Schon wieder stehen sich Befürworterinnen und Gegner gegenüber, die Meinungsverschiedenheiten gehen erneut quer durchs Volk und auch durch die Landwirtschaft.

Aber bei der Massentierhaltungs-Initiative (MTI) bleibt der Ton etwas sachlicher als beim Abstimmungskampf zu den Pestizid-Initiativen im Vorjahr. Eine inhaltliche Diskussion scheint eher möglich. Diese Hoffnung weckte jedenfalls das Podium am Liebegger Agrarpolitikabend, das vor Kurzem stattfand.

Unterschiedliche Definitionen

Auch Nutztiere haben ein Recht auf ein würdiges Leben. Weniger Fleisch und tierische Produkte auf dem Teller, die dafür mehr wert sein dürfen und weniger auf Kosten des Tierwohls und der Umwelt produziert werden, könnten einige Probleme unserer Gesellschaft entschärfen. Dagegen wendete niemand am Liebegger Podium etwas ein. Bei der Definition von Würde und Massentierhaltung begannen aber die Diskussionen. Für SP-Nationalrätin Gabriela Suter aus Aarau und Meisterlandwirt Kurt Brunner aus Hallwil gibt es Massentierhaltung in der Schweiz, oder was seien beispielsweise Ställe mit 27 000 Hühnern denn sonst, so die rhetorische Frage.

SVP-Nationalrat Alois Huber aus Wildegg und Peter Anderhub aus Muri hingegen, beide auch Meisterlandwirte, empfinden die Bezeichnung als irreführend mit Verweis auf viel höhere Tierbestände im Ausland.

Sie argumentierten zudem, dass es Tieren in kleinen Beständen keineswegs automatisch besser gehe als auf grösseren, spezialisierten Betrieben.

Mit dem Einkauf wählen

Bei der Podiumsdiskussion schlich sich immer wieder das Thema Konsum in den Mittelpunkt. Es funktioniere nicht, den Konsum mittels Produktionszwang zu steuern, war der Standpunkt der Initiativgegner.

Der Konsument könne durchaus erzogen werden, fanden die Befürwortenden; die Versuchung sei einfach zu gross, wenn im Laden alles verfügbar sei.

Diese Kluft zwischen Idealen und Konsumverhalten sehen die Gegner der MTI als grosses Problem. «Es ist scheinheilig, auf dem Stimmzettel das Teuerste anzukreuzen und im Laden das Billigste zu kaufen», mahnte Christoph Hagenbuch, Präsident des Bauernverbands Aargau (BVA), im Hinblick auf die Abstimmung. Produkte mit Bio- oder noch strengerem Standard seien in der Schweiz ja problemlos verfügbar, die Initiative sei darum schlicht unnötig.

Weniger Druck dank MTI

Gabriela Suter bezeichnete die MTI hingegen als Chance für Schweizer Bauernfamilien: Die Umsetzung könne Druck zu immer mehr Wirtschaftlichkeit von ihnen nehmen. Nur dann, wenn die Standards auch für Importprodukte angewendet würden, wandte die Gegenpartei ein, und daran glaube sie nicht. Sie fürchtet, dass sich der Konsum einfach auf ausländische Produkte mit tieferen Standards verlagert.

Marktvertreter fehlten

Christoph Hagenbuch hatte am Anlass das erste und das letzte Wort. Dass sich für das Podium weder Vertreterinnen noch Vertreter des Marktes finden liessen – die Meinungsbildung habe noch nicht stattgefunden –, enttäuschte ihn: «Wenn sie Farbe bekennen sollen, fehlen sie.»