Drei Franken und 20 Rappen. So viel kostet diese Zeitung wöchentlich. Darin enthalten ist die Recherche von ungefähr 15 Personen, die Arbeit eines kleinen Teams, welches für die Inserate und Abonnements zuständig ist, die Koordination der Redaktionstätigkeit und eine Handvoll Zugfahrten an Versammlungen oder Viehschauen. Szenenwechsel: Wie viel geben Sie wöchentlich für Genussmittel wie Kaffee, Wein, Zigaretten, Schokolade oder Bier aus? Womöglich mehr als Fr. 3.20.

Diese Analyse ist kein Aufruf an unsere Leserschaft, der wir unsere Daseinsberechtigung verdanken, mehr für dieses Produkt zu zahlen. Es ist eine Grundsatzfrage, die ich mir nach einem Podiumsgespräch über das bevorstehende Referendum zur Medienförderung stellte. Und nämlich: Wie viel ist guter Journalismus noch wert? Würden Werbegelder nicht in solch signifikanten Mengen an Internetplattformen wie Facebook abfliessen und wäre die Zahlungsbereitschaft für Onlinemedien beim Publikum grösser, würden wir wohl nicht über diese Vorlage abstimmen. Aber mit «würde» und «wäre» kann eben keine Zeitung Löhne zahlen.

Landesbevölkerung offenbar noch nicht komplett auf digitale Informationen umgestiegen

Die Realität sieht nämlich so aus: Gemäss dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom) sind bei den Zeitungen die Einnahmen aus den Abo-Verkäufen stark rückläufig, auch die privaten Radio- und Fernsehstationen verzeichnen weniger Werbeeinnahmen. Die Informationsquellen der Leserschaft verschieben sich zunehmend auf digitale Kanäle. Dieser Trend passiert jedoch nicht in allen Landesteilen gleichermassen. So ist laut Schätzungen ein Grossteil der Landesbevölkerung noch nicht auf die digitalisierte Information umgestiegen. Weil sich die Stückzahl der abonnierten Printzeitungen dennoch schmälert, gleichzeitig aber viele Leute (zu denen Sie gehören, wenn Sie diese Zeitung in den Händen halten) diese Art von Information schätzt, erhöhen sich in der Folge die Zustellungskosten. Daher ist es sinnvoll, diese befristet staatlich zu verbilligen. Sprich: am 13. Februar dem Medienpaket zuzustimmen.

Internettplattformen beeinflussen die Meinungsbildung

Die Meinungsbildung derjenigen Leute, die sich vermehrt über Facebook und Co. informieren, wird automatisch stärker von den internationalen Internetplattformen beeinflusst: «Sie berichten aber nicht darüber, was in den Regionen passiert», warnt das Bakom. Und sie müssen sich nicht an journalistische Standards halten. Im Gegensatz zu lokalen und regionalen Medien, denen diese Zeitung angehört, die nach einem Redaktionsstatut operieren. Dasjenige der BauernZeitung beinhaltet beispielsweise folgenden Punkt: «(Alle Medien der Schweizer Agrarmedien AG) geniessen redaktionelle Freiheit im Rahmen der demokratischen Grundordnung dieses Landes und im Rahmen der journalistischen Fairness und Ethik». Weder den staatlichen, noch politischen Einfluss spüre ich als Redaktorin, obwohl wir de facto eine Verbandszeitschrift sind. Das ist gut so und würde auch bei der Annahme des Pakets so bleiben.

Gegner fürchten sich um die Unabhängigkeit der Medien

Genau diesen Punkt bezweifeln Gegner des Referendums: Die staatliche Nähe zu den Medien beeinträchtige die Unabhängigkeit der betroffenen Titel. Dabei erfolgt die staatliche Stützung von maximal 151 Millionen Franken befristet und indirekt: Unter anderem verbilligt sie, wie oben erwähnt, die (Früh-)Zustellung oder die Aus- und Weiterbildung von Journalistinnen und Journalisten. Dass hauptsächlich grosse Verleger von der Unterstützung profitieren würden, widerlegt das Bakom: Von der Zustellermässigung im Jahr 2020 haben vor allem kleinere und mittlere Zeitungen wie die «Engadiner Post», die «Simmental Zeitung» oder der «Willisauer Bote» profitiert. Fast 80 % der Unterstützung sei ihnen zugutegekommen. Die restlichen 20 % flossen in die drei grössten Medienhäuser Ringier, Tamedia und CH-Media. Diese Ermässigung würde mit dem Massnahmenpaket erhöht und auf mehr Zeitungen ausgedehnt. Dennoch käme auch in Zukunft der Grossteil der Gelder kleineren und mittleren Verlagshäusern zugute, wie das Bakom versichert. Weiter sieht das geschnürte Medienpaket die verstärkte Unterstützung (von bisher 20 auf 30 Millionen Franken pro Jahr) von Vereins- und Verbandszeitschriften vor, zu der diese Zeitung gehört.

Zeitungen als Opfer der Digitalisierung?

Während dem hitzigen Podiumsgespräch im kalten Januar stellte ich schliesslich fest, dass nicht alleine die Internetgiganten für das Zeitungssterben verantwortlich sind. Wir müssen uns fragen: Sind gedruckte Printausgaben einfach ein weiteres Opfer der Digitalisierung, welches man hinnimmt oder bleiben Zeitungen ein unterstützungswertes Mittel zur Meinungsbildung in einem Land der direkten Demokratie. Und: Wie viel sind wir bereit, dafür zu zahlen?