«Wird die Biodiversitäts-Initiative angenommen, hätte das auf meinem Betrieb negative Auswirkungen von jährlich 30'000 Franken, die ich an Produktpreisen verlieren würde», rechnet Grossrat Martin Schlup vor. Immerhin könne sein Betrieb heute 300 Menschen ernähren, bei einer Annahme wären es massiv weniger.
Viele Störche und Hasen
Auf dem Betrieb von Martin Schlup auf dem Schüpberg halten das Bäuerliche Zentrum Schweiz (BZS) und das Bernische Bäuerliche Komitee (BBK) eine Pressekonferenz ab. Der Anlass scheint ausser den landwirtschaftlichen Medien niemand zu interessieren, denn von den «weissen Medien» ist niemand vor Ort. «Als Kind, und das sind jetzt schon über 50 Jahre her, habe ich bei uns keine Feldhasen und Störche gesehen», sagt Martin Schlup. Heute könne er diese auf seinen Feldern beobachten. «1977 musste ich während der landwirtschaftlichen Ausbildung ein Herbar mit Pflanzen machen, heute könnte ich es mit dem gleichen Pflanzen wieder tun», ist er überzeugt.
Nationalrat Thomas Knutti, kritisiert immer wieder die Studien der Umweltverbände. «Ich frage mich, wieso die Arbeit von uns Landwirten ständig hinterfragt wird», ärgert er sich. Als Bewirtschafter einer Alp im Simmental, nach dem Urnerboden die zweitgrösste Alpkorporation der Schweiz, wisse er bestens, wie es um die Biodiversität stehe. «Ich sehe immer noch genug Schmetterlinge und genug Insekten auf der Alp», hält er fest.
Die unaufhaltsame Überbauung von bestem Kulturland und der Siedlungsdruck, von dem Reden die Umweltverbände nie. «Diese Flächen sind für immer verbaut, hier ist die Biodiversität vorbei», hält Knutti fest. Aufgrund der vielen Einschränkungen und Vorschriften, die solche Initiativen forderten, entschieden sich immer mehr junge und motivierte Landwirte dafür, einen anderen Beruf zu erlernen. «Nach den Abstimmungen über die Trinkwasser- und Pestizidinitiative könnte man uns doch endlich in Ruhe lassen», sagt der Nationalrat.
Immer mehr Importe
Auch Heinz Siegenthaler, Präsident vom BZS, und Hans-Rudolf Andres, Präsident vom BBK, sprechen sich deutlich gegen die Biodiversitäts-Initiative aus. «Wir müssen nur aus dem Fenster schauen, da sehen wir genug Biodiversität», so Siegenthaler. «Bei einer Annahme der Initiative müssten wir massiv mehr Lebensmittel importieren. Wollen wir das?», fragt Andres. Mehr Kartoffeln aus Ägypten zu importieren sei keine Lösung.
Alle Redner waren sich einig: Am 22. September gilt es ein Nein in die Urne zu legen. «Damit wir gewinnen, werden wir am Samstag, dem 31. August, mit einem Stand am Bärenplatz in Bern aktiv dafür werben», sagt BBK-Sekretär Hans-Rudolf Kneubühl.