«Als Landwirt erwarte ich mehr Fakten über die Einträge von Phosphor in Gewässer aus nicht landwirtschaftlichen Quellen. Und als Gemeinderat erwarte ich mehr Fakten, ob das Steuergeld für die Gesundung der Mittellandseen sinnvoll investiert ist, zumal die Gemeinden für die Siedlungsentwässerung und Abwasserreinigung zuständig sind.» Das sagt Christian Budmiger aus Aesch, der auch im Gemeindeverband der ARA Moosmatten und in jenem für den Baldegger- und Hallwilersee sitzt und neu in einer Begleitgruppe zum Projekt «Massnahmenplan Siedlungsentwässerung Mittellandseen». Dieses hat das zuständige Luzerner Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement der Dienststelle Umwelt und Energie in Auftrag gegeben. Damit sollen die Gemeinden und Abwasserverbände ein Planungsinstrument erhalten zur Reduktion der Phosphoreinträge aus der Siedlungsentwässerung.
Daten fehlen
Zwar habe sich der Zustand der Seen in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert, und die Phosphorkonzentrationen konnten stark verringert werden, die Wasserqualität sei aber noch ungenügend. Deshalb seien Massnahmen zur Sanierung weiterzuführen, heisst es in einem Schreiben von letzter Woche an die Gemeinden der regionalen Abwasserverbände. Während der Kanton im Rahmen der Phosphorverordnung Massnahmen in der Landwirtschaft finanziere, um Einträge aus landwirtschaftlichen Flächen in die Seen zu reduzieren, seien die Gemeinden zuständig für die Abwasserreinigung, aus welcher ebenfalls ein Teil der P-Einträge stamme. In einem ersten Schritt sollen Daten erhoben werden, um die Einträge, welche über Regenbecken und Hochwasserentlastungen und den ARA in die Seen gelangen, zu erfassen, um so den Handlungsbedarf bei den Mischwasserentlastungsbauwerken zu erkennen. Budmiger weist darauf hin, dass solche Daten fehlen und somit auch die Transparenz offen sei.
Vier Vorstösse gleichzeitig
Die Thematik hat vier Luzerner Kantonsräte bewogen, Vorstösse einzureichen, und zwar alle gleichzeitig Ende März. Dabei verlangt Kantonsrat Hanspeter Bucheli aus Ruswil in einem Postulat, dass die Regierung den Phosphoreintrag aus den Abwässern in die Gewässer im Einzugsgebiet der Mittellandseen überprüft. Wegen des fehlenden Trennsystems würden nach wie vor grosse Mengen Regenwasser in die Abwässer einfliessen, sodass die Leitungen und Anlagen häufig überlastet seien. So würden neben gefährlichen Stoffen wie Chemikalien, Hormonen und Pneuabrieb auch phosphorhaltige Abwässer in die Gewässer gelangen. Wie diese Mengen bisher gemessen, geschätzt oder errechnet wurden, sei nicht nachvollziehbar.
Bernadette Rüttimann, Hochdorf, verlangt in ihrem Postulat, dass das seit 1986 bestehende Konzept und die Methodik zur Erhebung und Berechnung der jährlichen Phosphorfrachten von einer externen Expertenfachstelle anhand des heutigen Kenntnisstandes auf deren Vollständigkeit und Richtigkeit überprüft wird. Sie weist darauf hin, dass sich die Infrastrukturbauten und Bevölkerungszahlen um die Mittellandseen enorm entwickelt haben.
Mehr Transparenz
Der Neubau und die Erweiterung von Trennsystemen von Regen- und Abwasser habe mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten. So würden bei Dauerregen und Starkwetterereignissen Wassermassen ungereinigt in die Seen gelangen. Für die Gesundung der Seen sei es elementar, dass alle Quellen von Phosphor identifiziert seien; nur mit vollständiger Transparenz könne Vertrauen in der Bevölkerung geschaffen werden.
In der Anfrage von Martin Birrer, Emmen, will dieser Auskunft über die Gewässerverschmutzung aufgrund von Entlastungen von Kläranlagen. Dazu seien kaum detaillierte Unterlagen verfügbar, es brauche mehr Transparenz. So zum Anteil der Trennsysteme oder wie häufig und wie viel Kläranlagen in die Gewässer «entlasten» würden.
Unterschiedliche Ellen
In einer weiteren Anfrage will Sandra Meyer, Hitzkirch, Auskunft über die Mikroverunreinigungen in Gewässern. Zumal das Bundesamt für Umwelt darauf hinweise, dass gereinigtes Abwasser erheblich zur Belastung mit Mikroverunreinigungen beitrage. Im Kanton Luzern sei aber die vierte Reinigungsstufe nur für grosse Kläranlagen vorgesehen. Meyer stört sich daran, dass bei landwirtschaftlichen Themen der Kanton für den Gewässerschutz eine Vorreiterrolle einnehme, bei den ARA aber nur das vom Bund vorgesehene Minimum an Vorgaben gelte.
Die Antworten der Regierung auf die Vorstösse sind noch offen. Mit dem oben erwähnten Projekt «Massnahmenplan Siedlungsentwässerung Mittellandseen» wurde aber vom Kanton bereits reagiert.