Im vergangenen Winter führten die Ausscheidung des Zuströmbereichs rund um den Zugersee und die damit verbundenen Einschränkungen für grosse Emotionen innerhalb der Zuger, Luzerner und Schwyzer Bauernsame. Es wurde kritisiert, dass zur Reduktion der Phosphorbelastung nur auf seeexterne Massnahmen gesetzt und dadurch die Landwirtschaft einseitig eingeschränkt werde.
Richtplananpassung liegt auf
Insbesondere wurde von den Bauern bemängelt, dass es für seeinterne Massnahmen wie das Verstärken der Zirkulation oder die Belüftung des Tiefenwassers noch keinen verbindlichen Zeitplan gebe und dadurch die Gefahr bestehe, dass diese infolge der hohen Kosten auch nie umgesetzt würden. Nun macht der Kanton Zug aber auch bei diesen seeinternen Massnahmen vorwärts. Mittels eines in Walchwil angebrachten Kompressors soll zukünftig Luft in die Tiefe des Sees gepumpt werden. So soll im Tiefengewässer mehr Sauerstoff für die Fische zur Verfügung stehen und der Phosphor in die oberen Wasserschichten gedrängt werden. Die für eine Belüftungsanlage nötige Richtplananpassung liegt derzeit öffentlich auf.
Externe Massnahmen müssen nun kommen
«Wir vom Zuger Bauernverband hoffen, dass die seeinternen Massnahmen nun politisch auf breiter Front Unterstützung finden», betont Thomas Rickenbacher, der Präsident der Zuger Bauern. Die seeexternen Massnahmen würden von der Landwirtschaft ja bereits seit Anfang 2023 umgesetzt. Es wäre unverständlich, wenn das Parlament dem Projekt der Belüftung des Tiefenwassers zukünftig negativ gegenüberstehen würde. «Die politische Aussage einer solchen Ablehnung wäre ja, dass das Zuger Parlament gar keine Sanierung des Sees möchte. Das wäre politisch unglaubwürdig und gegenüber unseren Mitgliedern ganz schwierig zu kommunizieren», so Thomas Rickenbacher.
Gesetzliche Anforderungen müssen eingehalten werden
Es sei verständlich, dass die angedachte Belüftung des Sees in der Bevölkerung kontrovers diskutiert werde. Aber trotz des hohen Aufwands müssten die gesetzlichen Anforderungen nun einmal eingehalten werden, so Rickenbacher weiter. Er sieht dem politischen Prozess grundsätzlich positiv entgegen. Auch wenn es sehr viel Zeit beanspruche, könnten seeinterne und ‑externe Massnahmen zusammen zu einer Reduktion des Phosphorgehalts im Zugersee führen und somit indirekt auch den Druck auf die Landwirtschaft etwas vermindern.
Bald zu kleine Fische?
Nicht wirklich auf Begeisterung stossen die Pläne des Kantons betreff Belüftung des Tiefenwassers bei den Zuger Fischern. Für Theo Zimmermann, der mit seinem Bruder eine Fischerei in Walchwil betreibt, benötige es keine zusätzlichen Anstrengungen, um den Nährstoffgehalt im Zugersee zu senken, wie aus einem Beitrag im «Boten der Urschweiz» zu entnehmen ist. Seitdem Ende der 1970er-Jahre die Abwasser-Ringleitung um den See erstellt wurde, sei die Wasserqualität stetig besser geworden. Auch habe sich in der Landwirtschaft in den letzten Jahren viel bewegt. Zimmermann befürchtet sogar, dass die Felchen im Zugersee, ähnlich wie in anderen belüfteten Seen in der Zentralschweiz, zukünftig bedeutend weniger Gewicht hätten und so der Fischertrag sinke.
Skeptische Zuger Fischer
Einen ähnlichen Standpunkt vertritt gemäss erwähntem Beitrag auch Pascal Reichlin, der Präsident des Berufsfischerverbands des Kantons Zug. Er befürchtet gar negative Auswirkungen auf die Biodiversität und den Fischbestand, wenn durch die Belüftung mehr Phosphor in die oberen Wasserschichten komme. Der Berufsfischer-Präsident widerspricht auch den Forderungen des Gewässerschutzes nach tieferen Phosphorwerten. Es werde zu wenig Rücksicht auf regionale Gegebenheiten genommen. Es sei der falsche Weg, ein derzeit gut funktionierendes Ökosystem durcheinanderzubringen.