zukunft voraussichtlich auch neue dazu kommen, wie Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz, Cadmium-Bilanz oder Bodenverdichtungen.
Integriert werden in das Agrarumweltmonitoring Daten aus der Strukturdatenerhebung, Hoduflu und in Zukunft aus Digiflux, sofern diese Webanwendung ab 2025 verfügbar sein wird und die Pflanzenschutzmittelverkäufe erfasst sind. Ab 2026 muss dann auch der Verkauf und die Weitergabe von Dünger und Kraftfutter auf Digiflux eingetragen werden.
Datenlücken schliessen
Agroscope verwendet zudem die georeferenzierten Nutzungsdaten der Kantone. Die bestehenden Daten der Branche über Felderträge und die Milchdaten fliessen auch in die MAUS-Berechnungen ein.
«Aber ohne zusätzliche Erhebungen gibt es gleichwohl Datenlücken», sagte Silvio Blaser. Um diese zu schliessen, seien erstens Umfragen nötig – eine erste Onlineumfrage wird im ersten Quartal 2024 verschickt. Zweitens wolle man in Zukunft Fernerkundungsdaten von Satelliten sowie drittens Daten aus Farm-Management-Informationssystemen (FMIS) nutzen.
Eine erste Zusammenarbeit für die MAUS-Datenerfassung via FMIS sei mit Barto auf gutem Weg, hiess es an der Tagung. Barto verwendet die für die Schweiz angepasste Version 365-Farmnet. Über einen neuen MAUS-Baustein in Barto können Landwirte und Landwirtinnen in Zukunft erfasste Feldkalenderdaten an Agroscope schicken.
«Aber wir wollen noch weitere Softwarefirmen wie zum Beispiel E-Feldkalender oder Isagri motivieren, sich an MAUS zu beteiligen», sagte Blaser. Dafür sei zudem eine Anschubfinanzierung vorgesehen.
Die Modan Software AG ist dabei, die Schnittstelle zu programmieren, über die die erfassten Feldkalenderdaten an Agroscope geliefert werden. Die Modan Software AG ist quasi eine Tochtergesellschaft der IP-Suisse. Im Verwaltungsrat sind neben Präsident Fritz Rothen auch Christophe Eggenschwiler und Andreas Stalder vertreten.
Nutzen von Satellitendaten
Die Entschädigung für die Betriebe beträgt Fr. 200.– pro Datensatz. Das ist deutlich weniger als bisher in der ZA-AUI. «Aber die Landwirte müssen auch deutlich weniger Daten erfassen als in der ZA-AUI», erklärt Blaser. Ist ja auch klar, wenn Agroscope in Zukunft für Indikatoren wie das Erosionsrisiko oder die Bodenbedeckung Satellitendaten direkt nutzen kann.
«Erfassung über Barto heikel»
Sie waren als damaliger Präsident der Treuhändervereinigung am Aufbau des ZA-AUI-Betriebsnetzes beteiligt. Trauern Sie dem Ende der ZA-AUI nach?
Bendicht Münger: Das ist der Lauf der Zeit. Meine Motivation damals für die Mitarbeit am Projekt ZA-AUI war: Besser die Landwirte machen aktiv mit und können bei neuen Fragestellungen und Fehlinterpretationen korrigierend einwirken. Ich hoffe, dass das mit MAUS auch möglich sein wird.
Was halten Sie davon, wie Bund und Agroscope das Monitoring aufgleisen?
[IMG 2] Fragen der Datenhoheit, der Weiterverwendung der Datenstellen und der Mitbeteiligung der Landwirte sind für mich noch offen. Die Landwirte sind letztendlich die Direktbetroffenen.
Versprochen wird viel.
Nötig wäre eine externe, neutrale Position, die das Projekt unter der Verwendung von Barto als Aufzeichnungsinstrument beobachtet – eine Art Videoassistent wie im Fussball der VAR, das würde in der doch unausgewogenen Machtkonstellation der involvierten Partner das notwendige Vertrauen schaffen.
Ich finde die Erfassung der Daten über Barto heikel.
Mit der ZA-AUI wurden die Daten anonymisiert angeliefert. Das wird mit MAUS nicht der Fall sein. Haben Sie damit ein Problem?
Wichtig ist der «treuhänderische» Umgang in der Erfassung, Verarbeitung und Weiterverwendung der Daten. Das ist ein Muss und Garant für gute Datenqualität. Deshalb: ein begleitendes, neutrales Überwachungsorgan im Interesse aller Beteiligten schaffen.