«Wer immer das macht, was er schon kann, der bleibt immer das, was er schon ist.» Mit diesem Zitat von Henry Ford schloss Michael Tschümperlin, Leiter Controlling bei Victorinox AG, sein Referat an der ersten Agroplattform Schwyz in der Markthalle Rothenthurm. Er motivierte die rund 150 Schwyzer Bäuerinnen und Bauern zu mutigen Entscheiden in der Unternehmensführung. Auch die Gründung der Victorinox im Jahr 1884 habe im damaligen Umfeld viel Mut benötigt.

Wichtig seien damals schon Kooperationen und Partnerschaften mit anderen Unternehmen gewesen. So habe Firmengründer Carl Elsener bereits im Jahr 1891 den nationalen Messerschmiedemeisterverband gegründet. Elseners Ziel war es, dass dadurch die Schweizer Messerschmiede zukünftig das Sackmesser der Armee herstellen konnten. Dieses wurde damals noch von einem Hersteller aus dem deutschen Solingen geliefert. Heute sind mittlerweile weltweit 500 Millionen Offiziersmesser der Victorinox AG in Umlauf.

Victorinox AG: 
Das Unternehmen wurde 1884 von Karl Elsener gegründet, beschäftigt weltweit rund 2100 Mitarbeiter, davon rund 950 im Kanton Schwyz, und erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 480 Millionen Schweizer Franken. Die Jahresproduktion liegt bei rund 26 Millionen Stück, von denen 6 Millionen auf Schweizer Messer, 7 Millionen auf andere Taschenwerkzeuge und 13 Millionen auf Haushalts- und Berufsmesser entfallen. Geleitet wird das Unternehmen von Carl Elsener junior, dem Urenkel des Gründers.

Mut zur Diversifikation im Angebot

1989 stieg Victorinox ins Uhrengeschäft ein, später entschied man sich, auch Reisegepäck und Kleider ins Sortiment aufzunehmen. «Nicht immer läuft alles reibungslos. Man muss auch den Mut haben, bei Projekten, die nicht gut laufen, den Stecker zu ziehen», betonte Michael Tschümperlin. So habe sich die Firma mittlerweile aus dem Bekleidungsgeschäft wieder zurückgezogen. Man müsse zwar immer wieder den Mut haben, Neues zu wagen, das Risiko dürfe aber für das Unternehmen nie existenziell sein. Im Jahr 2000 wurde die Victorinox-Unternehmensstiftung errichtet, welcher heute 90 Prozent der Firmenanteile gehören. «Dadurch konnte man verhindern, dass zukünftig allenfalls Dividendenzahlungen an Aktionäre getätigt werden müssten», so Tschümperlin weiter. So blieben die Gewinne aus guten Geschäftsjahren immer im Unternehmen und in schlechteren Zeiten konnte auf diese Reserven zurückgegriffen werden. Eine solche schwierige Phase war beispielsweise nach den Anschlägen im Jahr 2001, als die Verkäufe um 30 Prozent einbrachen. Dank Flexibilität und Reserven musste in dieser Krise kein Mitarbeiter entlassen werden. [IMG 2]

Die eigenen Kosten im Griff haben

Die Victorinox investierte laufend in ihre Anlagen. Letztes Grossprojekt war das neue Distributionszentrum in Seewen, welches rund 50 Millionen Franken kostete. «Dieses Lager ist bereits voll. Es ist wichtig, dass Anlagen ausgelastet werden. Wenn bei uns eine Maschine nicht läuft, dann tut mir das weh», so Tschümperlin. Für Unternehmer sei es matchentscheidend, ihre Kosten im Griff zu haben, appellierte er an die Schwyzer Bauern.

Agroplattform Schwyz – Landwirtschaft wohin? 
In seinem Konzept zur zukünftigen Landwirtschafts- und Ernährungspolitik will der Kanton Schwyz unteranderem der Landwirtschaft mittels einer Weiterbildungsoffensive den Zugang zu einem qualitativ hochstehenden Bildungsangebot ermöglichen. Ein Projekt dieser Offensive war die Agroplattform Schwyz, welche in der Markthalle Rothenthurm erstmals veranstaltet wurde.

Inputs zur Direktvermarktung
Neben dem Hauptreferat von Michael Tschümperlin ging Nationalrat Marcel Dettling auf die nationale Rahmenbedingungen und Trends von Landwirtschaft und Politik ein. Der Luzerner Angus-Züchter Michael Bättig gab den Anwesenden wertvolle Inputs zur effizienten Direktvermarktung, zum Onlineauftritt von Betrieben und zur Mutterkuhhaltung. Zudem wurde in verschiedenen Ateliers unter der Leitung von HAFL-Studierenden auf Themen wie Raumplanung, Betriebsentwicklung und Umgang mit Handelspartner eingegangen.

Vernetzung und Wissensaustausch
«Das grosse Interesse an unserem Angebot freut mich sehr», betonte Mario Bürgler, Vorsteher des Amts für Landwirtschaft. Für Unternehmer sei es wichtig, auch Einblick in andere Branchen zu erhalten. Aber auch die Vernetzung und der Wissensaustausch von Bäuerinnen und Bauern seien sehr wertvoll. Die Agroplattform werde zu einem späteren Zeitpunkt sicher ein weiteres Mal stattfinden. 

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