«Niemand ist Bauer wegen den Subventionen», das war der Titel meiner ersten Kolumne in der BauernZeitung vor knapp acht Jahren. Und immer noch beschäftigen uns die Agrarbudgets, sogar mehr denn je, wie die Bauernproteste in den Nachbarländern und die politischen Diskussionen in der Schweiz zeigen.
Der Produktionswert unserer Landwirtschaft von 12 Mia Franken im Jahr 2023 steht Vorleistungskosten von 7,4 Mia Franken gegenüber, was schliesslich zu einem Nettounternehmenseinkommen von rund 3 Mia Franken führt. Diese 3 Mia Franken entschädigen hauptsächlich die geleistete Arbeit und das produktive Vermögen (Kapital und Boden) der Bauernfamilien in der Schweiz. Vereinfacht ausgedrückt leben die Bauernbetriebe von den Direktzahlungen.
Fast ein Drittel aller Direktzahlungen
Im Kanton Aargau wurden im vergangenen Jahr rund 149 Mio Franken Direktzahlungen an die Betriebe ausgerichtet. Augenfällig sind dabei die markanten Verschiebungen zwischen den Beitragstypen gegenüber dem Jahr 2022. Insbesondere die Produktionssystembeiträge haben auf Kosten der Versorgungssicherheits-, Ressourceneffizienz- und Übergangsbeiträge um fast die Hälfte zugenommen. Die Förderung besonders naturnaher, umwelt- und tierfreundlicher Produktionsformen hat gegriffen und die entsprechenden Massnahmen lösen fast einen Drittel aller Direktzahlungen aus.
Zwangsläufig haben die Bauernfamilien schnell reagiert und die politisch bestellten (Zusatz-)Leistungen mit beträchtlichem Mehraufwand erbracht. Weder der Direktzahlungsrahmen noch der Gesamtproduktionswert sind dabei gestiegen. Zugenommen hat hingegen der Druck auf die produzierende Landwirtschaft.
Direktzahlungen wieder stärker entkoppeln
Das zunehmend planwirtschaftlich orientierte Direktzahlungssystem mit seinen stetig steigenden politischen Anforderungen läuft Gefahr, die Lebensmittelproduktion immer mehr von den tatsächlichen Marktbedürfnissen zu entfernen. Im aktuellen Marktumfeld können Zusatzleistungen aus komplexen Produktionssystemen über das Produkt kaum mehr ausgelobt werden. Wenn unsere Landwirtschaft einigermassen marktorientiert bleiben soll, sind die Direktzahlungen wieder stärker von rein politischen Anforderungen zu entkoppeln.
Die Bauernbetriebe können nicht ohne Direktzahlungen leben, diese sollten aber die marktwirtschaftlichen Bedingungen verbessern und kein Instrument einer Planwirtschaft werden.
Gastautor Hansruedi Häfliger ist Direktor des LZ Liebegg, verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und nennt als Hobbys Wandern, Skifahren und Pferdezucht.