Die Taskforce Wolf des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbandes (LBV) will eine schnelle Eingreifgruppe schaffen, welche Tierhaltern nach einem Riss durch Wölfe Unterstützung bietet, dies wurde in einer Medienmitteilung bekannt gegeben. In der LBV-Taskforce sind auch der Alpwirtschaftliche Verein Luzern, der Zentralschweizer Schafhalterverein, Revierjagd Luzern und die Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) vertreten. Darüber wie auch über die aktuelle Diskussion um Wolfsbestände sprachen wir mit der Leiterin Hella Schnider, Vorstandsmitglied des LBV.

Frau Schnider, was meinen Sie zu den Beschlüssen des Bundesrates in der Jagdverordnung, so zu den nun erlaubten präventiven Abschüssen und zur Reduktion der Wolfsrudel?

Hella Schnider: Die Beschlüsse sind ein Schritt in die richtige Richtung. Es braucht präventive Abschüsse, und die Reduktion der Rudel auf zwölf finde ich eine gute Zahl und absolut ausreichend, zumal der Wolf keine vom Aussterben bedrohte Tierart ist.

Der Kanton Luzern, beziehungsweise die Konferenz für Wald, Wildtiere und Landschaft (KWL), hat sich dem Vernehmen nach in der Stellungnahme aber eher kritisch geäussert. Ein so tiefer Schwellenwert von zwölf Rudeln entspreche nicht Artenschutzüberlegungen und schüre bei der Berglandwirtschaft nicht erfüllbare Erwartungen. Ihre Haltung dazu?

Damit habe ich Mühe, die Situation ist anders als von der KWL dargestellt. Vermutlich wurde auch wegen der fehlenden personellen Ressourcen beim Kanton diese kritische Haltung vertreten. Zumal derzeit nur die wenigen und schon überlasteten Wildhüter Wölfe schiessen dürfen. Das darf doch kein Grund sein, die Ressourcen müssen halt geschaffen werden beziehungsweise es sollte zusammen mit den Jägern eine Lösung gesucht werden. Heute stehen die Jäger mit einem Bein im Gefängnis, auch wenn sie vom Kanton für einen Wolfsabschuss mandatiert sind. Luzern hat allerdings derzeit noch kein Rudel, somit sind solche Abschüsse auch noch kein Thema.

Welche Bilanz ziehen Sie rückblickend auf 2023 zu Wolfsrissen im Kanton? Wildhüter und Jäger sprechen ja eher von sehr wenig Übergriffen und einer akzeptierbaren Situation?

Der Wolf beschränkt sich nicht mehr nur auf das Berggebiet, er ist nun auch im Mittelland unterwegs. Gerade diese Woche gab es wieder eine SMS-Warnung aus Beromünster. Das heisst, die präventiven Herdenschutzmassnahmen müssen auf den ganzen Kanton ausgeweitet werden. Das ist eine grosse Herausforderung für Kanton, Wildhut und Tierhalter. Von einer akzeptablen Situation zu sprechen, finde ich nicht angebracht, für die Betroffenen ist jeder Riss einer zu viel. Herdenschutzmassnahmen können einiges verhindern, aber längst nicht alles.

Dann genügen die bisherigen Herdenschutzmassnahmen nicht?

Da sind wir wohl an der oberen Grenze angelangt. Es wurde zwar optimiert, aber mehr kann man kaum mehr tun. Wir müssen wohl mit dem Wolf leben und es wird immer Risse geben.

Und die Betreuung nach Rissen?

Die existierte bisher überhaupt nicht. Der Wildhüter kam zwar nach Rissen vorbei und beurteilte die Situation. Danach waren aber die Betroffenen auf sich alleine gestellt. Sie konnten sich lediglich beim Herdenschutzbeauftragten erkundigen, ob noch weitere Massnahmen sinnvoll wären. Finanziell ist zudem nur das gerissene Tier entschädigt, aber nicht der Mehraufwand nach Rissen.

Da will nun die schnelle Eingreifgruppe ansetzen? In Uri heisst die ja Wolfs-Feuerwehr …

Der Kanton hat diesen Begriff nicht so gerne. Die Eingreifgruppe will Betroffene nach Rissen unterstützen. Diese sind schliesslich emotional stark belastet und stehen vor viel Mehrarbeit. Dazu gehören die Tiersuche nach versprengter Herde, die Kadaversuche, die Wiederinstandstellung von Zäunen und was sonst noch nötig ist. Dafür wollen wir personelle Hilfe bieten. Aus einem Bereitschaftspool von regional organisierten Freiwilligen kann der Wildhüter eine Gruppe aufbieten.

Ein konkretes Konzept liegt schon vor?

Ja, das wurde zusammen mit dem Kanton im Sommer erarbeitet und genehmigt. Darin ist die Organisation, Gruppengrösse, das Aufgebot, Schulung der Einsatzleiter, Administration über den LBV, Entschädigung und so weiter geregelt. Der Kanton hat uns auch einen Projektbeitrag zugesichert. Das Konzept wird dem LBV-Landwirtschaftsrat vorgestellt, es gibt demnächst auch einen speziellen Lawa-Newsletter an alle Bauern und Alpbetriebe. Darin werden auch Freiwillige gesucht.

Und wann geht es los?

Nach der Aufbauarbeit über den Winter wollen wir im 2024 starten. Wichtig zu wissen ist, dass der Wildhüter die schnelle Eingreifgruppe aufzubieten hat, das können nicht die Betroffenen selber tun.

Zur Person

Hella Schnider leitet die LBV-Taskforce Wolf. Sie ist auch Gemeindepräsidentin von Flühli LU und neu Kantonsrätin. Der Landwirtschaftsbetrieb mit Alp wird seit 2021 von Sohn Roman geführt.